- von LOKALSPORT - über SPORT REGIONAL - bis SPORT INTERNATIONAL -

KNAPPE NIEDERLAGE IM WM-TEST

SID Redaktion

DHB (c) Sascha Klahn

BREMEN. Deutschlands Handballer haben im vorletzten WM-Härtetest einen Sieg knapp verpasst. Die Mannschaft von Bundestrainer Alfred Gislason unterlag Island am Samstag 30:31 (18:14).

Ein „lange Zeit sehr, sehr gutes Spiel“ sah Gislason, „es ist ärgerlich, dass wir das dann herschenken,“ sagte er im ZDF. Spielmacher Juri Knorr und Kapitän Johannes Golla waren vor 8872 Zuschauern in der ausverkauften Bremer ÖVB Arena mit jeweils sechs Toren die besten Werfer für die Auswahl des Deutschen Handballbundes (DHB).

Die Mannschaft spielte lange Zeit konstant, verlor dann jedoch auch bedingt durch personelle Wechsel den Faden. Gislason wollte dies allerdings nicht als Ausrede gelten lassen. „Wenn man ganz klare Chancen vergibt, dann liegt es nicht am System oder an den Wechseln“, sagte der Coach, der auch beim auffälligen Knorr Luft nach oben sieht: „Er macht 40 Minuten lang ein sehr gutes Spiel, aber er macht auch teure Fehler. Er ist ein junger Spieler.“

Das Gislason-Team testet bereits am Sonntag (15.30 Uhr/zdf.de) in Hannover bei der Generalprobe für das Turnier in Polen und Schweden (11. bis 29. Januar) ein weiteres Mal gegen den EM-Sechsten aus Island. Anschließend zieht die Mannschaft zur finalen Vorbereitung in die Sportschule Barsinghausen um, der Abflug in den Vorrundenspielort Kattowitz erfolgt am Donnerstag.

Gislason hatte seine Landsleute mehrfach als „Geheimfavoriten“ auf eine WM-Medaille bezeichnet. Und im ersten Aufeinandertreffen mit seinem Heimatland als Bundestrainer sah der 63-Jährige anfangs, wie „seine Isis“ stark loslegten. Die Gäste von der Vulkaninsel bestraften deutsche Fehlwürfe in der Offensive zu Beginn eiskalt.

Nach dem ersten DHB-Treffer durch Philipp Weber nach rund vier Minuten stabilisierte sich das deutsche Spiel jedoch. Zwar hatte die Deckung vor Andreas Wolff zunächst Probleme, insbesondere mit dem Magdeburger Gisli Porgeir Kristjansson. Doch auf der Gegenseite wurde Deutschland immer gefährlicher. Patrick Groetzki traf beim 7:6 (12.) zur ersten Führung.

Auf der Spielmacherposition fand Knorr, der bei den Rhein-Neckar Löwen bislang eine fantastische Bundesliga-Saison spielt, mit einer guten Übersicht häufig spielerische Lösungen – und wenn nicht, schloss er selbst ab. Auch die Defensive stellte sich zunehmend besser auf das isländische Spiel ein.

Der Lohn: Eine Vier-Tore-Führung, die Deutschland erfolgreich bis zur Pause durchbrachte. „Juri hat die Fäden in die Hand genommen und die anderen gut in Szene gesetzt“, lobte DHB-Sportvorstand Axel Kromer zur Pause am ZDF-Mikrofon.

Gislason, von 2006 bis 2008 Islands Nationaltrainer, probierte viel aus. Im Innenblock rotierten Golla, Shootingstar Julian Köster und Simon Ernst durch. Insgesamt lief es in der Abwehr zwar nicht perfekt, aber bereits sehr ordentlich.

Auch als Island unmittelbar nach Wiederbeginn auf einen Treffer verkürzte, behielt die DHB-Auswahl zunächst einen kühlen Kopf – und schlug stark zurück: Rune Dahmke erhöhte von Linksaußen auf 23:17 (41.). Gislason brachte nun die „Back-ups“ Joel Birlehm im Tor und Luca Witzke auf der Mitte, nun wurde das deutsche Spiel unsicherer, Island nutzte dies eiskalt und zog noch vorbei.

In Polen trifft Deutschland in Vorrundengruppe E zum Auftakt am Freitag (18.00 Uhr/ZDF) auf Asienmeister Katar. Weitere Gegner im Kampf um die Hauptrunde sind Serbien am 15. Januar sowie Algerien am 17. Januar.

Am Ende war Island einfach etwas abgeklärter.“

Die DHB-Auswahl verliert ihren ersten WM-Test gegen Island, vor ausverkaufter Kulisse in Bremen, knapp mit 30:31.

