MÖNCHENGLADBACH. In einem umkämpften Spiel setzte sich die deutsche U21 männlich gegen Frankreich mit 2:1 durch. Das französische Team war zunächst in der 17. Minute durch Jules Verrier in Führung gegangen. Die Tore von Jan Cordes (32. Minute) und Liam Holdermann (40. Minute) machten den deutschen Comeback-Sieg perfekt. Es ist der erste U21-WM-Titel für den Deutschen Hockey-Bund seit 10 Jahren.
Vor dem Spiel: Ein bekannter Finalgegner
Das der heutige Gegner der deutschen Mannschaft stark ist, wurde schon in der Vorrunde der WM deutlich. Im zweiten Spiel der Gruppenphase in Gruppe B hieß es ebenfalls Deutschland gegen Frankreich. Das chancenarme Spiel konnten die Franzosen mit 2:0 gewinnen, für das deutsche Team blieb es die einzige Niederlage im Turnier. Auf dem Weg ins Finale konnte im Viertelfinale der amtierende Weltmeister Argentinien mit 2:1 besiegt werden. In einem furiosen Halbfinale gegen Indien stand es am Ende 4:1 für Deutschland. Der Gegner Frankreich war ungeschlagen und zeigte in allen Spielen der WM, dass er zu den Turnierfavoriten zählt. Nachdem die Franzosen die Gruppenphase mit drei Siegen abgeschlossen hatten, besiegten sie im Viertelfinale Australien mit 3:2. Im Halbfinale folgte ein 3:1-Sieg gegen Spanien. Alles versprach ein spannendes Finale!
1. Halbzeit: Ein intensives Spiel
Mehrere tausend Zuschauer waren voller Vorfreude auf das Finale der U21-WM 2023. Und das deutsche Team legte direkt gut los. Florian Sperling hatte die erste große Chance nach einer Minute, sein Stecher ging aber knapp über das Tor. In der Folge versuchten beide Teams über schnelle Gegenstöße Kreiseintritte zu erspielen. Deutschland setzte auf eine stabile Defensive am Kreis, Frankreich übernahm die Spielkontrolle, kam aber zunächst nicht gefährlich vor das deutsche Tor. In der 10. Minute dann doch die große Chance für Frankreich. Nach einem Fehler in der deutschen Abwehr stand Tom Gaillard allein im Kreis, traf die Kugel bei seinem Abschlussversuch aber nicht. Glück für Deutschland. Das Viertel ging ohne weitere große Chancen zu Ende.
Frankreich startete mit einer tiefen Abwehr in das letzte Viertel. Kam dann aber plötzlich durch einen Gegenstoß zu einer Chance. Jules Verrier, der schon in der Vorrunde beide Treffer gegen das deutsche Team erzielt hatte, nahm in der 17. Minute einen Pass im Kreis auf, kontrollierte die Kugel und verwandelte flach in die lange Torecke zum 0:1 aus deutscher Sicht. Joshua Onyekwue Nnaji im deutschen Tor war ohne Chance. Frankreich erhöhte jetzt weiter den Druck und kam vermehrt zu Kreiseintritten. Das deutsche Team versuchte das Spiel zu beruhigen, musste aber immer wieder auf die französischen Konter aufpassen. Offensiv war in dieser Phase für Deutschland kein Durchkommen. In der zweiten Hälfte des Viertels beruhigte sich das Spiel ein wenig. Kurz vor Schluss hatte Ben Hasbach eine weitere Chance, konnte sie aber nicht nutzen. Der Halbzeitstand: 0:1.
2. Halbzeit: Deutschland dreht das Spiel
Was ein Start in die zweite Halbzeit: Nach einem Ballverlust vom französischen Kapitän Xavier Gaspard vollendete Jan Cordes sehenswert ins lange Eck zum 1:1. So konnte es weiter gehen. Aber Frankreich zeigte sich wenig beeindruckt. Nur eine Minute später tauchte Verrier wieder gefährlich im Kreis auf. In der 36. Minute folgte eine Strafecke für Frankreich, die Deutschland souverän verteidigte. Die deutsche U21 übernahm jetzt die Spielkontrolle. Die erste Strafecke für das Team führte noch zu keinem Erfolg. Der deutsche Druck machte sich bald bezahlbar. In der 40. Minute zog Hugo von Montgelas auf rechts in den Kreis, passte auf Liam Holdermann, der frei vor dem Tor stehend vollendete – sein viertes Tor des Turniers. Und: der erste Rückstand für Frankreich im gesamten Turnier. Drei Minuten vor dem Schluss folgte die nächste Strafecke: Marius Clement im Tor der Franzosen hielt den Schuss von Paul Glander. 2:1-Führung für Deutschland nach drei Vierteln.
