WIESBADEN. Anna Mannheims und Clemens Schmidt vom Krefelder Golf Club haben bei den Special Olympics World Games 2023 jeweils die Goldmedaille geholt. Bei den Golfwettbewerben im Golf Club Bad Saarow, die in fünf Wettbewerben (Level) ausgetragen wurden, gewann Mannheims bei den Damen im Zählspiel über neun Löcher (Level 4), während Schmidt sich im 18-Loch-Zählspiel der Herren (Level 5) die olympische Krone aufsetzte. Zudem gab es für das mit insgesamt zehn Spielerinnen und Spielern angetretene deutsche Team sechs weitere Medaillen: Matthias Schott (Werkstätten Rendsburg-Fockbek/GC Lohersand) und Lukas Kollmeyer (Bielefelder Golfclub) sicherten sich in der Skill-Challenge (Level 1) jeweils Silber, Stefanie Lutz (Vorwerker Diakonie/Golf-Club-Curau) und Emily Träm (Golfclub Hösel) durften sich im gleichen Wettbewerb bei den Damen über Bronze freuen.
Zwei weitere Silbermedaillen gingen zudem an Petra Pithan (Golf Club Paderborner Land) und Paul Kögler (Golfpark München Aschheim), die im Zählspiel über neun Löcher der Damen beziehungsweise Herren (Level 4) erfolgreich waren. Insgesamt nahmen 182 Golfspielerinnen und Golfspieler aus aller Welt an den Golf-Wettbewerben vom 19. bis zum 22. Juni in Bad Saarow teil.
Level 1: Alle vier Deutsche holen Edelmetall
Kurzes Putten, langes Putten, mit dem Holz und dem Driver möglichst weit schlagen, dazu zielgenau Pitchen und Chippen – das alles wurde den Teilnehmerinnen und Teilnehmern in Level 1 abverlangt. Nachdem die ersten beiden Tage der nach Leistung und Geschlecht orientierten Einteilung in sogenannte Divisions (Gruppen) gedient hatten, ging es am Mittwoch und Donnerstag in die Finalrunden. Dort waren die vier deutschen Starterinnen und Starter auf den Punkt da und durften sich am Ende allesamt über Edelmetall freuen. Matthias Schott, der am kurzfristig von Division drei in die stärkere zwei gerutscht war, sicherte sich nach starker Leistung Silber. Er musste sich mit 318 erreichten Punkten lediglich Nicholas Frassini aus San Marino (321 Zähler) knapp geschlagen geben.
Auch in Lukas Kollmeyers Division fünf war nur ein Spieler besser als der Athlet vom Bielefelder GC. Kollmeyers 265 Punkte waren letztlich nur zwei weniger, als der Sieger Siphamandla Masondo aus Südafrika am Ende auf dem Konto hatte. In Division 9 war Emily Träm am Start – und erfolgreich. Die Spielerin des GC Hösel sicherte sich mit 277 Punkten die Bronzemedaille hinter Yasmin Booth aus Großbritannien (287 Punkte) und Rebecca Dalli aus Malta (284 Punkte).
Ebenfalls auf Platz drei landete Stefanie Lutz (Vorwerker Diakonie/Golf-Club-Curau) in ihrer Division 11. Nur vier Punkte fehlten ihr nach vier Wettkampftagen auf Gold. Das sicherte sich Giulia Feltrin aus Italien (225 Punkte) mit nur zwei Zählern Vorsprung auf die Polin Katarzyna Jaworek. „Ich bin total zufrieden. Heute ist alles super gelaufen. Beim Pitch bin ich mit zwei Bällen über das Hindernis gekommen. Beim Long Putt waren alle Bälle im Kreis. Beim Short Putt waren sie auch alle im Kreis, allerdings habe ich keinen Ball eingelocht. Und auch beim Chippen hätte ich nicht gedacht, dass die Bälle so gut ins Ziel kommen“, kommentierte Lutz ihre Leistung am Finaltag.