Die Stimmen zum Spiel:

Bundestrainer Alfred Gislason:

Zum Spiel: „Wir wollten eine Standortbestimmung, die haben wir bekommen. Dabei haben wir einen Großteil des Spiels gut gedeckt, waren gut im Eins-gegen-Eins in der Deckung. Im Angriff waren wir zu Beginn noch nicht gut drin, weil wir unsere Chancen nicht genutzt haben, aber auch das wurde im Verlauf besser. Nach 40 Minuten, als wir angefangen haben zu wechseln, war klar, dass wir einen kleinen Bruch reinbekommen. Da unterlaufen uns zu viele technische Fehler, die uns bei der Führung nicht passieren dürfen.“

Zum morgigen Spiel gegen Island: „Wir freuen uns auf den zweiten Vergleich. Island hat heute ganz lange kaum gewechselt, auch bei uns kam die Phase erst ab der 40. Minute. Mal sehen, ob es morgen früher verteilt wird. Es ist der letzte Test vor der WM und wir versuchen, das Bestmögliche draus zu machen und die Fehler zu minimieren. Es war heute schon zum großen Teil ein sehr gutes Spiel, umso ärgerlicher, dass wir es am Ende nicht gewinnen.“

Co-Trainer Erik Wudtke:

Zum Spiel: „Kurz nach dem Spiel ist es schwer zu verstehen, aber wenn man es differenziert betrachtet, relativiert sich der Eindruck. Ich denke, wir haben 50 sehr gute Minuten gesehen, die ersten fünf waren nicht so toll und in der zweiten Halbzeit haben wir den Vorsprung in kurzer Zeit verdaddelt. In der Phase der vielen Wechsel hat die Anspannung gefehlt, für den Rhythmus war das sicher unglücklich – und anschließend schwer, das Spiel wieder zu drehen.“

Zum Gegner: „Ich finde, Island ist nicht bloß Geheimfavorit, sie zählen sicher zu den Favoriten. Aber wir müssen auf uns gucken und was gut lief, und was nicht. Wir werden bei der WM nicht jeden Gegner mit zehn Toren dominieren können, da wartet entsprechend Arbeit auf uns in den nächsten Tagen. Im morgigen Spiel können wir noch einmal Trainingsaufträge mitnehmen und die besseren Phasen ausweiten.“

Zur Zielsetzung bei der WM: „Wir stehen noch vor Beginn der Hauptrunde, da wäre es vermessen, über größere Ziele zu reden. Wir wollen gut starten und möglichst in allen drei Spielen als Sieger von der Platte gehen, um mit voller Punktzahl in die Hauptrunde einzuziehen.“

Paul Drux

Zum Spiel: „Die Isländer sind im Eins gegen Eins super stark, das machen sie echt gut. Wir haben uns auch immer gute Chancen herausgespielt, aber aus den Tempogegenstößen müssen wir einfach mehr Tore erzielen. Hintenraus ist es dann einenges Spiel, in dieser Phase hätten wir dann cleverer spielen und die Ruhe bewahren müssen. Beide Teams haben es heute aber insgesamt ganz gut gemacht. Die Kulisse hier in Bremen hat mir auch sehr gut gefallen. Ausverkauftes Haus, schöne Arena, das hat Spaß gemacht!“

Joel Birlehm

Zum Spiel: „In der super Atmosphäre, hier in Bremen, haben wir super gekämpft. Wir haben phasenweise eine sehr gute Abwehr und haben gutes Tempospiel gespielt. Natürlich sind sind die Isländer ein bockstarker Gegner, die unsere Fehler dann konsequent ausgenutzt haben. „Am Ende war Island einfach etwas abgeklärter.“

Rune Dahmke

Zum Spiel: „Insgesamt gaben wir am Ende auch ziemlich viel durchgehechelt, was natürlich Sinn und Zweck eines solchen Testspiels ist. Leider haben wir dadurch eine keinen Bruch in unser Spiel bekommen. Trotzdem war es insgesamt eine wirklich gute Leistung von uns. Ich glaube, dass man mit Island bei den nächsten Turnieren definitiv rechnen muss.“

Zur Lehrgangswoche: „Die Woche hat bisher wieder richtig Spaß gemacht. Wir haben viel über taktische Dinge gesprochen, die Stimmung ist gut und wir haben alle richtig Bock zusammen zu spielen.“

Liebe Leserin, lieber Leser
des SPORT-MEDIUMS – sport-rhein-erft.de,

 

wir freuen uns, wenn Sie unsere Arbeit mit einem monatlichen ABO in Höhe von 3,--€, 5,-- € oder 10,-- € unterstützen.

 

Unterstützen Sie uns mit Ihrem Beitrag