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SHOWDOWN IN AUGSBURG

DEG

DÜSSELDORF. „Bitte hört endlich auf an uns zu zweifeln !“ Das waren die Worte von DEG-Kapitän Alex Barta nach einem denkwürdigen Playoff-Abend vor 8.534 Zuschauern im ISS DOME. Nach 40 Minuten hatte der achtmalige Deutsche Meister mit zwei Toren zurückgelegen. Im weiten Rund fehlte es da in der Tat ein wenig an Optimismus, wobei wir doch alle wissen, was im Eishockey in kürzester Zeit möglich ist. Wenn man es nur will und dran glaubt. Die DEG glaubte und wollte, schenkte den Augsburgern noch zwei Tore ein und triumphierte dann auch in der Verlängerung. Mann des Abends beim 4:3 (0:2; 1:1; 2:0; 1:0) war der unglaubliche, einzigartige und spielwitzige Jaedon Descheneau!

Wegen der Verletzung von Hendrik Hane musste Harold Kreis ein wenig umbauen. Patrick Köppchen kehrte ins Team zurück, für ihn musste Nichlas Torp auf die Tribüne. Auf dem Eis wurde nicht lange gefackelt. Die erste dicke Chance gehörte der DEG: Barta ließ die Scheibe für Philip Gogulla liegen. Der zog aus dem rechten Bullykreis ab und forderte Olivier Roy eine Schonerparade ab (2.). Der Anfangsschwung führte zu einer frühen Überzahl, Steffen Tölzer wanderte für zwei Minuten wegen Hakens auf die Sünderbank. Ryan McKiernan zog von der blauen Linie ab, Barta nahm den Nachschuss aus spitzem Winkel (3.). Ein Wechselfehler der Rot-Gelben egalisierte die Kräfteverhältnisse auf dem Eis. Wenig später musste auch Nowak runter. Etwa eine Minute sah sich die DEG einem 3:4-Unterzahlspiel ausgesetzt. Eine weitere Minute galt es, mit zwei Mann mehr zu überstehen. Das gelang leider nicht, weil Alex Picard in der Hektik seinen Schläger verlor. Während er sich an der Bande Ersatz beschaffte, hatten die Panther viel zu viel Platz, den sie dann auch noch zu nutzen wussten. Matt Fraser kam im Slot an die Scheibe und nahm genau Maß (6.). 12 Sekunden später bot sich für die Jungs von Harold Kreis in einem Überzahlspiel die Gelegenheit, alles wieder gerade zu biegen. Bei der ersten Befreiung der Augsburger wollten die Gäste die Scheibe eigentlich nur aus der Gefahrenzone bringen und gingen ihr im Drittel der DEG ein wenig hinter her. Da der DEG aber so gar kein Zugriff auf das Spielgerät gelingen wollte, stand es plötzlich und zum Schrecken aller, die es mit der DEG halten, 0:2. Drew Leblanc war der Torschütze (7.). Nun musste die DEG irgendwie einen Weg zurück ins Spiel finden. Kenny Olimb bediente Jerome Flaake von der linken Seite, der bekam allerdings nicht genug Druck auf den Schläger (8.). Bei vier gegen vier legte Barta von hinter dem Tor ab zu Marco Nowak, dessen Schuss knapp rechts am Tor vorbeizischte (9.). Gefährlich wurde es auch, als Gogulla einen Schlenzer von McKiernan abfälschte (18.). Kurz vor Drittelende bot sich den Rot-Gelben eine weitere Chance im Powerplay. Das geriet druckvoll, blieb aber ohne Zählbares.

