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REBECCA GROTE VON ROT-WEISS KÖLN IM PORTRÄT

Die „Spätberufene“ spielt Mittwoch mit den DANAS gegen Irland - KTHC

K.-LINDENTHAL. Im Pressezentrum der Hockey-Europameisterschaft in Antwerpen wird von der neuen „Waffe“ der Damen-Nationalmannschaft gesprochen, wenn es um Rebecca Grote geht. Mit vier Toren im EM-Eröffnungsspiel der DANAS gegen Weißrussland hat Grote eine Marke gesetzt, die im internationalen Hockey selten erreicht wird. 

Doch die vor zwei Wochen 27 Jahre alt gewordene Kölnerin ist auch sonst keine „typische“ DHB-Nationalspielerin. „Betzi“, wie die Standardspezialistin im Mannschaftskreis gerufen wird, ist das, was man eine Spätberufene nennt – und das kommt im engmaschigen Fördersystem des deutschen Hockeys sehr selten vor.

Bis zur U21-Nationalmannschaft gehörte die beim HC Essen groß gewordene Sportmanagement-Absolventin dazu – machte 85 Jugend-Länderspiele, erzielte dabei 32 Tore. Nach der insgesamt enttäuschenden Juniorinnen-WM 2013 war dann aber plötzlich Funkstille. „Ich wurde nicht mehr berücksichtigt“, erinnert sich Grote. „Das war schon eine große Enttäuschung. Rückblickend betrachtet war ich damals aber tatsächlich noch nicht so weit – weder in der menschlichen Entwicklung noch athletisch.“

Sie sei sehr schüchtern gewesen, dadurch auch auf dem Platz oft etwas gehemmt – erinnert sie sich. Obwohl Rebecca mit Rot-Weiss Köln in der Liga durchaus große Erfolge feierte und nicht selten mit ihren Toren auch Zünglein an der Waage war bei deutschen Endrunden, wurde es still um ihre Nationalmannschaftskarriere, die eigentlich immer das größte Ziel der ehrgeizigen Sportlerin war. „Ich hatte da schon einen Haken dran“, gibt Grote unumwunden zu. „Als ich nach Abschluss meines Sportmanagement-Studiums noch nicht gleich wusste, was ich beruflich machen sollte, habe ich in Spanien bei Club de Campo Madrid für ein Jahr zugesagt, um mal was Neues kennenzulernen und weil die Sprache mich reizte.“

Wie sollte ein ausländischer neuer Bundestrainer in Spanien auf mich aufmerksam werden?“

Ausgerechnet in der Phase meldete sich Xavier Reckingers Bundestrainer-Vorgänger Jamilon Mülders plötzlich bei ihr. „Ich habe abgesagt, weil ich mich in Madrid schon verpflichtet hatte. Dann kam der Bundestrainerwechsel und ich habe gedacht: Okay, das Kapitel ist geschlossen. Wie sollte ein Trainer aus dem Ausland auf mich in der spanischen Liga aufmerksam werden?“ Doch es war dann wohl ihr Einsatz mit Madrid beim Europapokal, auf dem Xavier Reckinger hospitierte, der die inzwischen 26-jährige Strafeckenspezialistin beim belgischen Neu-Bundestrainer auf den Zettel brachte.

Ich hatte plötzlich eine Sprachnachricht in englischer Sprache auf der Mailbox, die ich mir dann völlig überrascht angehört habe“. Diese Sprachnachricht änderte alles im Leben von Rebecca Grote. Sie entschied sich gegen eine Verlängerung in Madrid, kehrte zu Rot-Weiss Köln zurück. Und sie stieg in die aufwändigen Stützpunkttrainings und Lehrgänge der DANAS voll ein. Sie arbeitete sich nicht nur athletisch an den inzwischen sehr hohen Mannschaftsstandard heran, sondern empfahl sich über die Einsätze in der Pro League, wo sie mit fünf Treffern gemeinsam mit Nike Lorenz und Hannah Gablac zweitbeste Torschützin der DHB-Damen wurde, mehr und mehr für den Kader, bis Reckinger ihr im Juni den letzten EM-Startplatz gab.

Nun richtet die gebürtige Essenerin ihr Leben komplett auf den Leistungssport ein. Am 1. September beginnt Rebecca ein Bachelorstudium bei der Polizei, die als Arbeitgeber für Leistungssportler ideale Rahmenbedingungen bietet. Ziel von Rebecca Grote ist ganz klar Olympia 2020 in Tokio. „Dafür müsste ich gleich mit zwei Pausensemestern beginnen – aber das war bei den Einstellungsgesprächen bei der Polizei kein Problem.“

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