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DIE 1. HOCKEYHERREN SPIELEN WEITER 2. BUNDESLIGA

MSC Hockeyherren (c) David Urban

KÖLN. Vier Jahre ist es schon her, seit die 1. Hockeyherren trotz einer 2:4-Niederlage im direkten Duell gegen den Verfolger BTHV Bonn in die 2. Bundesliga aufgestiegen ist. »Doch knapper ging es nicht – oder: Ein gutes Pferd springt nur so hoch, wie es muss«, schrieb damals Tillmann Becker-Wahl in seinem Spielbericht auf der MSC-Homepage. Zugegeben: Persönlich sind mir in diesem Fall die Pferde lieber, die höher springen, als sie müssen.

»Wir gewinnen«, gibt sich Hockeyvorstand für Erwachsene Jens Willers selbstbewusst vor dem Spiel. Eine Haltung, die auch Teamtrainer Simon Stark aus jeder Pore ausstrahlt. »Wir spielen unentschieden und Raffelberg verliert.« Teammanager Achim Schneider traute sich nicht, seine stille Hoffnung in einem euphorischeren Statement vor Spielbeginn lautstark auszudrücken. Das käme auf das Gleiche hinaus, bloß die Dramaturgie wäre eine andere. Doch Achim Schneider hat ein Gespür fürs Drama, das hat er oft genug bewiesen. Auch diesmal gönnt er uns die Qual der Spannung. Bis zur letzten Spielsekunde.

Die Männer waren gut gestimmt, als sie aus dem Besprechungsraum rauskamen. Sie wirkten fokussiert, entschlossen, Großes zu leisten. Die Hamburger witzelten dagegen über dies und jenes auf der Terrasse. Sie ließen sich Zeit, hatten keine große Eile, sich auf den Weg zum Schlachtfeld zu machen. Ein gutes Omen? Für sie ist die Saison gelaufen, bis auf ein paar Egopunkte hatten sie hier nichts mehr zu verlieren.

»Noch eine halbe Stunde, Männer, dann geht es los«, kündete Mannschaftskapitän Marvin Linnartz den Trainingscountdown bis zum Anpfiff an. Ein Ritual. Es folgten die Mannschaftsbegrüßung an der Mittellinie, die Ansammlung im »Spielerhaufen«, die abgeschirmte Ansage eines siegesgewissen Kapitäns, ein lautes Männerchorgeschrei: »MSC!« Abklatschen. Anpfiff.

Die Anfangsanspannung war merklich. Eins wurde sofort klar: Die Hamburger wollten den Kölnern nichts schenken. Sie zeigten, warum sie die Tabellenfünften sind. Bearbeiteten sicher den Ball, fanden die Lücken, schickten ihre Stürmer nach vorne. Dominierten das Spiel. Doch Moritz (Momo) Wierlemann war der Erste, der die Kugel hinter dem Hamburger Torwart ins Tor mogelte. Die Freude wurde aber schnell gebremst. Kurz danach kassierten die MSCer eine Ecke. Die Hamburger fackelten nicht lange. Ausführung, ein satter Schuss aufs Tor und fertig. Einstand. Die Raffelberger liegen indes mit 1:0 zurück. Alles gut also. Noch.

In dem zweiten Viertel steigt wieder die Hoffnung auf einen Sieg. Mit einem Konter der MSCer findet Casper Berbuer die Lücke in Richtung Tor. Mit seinem flachen Schuss steuert er den linken Pfosten an, doch Mario Weyer schiebt seinen Schläger dazwischen und kunstvoll verfälscht er die Kugel ins gegnerische Tor. 2:1.

Doch auch diese Freude dauert nicht lange. Es folgt wieder eine Hamburger Ecke hinterher. Ausgeführt, Schuss und Tor. Die haben’s drauf: 2:2. Was sagt der Liveticker? Die Raffelberger haben auch den Gleichstand erreicht. Das ist schlecht für den MSC, dieses Ergebnis bedeutet den Abstieg. Also weitermachen. Ecke nach Ecke eröffnet uns immer wieder die Chance zu punkten, doch unsere Jungs tun sich damit noch schwer. Ihre Gegner können das besser. Zu schnell kommen ihre Verteidiger aus dem Tor, unsere Männer treffen einfach nicht, versuchen stattdessen den Trick Numero 17, 18 und dann 73. Der aber sitzt! In der 46. Minute befreit Malte Hirtz mit einem Tor seine Mannschaft aus dieser Qual. Ein Blick auf den Liveticker: Raffelberg liegt wieder 1:2 zurück. Alles gut also? Dann kassieren wir noch eine Ecke, nachdem wir ein paar Ecken inzwischen abwehren konnten. Doch diese eine mal wieder nicht: 3:3.

Noch ein paar Minuten zu spielen. Ab jetzt müssen unsere Herren die Kugel nur über die Restspielzeit bringen, bloß kein weiteres Gegentor kassieren. Doch sie machen unnötige Verteidigungsfehler, bringen ihre Mannschaftskollegen und das Publikum zum Zweifeln. 20 Sekunden vorm Abpfiff läuft womöglich der letzte Konter der MSCer. Aufs Tor wird jedoch nicht mehr geschossen. Mit einem Befreiungsschlenzer schickt Constantin (Coci) Frystatzki die Kugel hoch ins Aus, beschleunigt auch seinen Schläger gleich hinterher. Die letzten Spielsekunden laufen herunter. Der sonst nervige und schrillenden Abpfiff aus dem Spielstandanzeiger klingt diesmal doch wie eine melodische Symphonie der Freude über den Forstbotanischen Garten. Begleitet wird sie vom Siegesschrei der MSCer, weitere Hockeyschläger werden in die Luft beschleunigt, die Männer fallen sich gegenseitig in die Arme. Ein Déjà-vu wie vor vier Jahren, damals bei dem Aufstieg. Der letzte Akt des Achim-Dramas geht glücklich zu Ende. Der MSC spielt auch in der nächsten Saison in der 2. Bundesliga. Gut gemacht, Jungs! Gut gemacht.

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