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Interview mit DSV-Mannschaftsärztin Katharina Blume zum Start in die Wintersaison nach Corona

PLANEGG. Die Skigebiete in Deutschland, Österreich und der Schweiz machen sich mit unterschiedlichen Hygienekonzepte für die Saison bereit. Wintersportler können den ersten Schnee kaum erwarten. Doch was gilt es nach einer Corona-Impfung oder Infektion zu beachten? Wie gelingt der Wiedereinstieg nach einer Corona-Erkrankung und wie sieht die Vorbereitung aus? Die DSV-Mannschaftssärztin Katharina Blume gibt Ratschläge und Trainingstipps für den Pistenstart.

DSV aktiv: Die meisten Skifahrer mussten im vergangenen Winter komplett auf den Pistensport verzichten. Was ist jetzt vor dem ersten Skitag nach so einer langen Pause besonders wichtig?

Katharina Blume: Hier ist zu bedenken, dass sehr viele Skifahrerinnen und Skifahrer aufgrund von geschlossenen Fitnessstudios und fehlender Vereinsangebote weniger, unregelmäßiger und weniger spezifisch Sport gemacht haben als in der Zeit vor der Pandemie. Dies wird auch durch wissenschaftliche Untersuchungen gestützt, sodass man davon ausgehen kann, dass eine Vielzahl an Menschen aktuell weniger gut trainiert sind. Das macht sich nicht nur durch weniger Muskelmasse bemerkbar, sondern auch das Herz-Kreislauf-System ist dadurch beeinflusst.

Daher ist es nun umso wichtiger, sich bedacht und systematisch auf die Skisaison vorzubereiten. Die Grundlagenausdauer muss daher kontinuierlich aufgebaut werden, um in Kombination mit Kräftigungs- und Dehnübungen die Verletzungsanfälligkeit zu minimieren. Allerdings sollte der Trainingsaufbau Schritt für Schritt erfolgen, um die Anfälligkeit für Infekte zu reduzieren. Eine verminderte Grundlagenausdauer bringt meist auch eine geringere Konzentrationsfähigkeit mit sich.

DSV aktiv: Wie umfangreich sollte die Saisonvorbereitung/Training im Herbst sein?

Katharina Blume: Optimal wäre es, wenn man in den Herbstmonaten bis in den frühen Winter hinein die Ausdauer durch zwei bis drei lockere Läufe pro Woche trainiert und Stück für Stück steigert. Hierbei gilt weiterhin die Faustregel, dass das Tempo und die Trainingsintensität dann passen, wenn man sich beim Laufen noch unterhalten kann. Bevor man die Intensität oder das Tempo steigert, sollte man eher die Umfänge steigern, um den Trainingseffekt zu erhöhen. Aktuelle Studien sagen, dass man sich pro Woche 150 Minuten sportlich betätigen soll. Bei Wintersportlern, die vor der Pandemie regelmäßig auf der Piste oder in der Loipe unterwegs waren, können es gerne auch ein paar Minuten mehr sein.
Neben dem Ausdauertraining sollte man gleichzeitig noch Stabilisationsübungen machen, um vor allem die tiefere Muskulatur zu trainieren. Dies kann im Anschluss an eine Ausdauereinheit erfolgen, oder im Wechsel.

DSV aktiv: Einige haben selbst eine Corona-Infektion hinter sich, in unterschiedlichen Ausprägungen. Was muss nach einer Infektion vor oder während dem Wiedereinstieg in den Sport allgemein und/oder speziell im Wintersport beachtet werden?

Katharina Blume: Hier muss man natürlich zwischen einer asymptomatischen Infektion, einer Infektion mit milden Symptomen wie lediglich Husten und Schnupfen und Geruchsverlust und einer Corona-Infektion mit schwerwiegenden Krankheitsverläufen unterscheiden. Sobald Symptome wie Fieber länger als zehn Tage vorhanden waren, oder es sogar zu einem Klinikaufenthalt kam, kann man davon ausgehen, dass leichte sportliche Betätigung frühestens nach der gleichen Anzahl an Tagen aufgenommen werden sollte, wie die Symptome vorlagen.

Sobald man komplett symptomfrei ist und die angesprochene Sportpause berücksichtigt hat, steht einen ebenso vorsichtigen wie strukturierten und systematischen Training eigentlich nichts im Wege.

Solange noch Symptome vorherrschen, sollte ein Training nur nach Absprache mit dem Hausarzt oder einem Internisten gestartet werden. Anhaltende Müdigkeit, Brustschmerzen während der Belastung und Luftnot vor oder während der Belastung sind Alarmsignale, die einer Abklärung mit dem Arzt bedürfen. Klar ist auch, dass jeder Fall hier individuell zu betrachten ist, abhängig von Alter, körperlicher Konstitution und kardiovaskulären Vorerkrankungen.

DSV aktiv: Für alle Geimpften: Wie lange nach einer Impfung sollte man auf hohe Belastungen im Sport verzichten und generell vorsichtig sein?

Katharina Blume: Aktuelle Studien mit Sportlern zeigen, dass körperliche Aktivität wenige Tage nach der Impfung den eigentlichen Impferfolg nicht negativ beeinflusst. Trotzdem ist es so, dass das Immunsystem durch eine Impfung beeinflusst. Daher sollte man, soweit keine Impfreaktionen auftreten, direkt nach der Impfung ein bis zwei Tage pausieren, um dann moderat wieder in das Training einzusteigen. Treten Impfreaktionen wie Fieber auf, gilt wie vorab bereits erwähnt eine Sportpause von gleicher Dauer, wie das Fieber akut war. Also drei Tage Fieber bedeuten im Anschluss nochmals drei Tage Trainingspause.

DSV aktiv: Wie sicher können sich Geimpfte im Winter an den Skipisten fühlen?

Katharina Blume: Eine Impfung minimiert den Schweregrad einer Corona-Infektion. Sie schützt aber nicht vor der eigentlichen Ansteckung. Daher besteht auch für Geimpfte die Gefahr, selbst unbewusst Überträger einer Infektion zu sein. Daher gelten für Geimpfte und Ungeimpfte die identischen Hygiene-Regeln. Also Abstand halten, regelmäßiges waschen und desinfizieren der Hände und das Tragen eines Mund-Nasenschutzes, wenn Abstände nicht eingehalten werden können und in Innenräumen. Die Impfung ist daher kein Freischein. Beim Skifahren und in der Loipe ist das Ansteckungsrisiko minimal, da wir uns im Freien aufhalten und gewisse Abstände automatisch eingehalten werden. In Gondeln ist es sinnvoll, sich wenn möglich in seiner eigenen Bubble – also innerhalb der Familie oder des Freundeskreises zu bewegen – mit denen man eh den Skitag oder den Urlaub verbringt. Und auch in der Liftschlange lieber etwas mehr Abstand halten, als aktives Anstehen zu praktizieren.

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