Im Mittelabschnitt schlug die DEG gleich die richtige Richtung ein. Bei einem Schuss von Kevin Marshall sorgte Barta vor dem Tor für Unruhe, Gogulla scheiterte im Nachfassen (21.). Auf der anderen Seite hielt Mathias Niederberger seine Mannschaft im Spiel, indem er einen Alleingang von Daniel Schmölz mit der Fanghand wegfischte (22.). Die Emotionen kochten hoch, als Patrick Buzás von Arvids Rekis hart angegangen wurde und verletzt auf dem Eis liegen blieb. Die Schwarz-Weiß-Gestreiften hatten die Szene offenbar nicht genau gesehen. Rekis kam jedenfalls straflos davon. Buzás musste kurzzeitig in die Kabine, kehrte später aber aufs Eis zurück. Allein auf Roy zulaufend hätte Jaedon Descheneau den Anschluss besorgen müssen, vergab jedoch eine der besten Chancen für die DEG (30.). Es sei ihm verziehen, weil der kanadische Wirbelwind die DEG wenig später zurück ins Spiel brachte. Als beide Mannschaften mit einem Mann weniger auskommen mussten, hob McKiernan den Puck von der linken Seite vors Tor, wo Descheneau zur Stelle war und die DEG-Fans jubeln ließ (32.).

John Henrion ließ sich zu einem harten Check gegen Christoph Ullmann hinreißen, als der die Scheibe an der Bande längst weitergespielt hatte und nicht mehr mit einem Check rechnete. Der langjährige Nationalspieler blieb schwer benommen auf dem Eis liegen und musste letztlich unter dem Applaus aller (!) Spieler und Fans das Eis auf einer Trage verlassen. Playoffs hin oder her: Alle gute, Ulle! Henrion schickten die Schiedsrichter André Schrader und Gordon Schukies mit einer Spieldauerdisziplinarstrafe vorzeitig unter die Dusche. In der fünfminütigen Überzahl setzte zunächst Matt White die Scheibe aus dem Slot knapp über den Kasten (36.). Durch den Treffer von Schmölz, der einen Distanzschuss von Braden Lamb abfälscht (36.), wurde die Aufgabe für die DEG wieder erheblich schwerer. Dramaturgisch waren wir nun wieder da, wo wir auch schon am letzten Sonntag waren.

Nur mit umgekehrten Vorzeichen: Die Schützlinge von Mike Stewart führten mit 3:1, als es ins letzte Drittel ging. Kleine, aber feine Besonderheit: Mit der Führung stand Augsburg virtuell im Halbfinale. Die DEG hatte in der Anfangsphase des dritten Abschnitts gleich zwei Überzahlspiele. Das erste verpuffte einigermaßen wirkungslos. Das zweite war druckvoll und mit einigen guten Szenen versehen, aber der Torjubel blieb aus. Danach steckte die DEG nicht auf und blieb am Drücker. Trotzdem verrannen die Sekunden zunehmend. Dann kam der Auftritt des Kapitäns, der kapitänswürdiger nicht sein konnte. Barta schnappte sich die Scheibe im eigenen Drittel, zündete den Turbo, kurvte sich ins Panther-Drittel und setzte das Ding einfach mal in den Winkel (50.). Jetzt war die DEG wieder da! Aber Augsburg dachte gar nicht daran, sich ins eigene Drittel zurückzuziehen. Nun war richtig Pfeffer in der Partie. Die DEG versuchte alles, nahm Schuss um Schuss und war nun auch giftiger in den Zweikämpfen. Wiederum verstrich die Zeit, bis Niederberger gut zwei Minuten vor Schluss das Eis für einen sechsten Feldspieler verließ. Die DEG kämpfte sich ins Angriffsdrittel, behauptete dort die Scheibe, Marshall zog von der blauen Linie ab und flach rechts schlug der Puck zum laut umjubelten 3:3-Ausgleich ein. 52 Sekunden vor Schluss ging alles wieder von vorne los. Hallo Augsburg, wir können das auch!

Die Verlängerung dauerte dann ganze 36 Sekunden. Dann schwappten etliche Bierduschen durch den ISS DOME. Schnell hatte die DEG die Scheibe nach vorne gespielt, Descheneau hatte sie zu behaupten versucht. Das ging zwar nur so halb gut, aber der Zauber-Kanadier setzte nach, gab nicht auf, hatte den Puck dann plötzlich doch auf dem Schläger und sorgte für unglaubliche rot-gelbe Glücksgefühle. Nun kommt es am Sonntag zum großen Showdown im Curt-Frenzel-Stadion zu Augsburg. Der erste Puck fällt um 16:30 Uhr. Wann das Spiel zu Ende sein wird, weiß nur der Eishockeygott. Und Alex Barta. Zweifel, und so…!

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