Level 4: Kögler im Division-Pech, Mannheims marschiert
Auch im Level 4, dem Zählspiel über neun Löcher auf dem Arnold-Palmer-Platz, waren die ersten beiden Wettkampftage dem Divisioning vorbehalten, ehe es an den letzten zwei Tagen in die Finalrunden ging. Und auch hier wurde vor dem Finaltag plötzlich die Divisions neu eingeteilt: Aus ursprünglich elf wurden nur noch neun. Sehr zum Leidwesen von Paul Kögler (GP München Aschheim), der mit seinen 207 Schlägen nun nicht mehr als souveräner Erster seiner Division auf die finalen neun Löcher ging, sondern sich als Zweiter in einem Dreikampf mit dem Kanadier Melvin Hanhams (206) und Giwook Nam aus Korea (208) wiederfand. Am Ende verteidigte Kögler seinen Silberrang in Division 5. Mit 273 Schlägen fehlten ihm letztlich sieben auf Sieger Hanhams. Olaf Guttek, der nach der Neueinteilung in derselben Division spielte, landete auf Position fünf (303) Schläge und durfte sich über eine Platzierungsauszeichnung freuen. In der stärksten Damen-Gruppe, der Division 6, war Anna Mannheims vom ersten Finaltag an auf Goldkurs. Die Spielerin des Krefelder GC brachte ihre Führung souverän ins Ziel und verbuchte am Ende mit 202 Schlägen zwölf weniger als die zweitplatzierte Amanda Patterson aus Australien. „Das ist einfach Wahnsinn. Ich war froh, dass ich meine Simone habe, die für mich als Candy dabei war. Ohne die wäre ich durchgedreht. Und wir hatten wirklich harte vier Tage zu kämpfen. Aber der Sieg jetzt – das ist Wahnsinn, supergeil“, jubelte Mannheims nach ihrem Triumph. Auch ihr Vater Wilhelm Mannheims, der als Trainer dabei war und nach der Abreise von Thomas Bruns (wurde am Dienstag Vater) zum Head Coach aufstieg, war begeistert:
„Die Anna und wir freuen uns natürlich riesig. Wir würden uns natürlich auch freuen, wenn sie kein Gold gewonnen hätte, denn dabei sein ist hier wirklich alles. Aber für Anna ist hier wirklich ein Wunsch in Erfüllung gegangen und da wird sie noch Jahre von zehren.“ In Division 7 konnte Petra Pithan (Bielefelder GC) ihren zweiten Platz vom ersten Finaltag auch während der Finalrunde behaupten. Eingerahmt von den beiden koreanischen Gegnerinnen Tae Hyun Kim (209 Schläge) und Ji Hong Lee (220 Schläge), holte Pithan mit 215 Zählern Silber.
Level 5: Schmidt bringt Führung ins Ziel
Ähnlich wie Anna Mannheims war auch Clubkamerad Clemens Schmidt in Level 5, dem 18-Loch-Zählspiel auf dem Nick-Faldo-Course, schon nach dem ersten Finaltag auf Kurs Gold. Obwohl auch Schmidt am Finaltag in einer anderen (besseren) Division spielen musste, ging er als Führender auf die finalen 18 Löcher – und ließ sich den Sieg nicht mehr nehmen. Acht Schläge hatte der Spieler des Krefelder GC am Ende Vorsprung auf den Zweiten Kent Daniel Danielsen aus Norwegen, der 372 Schläge für die 72 Spielbahnen benötigte. „Dieses Ergebnis hätte ich mir nicht vorstellen können. Das ist einfach ein unglaubliches, großartiges Erlebnis. Und als ich dann auf dem Podest stand, dachte ich an all die Leute, die hier sind und mich schätzen. Ich muss sagen, ich fühle mich heute wie Bon Jovi. Es ist einfach etwas Bombastisches.“
In der Division 5 war Kevin Hahn vom GC Lohersand unterwegs. Mit 491 Schlägen beendete er das Turnier auf Rang drei. Da in dieser Gruppe allerdings nur drei Spieler gestartet waren, blieb es für Hahn bei einer Platzierungsauszeichnung.
Weitere Stimmen zu den Golf-Wettbewerben der Special Olympics World Games 2023:
Axel Schulz (ehemaliger Profi-Boxer): „Ich bin vorgestern auch schon hier gewesen. Ich finde es einfach faszinierend. Golf an sich ist schon so eine tolle Sportart. Und was hier geleistet wird, ist wirklich etwas Besonderes, alleine auf dem Faldo-Course. Ich selbst habe den Platz schon ein paar Mal versucht und immer wieder aufgegeben. Jetzt gerade war ich an Bahn 18 – und da wird mal ganz leicht ein Up-and-Down aus dem Bunker gespielt.“
Marcus Neumann (Vorstand Sport des Deutschen Golf Verbandes): „Ich bin vor allem von dem helfenden Umfeld stark beeindruckt. Die Organisation, die das hier alles ehrenamtlich macht. Und die Athleten. Deren Freude und die Atmosphäre. Die Leichtigkeit in Kombination mit dem Leistungsgedanken. Bei vielen Athleten würde man sagen: Diesen Schlag kann doch jeder schlagen. Ja, kann sein. Aber nicht jeder kann sich darüber so freuen. Wenn ich am Ende in die Gesichter schaue: Alle sind glücklich.“
Wilhelm Mannheims (Head Coach des deutschen Golfteams): „Ich bin sehr zufrieden mit dem Abschneiden unseres Teams. Wir sehen ausschließlich glückliche Gesichter – egal wer welche Medaille gewonnen hat. Alle haben die vier Tage hier in Bad Saarow genossen. Man muss dazu sagen, die Athleten sind jeden Morgen um fünf Uhr aufgestanden. Es waren unwahrscheinlich lange Tage und sie haben unwahrscheinlich viel geleistet hier bei diesen sehr warmen Temperaturen.“
Aber es geht eben nicht um Medaillen alleine. Toleranz, Vielfalt und Integration – das sind die Werte, für die die Special Olympics World Games eben auch stehen. Noch bis zum 25. Juni 2023 finden erstmals in Berlin – und damit erstmals auf deutschem Boden – die Weltspiele für Athletinnen und Athleten mit geistiger und mehrfacher Behinderung statt. Mehr als 7.000 Sportlerinnen und Sportler aus der ganzen Welt sind in 26 Sportarten dabei, darunter auch die zehn deutsche Golfspielerinnen und Golfspieler,
Bild 1: Clemens Schmidt (links) und Anna M