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OHNE BILYK, ABER MIT OPTIMISMUS

Österreich hat erst ein EM-Qualifikationsspiel bestritten und hat zudem bei der WM in Ägypten ziemlich starke Gegner vor der Brust \\ DHB

GRAZ (AUT). (BP) Der große Star fehlt seit August, dennoch starteten die österreichischen Handballer mit viel Optimismus ins Jahr 2021. Mit den beiden EM-Qualifikationsspielen gegen Deutschland am Mittwoch in Graz (13.45 Uhr, live im ZDF) und Sonntag in Köln (18.10 Uhr, live in der ARD) hofft Trainer Ales Pajovic den Schwung aufzunehmen, um dann – nach dem gemeinsamen Flug mit der DHB-Auswahl nach Kairo – bei der Weltmeisterschaft in Ägypten für Furore zu sorgen. Wie Deutschland spielt die Mannschaft des Österreichischen Handballbunds seine Vorrundenpartien in der Hassan-Moustafa-Arena Gizeh – hat allerdings eine deutlich schwere Gruppe erwischt: Wie schon bei der EM 2018 in Kroatien müssen die Österreicher gegen Rekord-Weltmeister Frankreich und Norwegen (WM-Zweiter von 2019 und EM-Dritter von 2020) um Superstar Sander Sagosen antreten. Weiterer Gegner ist Wildcard-Teilnehmer USA, gegen den das Team um Robert Weber am 14. Januar auch in die WM startet.

Pajovic muss sowohl in den beiden EM-Qualifikationsspielen in Graz und in Köln als auch bei der WM auf Rückraumwerfer Nikola Bilyk verzichten. Der Shooter der THW Kiel zog sich Ende August einen Kreuzbandriss zu und wird noch einige Monate fehlen. „Dass Niko für die WM ausfallen wird, war uns direkt nach der Diagnose bewusst. Er ist aber ein Kämpfer, arbeitet hart“, lobt Pajovic seinen Vorzeigespieler. Kurzfristig fiel auch ein weiterer Shooter aus: Als sich die österreichische Mannschaft am Freitagabend zur Vorbereitung traf, fehlte Janko Bozovic vom VfL Gummersbach, der sich einen Einriss der Achillessehne zugezogen hatte. Für ihn rückte Maximilian Hermann vom HC Linz in den Kader für EM-Qualifikation und WM.

Zudem fällt in Maximilians Bruder Alexander Herrmann ein weiterer Rückraumwerfer aus. „Alex war bereit zu helfen, die Belastung wäre allerdings enorm gewesen. Sobald er wieder fit ist, wird er wieder auflaufen“, sagt der ÖHB-Teamchef, der dafür einen weiteren HBL-Debütanten nominierte: Christoph Neuhold vom HSC Coburg. Insgesamt sind fünf Spieler von deutschen Vereinen im ÖHB-Kader für EM-Qualifikation und Weltmeisterschaft: Neben Neuhold sind dies die beiden Eisenacher Daniel Dicker und Thomas Eichberger, Antonio Juric (Dormagen) und natürlich Dauerrenner und Rekord-Torschütze Robert Weber (Nordhorn/Lingen). 

Der Kader setzt sich im Kern aus jenen Spielern zusammen, die auch in den vergangenen eineinhalb Jahren mit dabei waren“, erklärt Teamchef Ales Pajovic. Im Tor bilden Thomas Bauer und Eichberger den bewährten Rückhalt, hinzu kommt Florian Kaiper. Auf den Flügelpositionen kommen Sebastian Frimmel, Robert Weber, Julian Ranftl und Julian Pratschner zum Zug. Im Rückraum kehrte Dominik Schmid nach seiner Verletzung wieder zurück. Größte Hoffnungen legt man in Österreich auf den Aufsteiger des Jahres, Lukas Hutecek von den Fivers aus Wien, der just beim finalen EM-Test vor einem Jahr gegen Deutschland sein Debüt im Nationaltrikot feierte und seitdem „durch die Decke“ gegangen ist. „Lukas Hutecek spielt eine überragende Saison und hat einen großen Schritt gemacht“, lobt auch Trainer Pajovic, der in Sachen Spielgestaltung auf die Routiniers Gerald Zeiner und Jakob Jochmann baut.

Am Kreis sind mit Tobias Wagner und Abwehrchef Lukas Herburger zwei bewährte Kräfte dabei. Hinzu kommen Antonio Juric und Balthasar Huber, zwei Debütanten. Von 26. bis 30. Dezember fand der erste Lehrgang des ÖHB-Teams noch ohne die Deutschland-Legionäre statt, seit 1. Januar steht dem Teamchef der gesamte 20-Mann Kader zur Verfügung. In der EM-Qualifikation hat Österreich bislang erst ein Spiel absolviert – und mit 31:28 gegen Estland gewonnen. Das zweite Spiel in Bosnien-Herzegowina fiel Anfang November wegen Coronafällen im bosnischen Team aus, die ÖHB-Auswahl war gerade in Sarajewo gelandet, als man von der Ansage erfuhr und gleich wieder umdrehen konnte.

Im Jahr 2020 trafen die deutsche und österreichische Mannschaft zweimal in Wien aufeinander – zunächst bei besagtem finalen Test, den die DHB-Auswahl mit 31:29 gewann, dann in der EM-Hauptrunde, als Deutschland beim 34:22 ein wahres Feuerwerk abbrannte. Als EM-Gastgeber schaffte die ÖHB-Auswahl mit Rang acht die beste Platzierung überhaupt bei einer Europameisterschaft und entfachte einen echten Handball-Boom in der Alpenrepublik. Der achte Platz war zudem Gold wert, denn er bedeutete das Ticket für die WM in Ägypten, eigentlich hätte Österreich Playoffs gegen die Niederlande bestritten, weil diese abgesagt werden mussten, ist die ÖHB-Auswahl nun wie schon 2011, 2015 und 2019 bei einer Weltmeisterschaft dabei.

Für den dreifachen CL-Sieger (mit Ciudad Real) Pajovic ist es die erste WM in neuer Funktion. Dementsprechend heiß ist der Slowene: „Ich kann es kaum noch erwarten. Wir haben in der Vorbereitung sehr großen Wert auf Taktik und individuelle Entwicklung gelegt. Die Prioritäten sind klar verteilt: an erster Stelle kommt die Mannschaft, dann die Spiele gegen Deutschland und dann die WM. Ich weiß, dass meine Jungs Vollgas geben werden. Dadurch, dass wir 20 Spieler mitnehmen, wird es auch sicher eine gewisse Konkurrenz im Team geben“, sagte der Slowene, der zuvor Trainer in Graz war.

Für Pajovic sind die Rollen vor dem heutigen Rückspiel klar verteilt: „So wie uns Bilyk, Bozovic und Hermann fehlen, haben auch die Deutschen einige Absagen zu beklagen. Trotzdem sind und bleiben sie Favorit. Wir haben eine gute Mannschaft und werden mit der Zuversicht in das Spiel gehen, um überraschen zu können.“

Deutsche Bilanz gegen Österreich:

34 Spiele – 29 Siege – 2 Remis – 3 Niederlagen – Tordifferenz 861:673

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