LEVERKUSEN. Der TSV Bayer 04 Leverkusen übernimmt ab dem kommenden Jahr in einem bedeutenden EU-Projekt die Leitungsfunktion. „Sport und Diabetes“ lautet der Titel des Projekts, das als übergeordnetes Ziel dafür sorgen soll, dass Kinder und Jugendliche mit einer Diabetes-Erkrankung besseren Zugang zum Sport finden.
Seit einigen Jahren ist der TSV Bayer 04 Mitglied in der „European Multisport Club Association“ (EMCA), ein Zusammenschluss aus Großsportvereinen aus ganz Europa, und beteiligt sich aktuell bereits an einem Projekt zum Thema „Good Governance“ (Gute Unternehmensführung).
Mit „Sport und Diabetes“ erreicht das europäische TSV-Engagement nun die nächste Stufe, denn als Koordinator liegen die zentralen Aufgaben in Leverkusen – unter anderem die Verwaltung des Etats in Höhe von etwa 350.000 Euro in enger Abstimmung mit den Vorgaben der Europäischen Kommission.
Im Mittelpunkt steht natürlich die inhaltliche Ausrichtung, und die hat einen ernsten Hintergrund. Kinder und Jugendliche, die an Diabetes erkrankt sind, haben oft einen sehr limitierten Zugang zum Sport. Einer der Gründe ist, dass Eltern nach dem Bekanntwerden der Diagnose Sorge haben, dass Sport dem Kind schaden würde. Häufig können auch andere Bezugspersonen wie Lehrern, Erziehern oder Trainern nicht einschätzen, wie sie mit der Diagnose sinnvoll umgehen können. Nicht selten ist ein teilweiser oder kompletter Rückzug aus dem Sport die Folge.
„Meist fehlt dem Umfeld oder den Trainern schlicht das Wissen, welche sportlichen Möglichkeiten es auch für Kinder mit Diabetes gibt und wie man in kritischen Situationen zu handeln hat“, erklärt Malte Kalsbach, Projektverantwortlicher beim TSV Bayer 04 Leverkusen. Diese Lücke soll mit dem Projekt geschlossen werden. Als zentrales Element wird ein Handbuch erstellt, das Wege und konkrete Möglichkeiten aufzeigt, wie auch Menschen mit Diabetes ihre Freude an der Bewegung ausleben können. „Wir wollen Botschafter sein dafür, dass auch an Diabetes erkrankte Kinder und Jugendliche dieselben Chancen haben, aktiv zu sein, sich ihre Träume zu erfüllen und – als wichtigster Punkt – ihr Leben genießen können“, ergänzt Malte Kalsbach.
Neben dem TSV Bayer 04 Leverkusen gehören mit Lazio Rom, Olympiakos Piräus, HASK Mladost (Zagreb) und dem Wiener Sportclub vier weitere Großvereine zu den Projektpartnern. Wichtig bei dem Projekt ist besonders die Expertengruppe, die das Handbuch entwickelt und in den Vereinen die Anwendbarkeit testet. Diese Expertengruppe wird von dem Projektpartner Internationale Diabetes Föderation (IDF), als Vereinigung 71 nationaler Diabetesverbände, angeführt. Neben Experten aus dem Umfeld des IDF wird die Deutsche Sporthochschule Köln (DSHS) in der Expertengruppe mit Professoren vertreten sein. Darüber hinaus wird mit der Ascensia Diabetes Care ein lokales Leverkusener Unternehmen in dem Projekt in der Distribution beteiligt sein und mit ihrem Netzwerk das Projekt unterstützen. Ascensia hatte die Bayer-Sparte Diabetes Care 2016 übernommen und setzt sich für die Verbesserung der Gesundheit und Lebensqualität für Menschen mit Diabetes mit ihren Produkten ein.
Aufgaben des TSV Bayer 04 bestehen neben der administrativen Abwicklung zum Beispiel darin, in Person der beiden Projektmanager Malte Kalsbach und Jolene Kubeth Expertentreffen zu koordinieren oder mit Trainern an Workshops teilzunehmen. Auch die jungen Sportlerinnen und Sportler sind gefragt: Es werden drei Sportevents ausgerichtet, zusätzlich werden fünf Leverkusener Kinder oder Jugendliche an einem Camp in Piräus teilnehmen.
Dass der TSV Bayer 04 inzwischen auf europäischer Bühne in einem solchen Projekt die Koordination übertragen bekommt, ist für TSV-Geschäftsführerin Anne Wingchen eine Auszeichnung und Motivation zugleich: „Wir haben in den vergangenen Jahren die Arbeit mit den europäischen Vereinen und der Europäischen Union sehr schätzen gelernt. Jetzt freuen wir uns, dass wir bei diesem spannenden Thema eine so zentrale Rolle übernehmen dürfen. In anderen Konstellationen haben wir bereits viel gelernt und wir werden nun alles geben, auch dieses Projekt erfolgreich umzusetzen“, erklärt Anne Wingchen.
Finanziert wird das Projekt im Zeitraum von Januar 2020 bis Juni 2022 über das EU-Programm „Erasmus plus“.