MÜNCHEN. Zum Auftakt der European Championships in München hat die Deutsche Kanu-Rennsport-Nationalmannschaft an die Form der Weltmeisterschaften in Kanada anknüpfen können. Sieben der acht deutschen Boote zogen direkt in die Finalläufe ein. Bei einem Rennen wurde es sogar derartig knapp, dass erst ein Münzwurf die Entscheidung brachte.
Jakob Thordsen startete für das Kanu-Rennsport-Team Deutschland in die EM und sah sich im K1 über die 1.000 Meter direkt mit dem Topfavoriten Balint Kopasz konfrontiert. Der amtierende Weltmeister und Olympiasieger verdrängte Thordsen auf den zweiten Rang im Vorlauf. Da nur der Sieger mit einem direkten Finaleinzug belohnt wurde, geht es für Thordsen nun über den Zwischenlauf. Was für den 23-Jährigen, der in der bisherigen Saison stets über die 500 Meter antrat, überhaupt kein Problem darstellt: „Im Gegenteil! Ich bin dieses Jahr eigentlich nie wirklich die 1.000 im Wettkampf gefahren, daher musste ich mich erst wieder daran gewöhnen. Ein zweiter Lauf hilft da enorm, wieder in den Rhythmus reinzukommen. Denn grundsätzlich liegen die 1.000 Meter mir sehr, die Strecke in München mit ihrem harten Wasser ist noch dazu mein absoluter Favorit.“
Souverän lösten Jule Hake und Jacob Schopf ihre Aufgaben über die 500 Meter im K1. Beide gewannen ihre Vorläufe. Im Zweier lief es zumindest für Hake gänzlich anders vonstatten. Bis zum Zielstrich kämpfte die 22-Jährige gemeinsam mit ihrer Zweierpartnerin Paulina Paszek gegen das Team Belgien um den Sieg, der den wichtigen Direkteinzug ins Finale brachte. Doch die beiden stellten die Kampfrichter auf eine harte Probe – wer hatte das Rennen nun gewonnen? Immer wieder wechselte die Anzeige zwischen der deutschen und der belgischen Flagge. Es war für die Kampfrichter selbst im Zielfoto schlichtweg nicht zu sehen. Das löste Fragezeichen bei der Jury aus, wie diese Situation nun entschieden werden sollte. Deutschlands Sportdirektor Jens Kahl kam die rettende Idee: Ein Münzwurf. Stellvertretend für seine Schützlinge wählte Kahl den Adler, während Belgien die Zahl zugesprochen bekam. Und im wahrsten Sinne des Wortes fiel die Wahl auf Deutschland. Damit bleibt Hake und Paszek der Umweg über das Semifinal erspart. Eine Lehre ziehen die beiden aus dem extrem knappen Finish aber bereits, wie Hake erklärt: „Wir haben die Belgierinnen ehrlich gesagt nicht so stark eingeschätzt. Für das Finale haben wir sie nach dieser Leistung absolut auf unserem Radar.“
Auch bei Moritz Florstedt und Felix Frank zeigten die Mundwinkel wieder nach oben. Bei der WM waren die beiden über ihren achten Platz im K2 über 500 Meter noch sichtlich enttäuscht, doch beim Heimspiel in München scheint es besser zu laufen. „Wir haben uns in den Wochen nach der WM den Kopf ein wenig frei gemacht, ansonsten hat sich so viel nicht viel getan. Wir konnten heute einfach unser Potential abrufen, das war der Unterschied“ erklärt Florstedt nach dem Vorlauf-Sieg des Duos, warnt aber vor einer zu hohen Erwartungshaltung: „Im Finale gelten andere Gesetze, das haben wir erst kürzlich schmerzhaft feststellen müssen.“
Bundestrainer Arndt Hanisch lobt die Veranstaltung in München, die seiner Ansicht nach den Athleten einen echten Schub gibt: „Es ist natürlich schwer, sich nach dem Saisonhöhepunkt mit den Weltmeisterschaften jetzt noch einmal zu konzentrieren. Doch die Organisation und die Veranstaltung als Ganzes macht es den Sportlern wirklich leicht. Deswegen Kopf frei kriegen und Spaß haben!“ Hanisch hofft lediglich auf noch lautstärkere heimische Unterstützung: „In den Vorläufen waren ja schon einige deutsche Zuschauer da, deswegen gehen wir davon aus, dass an den Finaltagen die Hütte brennt.“
Am Freitag steht für das Kanu-Rennsport-Team Deutschland ein gemischtes Programm auf der Tagesordnung. Neben weiteren Vor- und Zwischenläufen fallen bereits erste Medaillenentscheidungen.
Alle Infos rund um die Wettkämpfe im Kanu-Rennsport bei der EM in München:
Eventseite: https://www.munich2022.com/de
Ergebnisse und Zeitplan: https://results.mun.mev.atos.net/ECM2022/de/ergebnisse/kanu-rennsport/taglicher-zeitplan.htm
Live in der ARD: https://www.sportschau.de/european-championships
Live im ZDF: https://www.zdf.de/sport/european-championships/kanu/kanu-european-championships-100.html
Teambroschüre der Kanu-Rennsport und Parakanu Nationalmannschaft: https://www.kanu.de/_ws/mediabase/_ts_1659532222000//downloads/leistung/kanu-rennsport%20team%20deutschland%202022.pdf