BOSNIEN-HERZEGOWINA. (BP) Es war das erste Länderspiel unter Alfred Gislason, und die deutsche Mannschaft tat sich lange Zeit sehr schwer – doch am Ende stand ein 25:21 in Düsseldorf, der Start in die Qualifikation zur EHF EURO 2022 in Ungarn und der Slowakei war gelungen. Gegner damals und Rückspiel- Gastgeber am Donnerstag (16.10 Uhr, live in der ARD) ist Bosnien-Herzegowina.
Das Hinspiel ist nicht nur wegen Gislasons Debüt im Gedächtnis, sondern auch wegen der Begleitumstände. Von Tag zu Tag erhöhte sich die Zahl der Corona-Infektionen im bosnischen Team, das eigentlich nicht antreten wollte. Mit einer Notbesetzung hielten sich die Bosnier dann wacker – das folgende Heimspiel gegen Österreich drei Tage später musste dann aber sehr kurzfristig abgesagt werden, die Österreicher waren gerade auf dem Flughafen Sarajewo gelandet, als sie die Nachricht erreichte.
Seither ist einiges passiert – die Deutschen haben alle drei weiteren Qualifikationspartien gewonnen und stehen vor dem Duell in Bugojno bereits als Gruppensieger und EM-Teilnehmer fest, die Bosnier haben vier Zähler auf dem Konto – aber mitten in der Qualifikation den Trainer gewechselt. Für Bilal Suman, der mit der erstmaligen Qualifikation für eine Europameisterschaft 2020 zur Legende wurde, war die Zeit nach der 21:24-Niederlage in Estland im Januar abgelaufen. Es übernahm Ivica Obrvan, der seit März auch zugleich Trainer des kroatischen Serienmeister RK PPD Zagreb ist. Obrvan, früher Trainer unter anderem in Chambery und bei der mazedonischen Nationalmannschaft, startet mit einem Befreiungsschlag – dem 27:21 gegen Österreich, das die Tür zur EHF EURO 2022 wieder weit öffnete.
Vor dem finalen Qualifikations-Doppelpack hofft er auf eine „Überraschung gegen Deutschland“ – und dann am Sonntag „zumindest ein Remis in Österreich,“ das dann gleichbedeutend mit dem EM-Ticket wäre. „Aktuell zählt nur die Qualifikation zur Europameisterschaft, langfristig muss diese Mannschaft natürlich verjüngt werden“, sagt Obrvan: „Ich kann nur so viel versprechen, wie ich auch halten kann – und das ist Ordnung und harte Arbeit, alles andere muss sich zeigen. Aber ich glaube an dieses Team, sonst hätte ich den Job nicht angenommen.“
Zumindest sollte Deutschland vom bisher einzigen Vergleich auf bosnischem Boden gewarnt sein: In den Play-offs zur WM 2013 setzte sich die DHB-Auswahl im Hinspiel 36:24 durch, verlor dann aber in Sarajewo mit 24:33 – diese Schmach gilt es am Donnerstag zu tilgen.
Einer der bosnischen Stars spielt in der Bundesliga: Flensburgs derzeit überragender Torwart Benjamin Buric, dessen Bruder Senjamin (RK Zagreb) ebenfalls bosnischer Nationalspieler ist. Weitere bekannte Spieler sind Ivan Karacic, dessen Bruder Igor die kroatische Staatsangehörigkeit hat und unter anderem 2020 Vize-Europameister wurde. Auch in der Champions League sorgt ein Bosnier derzeit für Furore: Mit bislang 68 Treffern ist Rückraumshooter Marko Panic von Meshkov Brest (Belarus) unter den Top 10 der Königsklasse. Josip Peric – jetzt bei Pelister Bitola in Nordmazedonien – spielte vorher für Frisch Auf Göppingen, noch offen ist, ob Kreisläufer Vladimir Vranjes (ebenfalls Brest, nicht verwandt mit Ljubomir Vranjes) auflaufen kann.
Vor der EM-Premiere 2020 hatte sich Bosnien 2015 für die WM in Katar qualifiziert, nachdem man sensationell Island in den Play-offs geschlagen hatte. „Die EM 2022 wäre unglaublich wichtig für die Weiterentwicklung des Handballs in Bosnien, denn die Teilnahme 2020 hat gezeigt, wie groß plötzlich das nationale Interesse war“, sagt Obrvan.
Deutsche Bilanz gegen Bosnien-Herzegowina:
3 Spiele – 2- Siege – 0 Remis – 1 Niederlage – Tordifferenz 85:78