Das letzte Viertel begann mit französischem Ballbesitz. Die deutsche U21 setzte auf Konter. In der 51.Minute holte Michel Struthoff nach einer guten Einzelaktion eine Strafecke für Deutschland heraus. Diese brachte aber nicht die erhoffte 3:1-Führung. Frankreich versuchte immer wieder in den Kreis zu kommen, wirkte zu diesem Zeitpunkt aber offensiv ideenlos und Joshua Onyekwue Nnaji musste nicht eingreifen. Acht Minuten vor dem Ende sah Christian Franz die grüne Karte, die Unterzahl verteidigte Deutschland souverän weg. Spannender konnte das Spiel jetzt kaum sein. Knapp vier Minuten vor dem Ende verließ Marius Clement sein Tor, Frankreich war jetzt in künstlicher Überzahl. Deutschland verteidigte mit allen Mitteln. Die letzten 90 Sekunden wurden dramatisch. Zunächst wurde eine Strafecke für Frankreich nach einem Videobeweis zurückgenommen. 77 Sekunden später folgte dann die Strafecke für Frankreich: die keinen Torschuss einbrachte. Es blieb beim 2:1 für Deutschland. Die U21 männlich ist Juniorenweltmeister. Die Freude kannte keine Grenze.
Geschichte wiederholt sich
Für die deutsche U21 männlich war es die zweite Finalteilnahme bei einer U21-WM in Folge. Im Jahr 2021 verlor das Team in anderer Besetzung das Finalspiel gegen Argentinien mit 2:4. Frankreich wurde bei dem Turnier in Indien Dritter. Für die Franzosen war es insgesamt die zweite Finalteilnahme bei einer U21-WM. 2013 standen sie das erste Mal im Finale. Gegner damals war Deutschland. U21-Weltmeister wurde auch 2013 Deutschland nach einem 5:2. Die Torschützen auf deutscher Seite hießen Niklas Wellen (3 Tore), Christopher Rühr und Jonas Gomoll. Deutschland ist auch Rekordsieger der U21-WM: Bei neun Finalteilnahmen stehen sieben WM-Titel zu Buche.
Stimmen zum WM-Gewinn:
Bundestrainer Rein van Eijk:
„Aufgrund des heutigen Spiels ist es ein sehr verdienter Titel. Die Franzosen haben das ganze Turnier nur einmal zurückgelegen und das waren die letzten 20 Minuten heute. Es war ein sehr gutes und offenes Endspiel. Im ersten Viertel waren wir besser, im zweiten liegen wir plötzlich zurück. Das hat die Mannschaft kurz verunsichert. Für die Reaktion danach muss ich die Mannschaft loben, sie hat das dann in der zweiten Halbzeit sehr gut gemacht. Man hat gemerkt, dass wir das ganze Jahr viel gearbeitet haben. 2:1 ist zwar ein knappes Ergebnis, das Spiel lief aber sehr nach unseren Vorstellungen. Großes Lob an Michel Struthoff, der heute zusammen mit Hugo von Montgelas ein sehr gutes Spiel macht. Es ist super, dass wir Weltmeister sind, ein sehr großes Lob geht an diesen Jahrgang.”
Antheus Barry, U21-Weltmeister:
„Es ist unfassbar. Wir haben uns nach dem 0:1 so gut in das Spiel herein gekämpft, was eine Teamperfomance. Ich bin einfach nur glücklich.”
Henning Fastrich, Präsident des Deutschen Hockey-Bundes:
„Was für ein Triumph. Eine sehr geschlossene Mannschaftsleitung führt zu diesem WM-Titel. Es zeigt sich, dass eine konsequente Jugendarbeit und eine professionelle Vorbereitung zu Titel führen kann. Glückwunsch an das gesamte Team.“
Martin Schultze, Sportdirektor und Vorstand Sport DHB:
„Ein absolutes brillantes Jahr, das mit einem Weltmeistertitel startet und mit einem Weltmeistertitel endet. U21- und A-Kader-Weltmeister zur selben Zeit zu sein, ist eine absolute Seltenheit. Die Mannschaft hat im Finale drei Viertel gegen eine superstarke französische Mannschaft dominiert. Insgesamt hatte das Team im ganzen Turnier eine überragende Einstellung. Wir waren das fitteste Team, das hat man deutlich gesehen. Mir fehlen fast die Worte und ich bin sehr stolz hier dabei sein zu dürfen. Ich hoffe, dass viele Menschen morgen nach Frankfurt kommen, um die Mannschaft zu feiern.“
Details zum Spiel:
Deutschland 2:1 (0:1) Frankreich
Samstag, 16.12.2023 (Malaysia) |
1. Viertel
keine Tore |
2. Viertel
17. Minute – Jules Verrier |
3. Viertel
32. Minute – Jan Cordes 40. Minute – Liam Holdermann |
4. Viertel
keine Tore |
Detaillierte Statistiken, der Kader und Einsatzzeiten etc. können gefunden werden unter:
https://tms.fih.ch/matches/18254 |