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KOPF FREI BEKOMMEN UND AUF POLEN FOKUSSIEREN

DÄNEMARK. (BP) Bundestrainer Henk Groener äußert sich vor dem Spiel gegen Polen über die Stimmung in der Mannschaft und die Lehren aus der Norwegen-Partie

Am Tag nach der 23:42-Niederlage gegen Norwegen und einen Tag vor dem finalen Vorrundenspiel gegen Polen am Montag in Kolding (18.15 Uhr, Livestream auf sportdeutschland.tv) äußerte sich Bundestrainer Henk Groener im digitalen Medientermin des Deutschen Handballbunds zur Situation der deutschen Frauen-Nationalmannschaft.

Sie sind erst am Samstag zur deutschen Mannschaft gereist, wie fühlen Sie sich gesundheitlich?

Henk Groener: Ich habe mich gefreut anreisen zu dürfen, gesundheitlich ging es mir schon länger besser, aber für die Einreise nach Dänemark müssen die Tests negativ sein. Aber wenn man dann gleich nach seiner Ankunft so ein Spiel hat, fühlt man sich nicht mehr so wohl.

Was sind Ihre wichtigsten Erkenntnisse aus der deutlichen gestrigen Niederlage?

Henk Groener: Wir hatten von Anfang an zu viel Respekt vor Norwegen, wir haben die Zweikämpfe nicht angenommen und haben Norwegen schalten und walten lassen, so etwas ist gegen eine solche Mannschaft tödlich. Zudem haben wir uns nicht getraut, unser Tempospiel nach vorne zu machen, weil wir wie gesagt zu viel Angst und zu viel Respekt vor dem Gegner hatten. Daher haben wir es in keiner Phase geschafft, das Spiel umzubiegen.

Wie sieht nun die Vorbereitung auf das Polen-Spiel aus?

Henk Groener: Wir hatten eine erste Besprechung und haben uns über Polen unterhalten, nachdem wir am Samstagabend bereits das Spiel gegen Norwegen abgearbeitet hatten. Wir wollen nur nach vorne schauen. Am Sonntagabend haben wir noch ein Training, am Montagmorgen noch eine Einheit zur Aktivierung.

Wie bewerten Sie die Chancen gegen Polen?

Henk Groener: Wir stehen vor einer ähnlichen Situation wie vor zwei Jahren, als wir gegen Tschechien ein Endspiel um den Einzug in die Hauptrunde hatten. Damals haben wir mit fünf Toren Unterschied gewonnen, Ähnliches wollen wir jetzt auch wieder schaffen. Auch wenn ein Remis reichen würde, kann man im Handball nicht auf ein solches Ergebnis spielen. Polen hat natürlich ein anderes Niveau als Norwegen, das wissen wir. Aber auch gegen Polen wird es Phasen geben, wo es nicht so läuft. Aber das wird dann nicht so auffallen wie gegen Norwegen. Wir sind eben noch keine Spitzenmannschaft. Wichtig ist: wie gehen wir mit dem nächsten Spiel um, und da bin sicher. dass wir uns gut vorbereiten und eine ordentliche Leistung abliefern. Die Mannschaft wird eine Trotzreaktion zeigen, alle haben sich geärgert, wir wissen aber auch, dass Polen ein unangenehmer Gegner ist. Das wird kein leichtes Spiel, aber wir haben die Fähigkeiten, das Spiel zu entscheiden. Wir müssen uns in allen Bereichen verbessern.

Wie ist die Stimmung in der Mannschaft?

Henk Groener: Natürlich müssen wir nach einem solchen Spiel Aufbauarbeit leisten, aber: Das Spiel war so eindeutig da kann man gar nichts anderes mehr machen als abhaken, weil wir so viel falsch gemacht haben und nicht alle Fehler aufarbeiten können. Wir sind hochmotiviert, aber solche Erfahrung wie die gestrige Niederlage gehören zum Sport dazu. Den Spielerinnen fehlt einfach noch die Erfahrung, sich auf diesem Niveau durchsetzen zu müssen und das man sich nicht verrückt machen darf, wenn es nicht läuft. Jede hat gegen Norwegen mehr mit sich gekämpft als mit dem Gegner.

Liegt das auch an der ungewöhnlichen Vorbereitung in diesem Jahr?

Henk Groener: Ja, und manchmal ist auch die Erwartungshaltung zu hoch. Stabilität kann man sich nur über Spiele und Training arbeiten. Wir hatten – wie alle anderen Mannschaften auch – beides nicht. Uns fehlen einfach mangels Vorbereitung diese automatisierten Abläufe, dafür hatten wir einfach zu wenig Zeit.

In allen Gruppen gab es überraschende Ergebnisse, wie fällt Ihr EM-Zwischenfazit aus?

Henk Groener: Es ist wirklich ein völlig verrücktes Turnier, fast alle Mannschaften haben sich ein Jahr lang nicht gesehen. Dann gab es die Unsicherheit, ob die EM überhaupt stattfindet, viele Spielerinnen hatten Quarantänephasen im Verein, die Vorbereitung aufs Turnier war anders als sonst immer.  Daher kommt es zu diesen Überraschungen, wie dem serbischen Siegen gegen die Niederlande nach einem Sieben-Tore-Rückstand. Zudem ist man gefährdeter für Verletzungen, viele Spielerinnen sind aktuell nicht so durchtrainiert und in Form wie normal. Erste Verletzungen haben wir leider schon gesehen, keine Mannschaft konnte sich optimal vorbereiten, alle Mannschaften suchen sich, siehe auch die Ergebnisse von Spanien oder Ungarn. Außer Norwegen sucht jedes Team sein Form, auch wir.

Welche Rolle wird Ihre Mannschaft noch bei der EHF EURO spielen?

Henk Groener: Wir gehören nicht zu den großen Favoriten, aber wir können mit allen mithalten, das war gegen Norwegen allerdings nicht der Fall. Das müssen wir abhaken, den Kopf frei bekommen und uns auf Polen fokussieren. Es war von vorneherein klar, dass es jeden Tag etwas Neues gibt, Das wichtigste ist, sich davon nicht ablenken zu lassen – wie von meinem positiven Fall oder Fällen bei Mannschaften, die angereist waren. Man muss sich auf sein eigenes Spiel fokussieren, alle Randerscheinungen ausblenden und den Fokus nur auf Sachen halten, die man selbst in der Hand hat. Für uns ist weiterhin alles möglich.

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