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GEGENPORTRAIT POLEN

KAIRO. (BP) Das verjüngte polnische Team ist in Ägypten nur dank einer IHF-Wildcard am Start und bereitet sich schon auf die Heim-WM 2023 vor

An dieses Spiel wird sich Johannes Bitter sein Leben lang erinnern – das WM-Finale 2007, als er als Ersatz für den verletzten Henning Fritz ins deutsche Tor kam und schließlich den dritten Weltmeistertitel (29:24-Finalsieg) festhielt.

An Polen haben Johannes Bitter und der deutsche Handball aber auch ganz andere, schmerzliche Erinnerungen: Es war im Juni 2014, als zwei Niederlagen in Danzig und Magdeburg in den Play-offs für die WM 2015 in Katar das Aus bedeuteten, auch für den damaligen Bundestrainer Martin Heuberger. Bitter war seinerzeit nach längerer Länderspielpause in deutsche Tor zurückgekehrt, konnte aber auch nichts ausrichten. Am Montag (20.30 Uhr, live in der ARD) trifft Johannes Bitter wieder auf Polen – wieder bei einer Weltmeisterschaft.

Beim polnischen Team sitzen die einzigen „Überlebenden“ des 2007-er WM-Finales auf der Bank: Torwarttrainer Slawomir Szmal und Co-Trainer Bartosz Jurecki standen vor 14 Jahren auf dem Feld und waren nicht nur an WM-Silber 2007, sondern auch an WM-Bronze 2009, dem EM-Halbfinale 2010 und der Bronzemedaille bei der WM 2015 in Katar beteiligt – und standen 2016 im Bronzefinale von Olympia in Rio gegen Deutschland auf dem Feld. Damals gewannen Uwe Gensheimer & Co. die Medaillen, die Polen mussten danach nicht nur den Rücktritt vieler Routiniers, sondern auch einen kompletten Absturz verkraften.

Im Januar 2016 hatte man zuvor unter dem deutschen Trainer Michael Biegler den Einzug ins EM-Halbfinale auf heimischem Boden durch eine kapitale Hauptrunden-Niederlage gegen Kroatien verpasst, doch es kam noch schlimmer, denn die Polen qualifizierten sich zunächst nicht für die EM 2018, der Biegler-Nachfolger Talant Dujshebaev trat zurück. Neuer Chefcoach wurde Patryk Rombel, doch auch der konnte zunächst das Ruder nicht herumreißen, verpasste die Qualifikation für die WM 2019.

Bei der EM 2020 war man – als Gruppenzweiter der Qualifikation hinter Deutschland – dann dabei, verpasste dort aber die Hauptrunde und belegte einen enttäuschenden 20. Platz – was dann auch zur Konsequenz hatte, dass man sich nicht für die WM in Ägypten qualifizierte. Wie im Falle von Deutschland im Jahr 2014 erhielten die Polen aber eine IHF-Wildcard – vor allem deswegen, weil sie 2023 gemeinsam mit Schweden Gastgeber der nächsten Weltmeisterschaft sind.

In der Vorrunde zeigten die Polen, dass sie sich diese Wildcard für Ägypten auch verdient hatten, und dass die vielen Talente sich langsam entwickeln. Gegen Spanien verpassten das Rombel-Team beim 26:27 die Sensation nur knapp, feierte dann aber Erfolge gegen den Afrikazweiten Tunesien (30:28) und den Südamerikazweiten Brasilien (33:23), in der Hauptrunde folge ein 30:16 gegen Uruguay. Am Samstag platze dann aber durch die 26:30-Niederlage gegen Ungaren der Traum vom Viertelfinale – gegen die punktgleichen Deutschen (beide 4:4 Zähler) geht es am Montag „nur noch“ um den dritten Platz in Gruppe 1. Es ist das achte WM-Spiel insgesamt für eine deutsche Mannschaft gegen Polen, fünf Siegen stehen zwei Niederlagen gegenüber.  Die Gesamtbilanz lautet: 66 Spiele – 40 Siege – 5 Remis – 21 Niederlage aus deutscher Sicht.

Im aktuellen polnischen Team, das auf den verletzten PSG-Kreisläufer Kamil Syprzak verzichten muss, stehen im Vergleich zu früheren Zeiten „nur“ drei Bundesliga-Legionäre: Maciej Majdzinski (Bergischer HC), Maciej Gebala (SC DHfK Leipzig) und Kapitän Piotr Chrapkowski (SC Magdeburg). Kreisläufer Gebala ist der Bruder des Rückraumhünen Tomasz vom Andy-Wolff-Klub Kielce. Bester polnischer WM-Werfer ist aktuell Rechtsaußen Arkadiusz Moryto (33 Treffer) vor Szymon Sicko (25) und Maciej Gebala (15). Ein starkes Turnier zeigt zudem Torwart Adam Morawski von Wisla Plock nit 33% gehaltenen Bällen. Im Durchschnitt weisen die polnischen Spieler nur knapp 50 internationale Einsätze auf, rund 15 weniger als die deutsche Mannschaft. Zuletzt standen sich beide Teams in der EM-Qualifikation 2019 gegenüber, die DHB-Auswahl gewann beide Duelle in Gliwice und Halle/Westfalen deutlich.

Polen

Trainer: Patryk Rombel (POL)

Topstars: Piotr Chrapkowski (Rückraum links), Arkadiusz Moryto (Rechtsaußen), Maciej Gebala (Kreis)

Beste WM-Platzierungen (17 Teilnahmen inklusive 2021): Silber 2007, Bronze 2009, 2015

WM 2019: nicht qualifiziert

Beste EM-Platzierungen (9 Teilnahmen):  4. Platz 2010, 6. Platz 2014, 7. Platz 2008 und 2016

EM 2020: 20. Platz

Beste Olympia-Platzierungen (fünf Teilnahmen): Bronze 1976, 4. Platz 2016, 5. Platz 2008

Rio 2016: 4. Platz

Deutsche Bilanz gegen Polen:

66 Spiele – 40 Siege – 5 Remis – 21 Niederlage – Tordifferenz: 1551:1439

Deutsche WM-Bilanz gegen Polen:

5 Siege (1982, 1986, 2007 Finale, 2009, 2015) – 0 Remis – 2 Niederlagen (2007 Vorrunden, 1984 B-WM)

Die letzten fünf Spiele 5 Siege – 0 Remis – 0 -Niederlagen):

13. April 2019: EM-Qualifikation in Halle/Westfalen Deutschland – Polen 29:24 (16:16)


10. April 2019: EM-Qualifikation in Gliwice Deutschland – Polen 26:18 (13:10)
12. Dezember 2018: Freundschaftsspiel in Rostock Deutschland – Polen 35:23 (16:13)
21. August 2016: Spiel um Platz drei Olympische Spiele in Rio Deutschland – Polen 31:25 (17:13)
9. August 2016: Olympia-Vorrunde in Rio Deutschland – Polen 32:29 (16:14)

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