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EMILY BÖLK UND DAS NÄHKÄSTCHEN

EHF EURO 2020: Interview mit der Rückraumspielerin, die im ersten Hauptrundenspiel gegen Ungarn auf viele Teamkameradinnen und ihren Vereinstrainer trifft

KOLDING / DK (BP) Das erste Hauptrundenspiel bei der EHF EURO am Samstag (16 Uhr) wird ein besonderes für Emily Bölk und Julia Behnke – denn es geht gegen Ungarn. Seit diesem Sommer spielen beide für Ferencvaros (FTC) Budapest. Emily Bölk berichtet in diesem Interview, wie Sie dem DHB-Trainerteam helfen kann, blickt aber auch auf die übrigen Hauptrundengegner voraus – und schaut auf das, was jetzt besser werden soll im deutschen Team.

BP: Deutschland startet erst am Samstag in die Hauptrunde – ändert das etwas an der Vorbereitung?
Emily Bölk: Vielleicht können wir aus den zusätzlichen Trainingseinheiten vor dem Spiel gegen Ungarn noch einiges rausziehen und uns auf die bevorstehenden Gegner besser vorbereiten. Das werden richtig harte Spiele. Ich denke in unserer Gruppe ist sehr, sehr viel möglich.

BP: Sie spielen für FTC in Ungarn – und treffen nicht nur auf einige Mannschaftskameradinnen, sondern auch auf Ihren Trainer Gabor Elek. Wie schätzen Sie Ungarn ein, und wie können Sie und Julia Behnke, die auch für FTC spielt, dem Team helfen?
Emily Bölk: Ungarn kennt uns sehr gut und wir kennen sie. Trainer Gabor Elek hat natürlich ein persönliches Interesse an einem Sieg gegen uns, aber wir wollen gegen ihn und unsere Teamkameradinnen auch gut aussehen. Ungarn spielt schnell, aber auch mit viel Dynamik und Druck, zudem haben sie starke Rückraumwerferinnen. Aber da sie oft zwischen Abwehr und Angriff wechseln, haben wir eine Chance, wenn wir unser Tempospiel aufziehen.

Ich denke, Jule Behnke und ich können da ein bisschen aus dem Nähkästchen plaudern und unseren Trainerstab unterstützen. Wir wissen, wie Gabor spielt, wir kennen die Spielerinnen und werden uns speziell bei der taktischen Vorbereitung mit einigen Insiderinfos einbringen können.

BP: Wie bewerten Sie die beiden weiteren Hauptrundengegner?
Emily Bölk: Bei den Niederlanden müssen wir sehen, ob sie sich mittlerweile in ihren Flow gespielt haben. Man merkt, dass ihnen Spielmacherin Estevana Polman extrem fehlt, aber: das sind alles Weltmeister, doch sie sind nicht zufrieden mit ihrer Leistung. Sie haben eine superstarke Abwehr mit Kelly Dulfer und Dannick Snelder im Innenblock, zudem verfügen sie über ein schnelles Spiel nach vorne, sie sind sehr eingespielt, abgezockt und mit viel Erfahrung.

Kroatien ist bislang die absolute Überraschungsmannschaft, die sind im Flow, aber wir wollen dafür sorgen, dass der gestoppt wird. Die Kroatinnen kommen ausschließlich über den Kampf, jede wirft alles rein, was sie hat. Und die Torhüterin spielt ein überragendes Turnier. Aber wenn wir gut vorbereitet sind, müssen wir uns davon nicht einschüchtern lassen.

BP: In der Vorrunde gab es von allem etwas – Sieg gegen Rumänien, Remis gegen Polen, Niederlage gegen Rumänien, wie fällt ihr Fazit aus?
Emily Bölk: Spielerisch sind wir noch weit von dem entfernt, was wir letztes Jahr gezeigt haben. Das ist aber dadurch zu erklären, dass wir uns ein Jahr nicht gesehen haben. Weiterentwicklung funktioniert nur über Training, deswegen müssen wir die Zeit hier jetzt bestmöglich nutzen. Zunächst einmal muss unsere Abwehr wieder richtig stabil stehen, wir müssen zu unserer alten Stärke zurückfinden, um dann mit Tempo nach vorne zu spielen. Das hatte bislang bei der EM etwas gelitten. Zudem müssen wir mit mehr Mut und Entschlossenheit in den Angriff gehen, es sind viele kleine Sachen, an denen wir schrauben müssen. Teilweise hatten wir uns viele Chancen herausgespielt, die müssen wir dann auch nutzen. Wir müssen einfach mit mehr Selbstbewusstsein in die Spiele gehen, das ist vieles Kopfsache.

BP: Wie ist die aktuelle Stimmung in der Mannschaft?
Emily Bölk: Die Stimmung ist super, auch wenn wir handballerisch noch nicht zufrieden sein können, speziell, wenn man sieht, was unser Anspruch ist. Diese gute Stimmung ist die Basis für alles, vor allem in der aktuell schwierigen Situation, dass wir das Hotel nicht verlassen dürfen. Deswegen ist es noch wichtiger, dass es im Team passt. Nun müssen wir diese gute Stimmung nur noch auf die Platte bringen.

BP: Sie hatten vor einigen Wochen wegen einer Corona-Infektion gefehlt, sind Sie nun wieder fit?
Emily Bölk: Ich fühle mich fit. Ich hatte im September Corona, und habe die Zeit danach genutzt, mit richtig hartem Training wieder fit zu werden. Ich fühle mich gut, und dank des Spielplans haben wir ja auch mehr Pausen als bei der WM 2019, um zu regenerieren sowie eine gute medizinische Betreuung, das hält uns fit.

BP: Was bekommen Sie denn von der Stimmung in Dänemark mit? Und wie steht es mit dem Kontakt in die Heimat?
Emily Bölk: Das läuft alles über Social Media. Wir sind komplett in der Bubble, wir treffen niemand, was ja auch für die Umsetzung des Corona-Konzepts sehr wichtig ist. Es ist natürlich für ein solches Großereignis sehr schade, dass es keine Zuschauer in den Hallen gibt, und es ist gerade bitter für ein solch handball-verrücktes Land wie Dänemark. Also müssen wir sehen, dass die Atmosphäre und Emotionen aus dem Team kommen, wenn von den Rängen nichts kommt. Natürlich spielt niemand gerne vor leeren Rängen, aber es sind eben besondere Zeiten. Und wir sind froh, dass wir überhaupt spielen dürfen.

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