Duelle im Fokus – der Münchener Chef-Frontcourt: Neben Anführer und Kapitän Vladimir Lucic, dessen „Clutch-Gene“ in den kommenden Spielen sicher auch noch gefragt sein werden, stehen dort mit Serge Ibaka (2,10 Meter, 120 Kilogramm) und Devin Booker (2,05 Meter, 113 Kilogramm) zwei weitere Leader in der ersten Fünf. Die Bayern haben es dank ihrer langsamen Pace mittlerweile perfektioniert, die physischen Vorteile der beiden Big Men auszuspielen. Ibaka und Booker terrorisieren die Gegner im Low-Post, denn mindestens einer von beiden hat ein Mismatch. Ludwigsburg verfügte mit Eddy Edigin nur über einen Spieler aus der gleichen Gewichtsklasse, ähnlich sieht es bei den Würzburgern mit Owen Klassen (2,08 Metern, 117 Kilogramm) aus. Backup Max Ugrai (2,01 Meter, 104 Kilogramm) bringt mehr Finesse als Phyis mit, Collin Welp (2,06 Meter, 102 Kilogramm) erhielt zuletzt nur Kurzeinsätze. Um im Frontcourt zu bleiben, wird sich Zac Seljaas auf das Matchup mit Vladimir Lucic sicherlich besonders freuen. Der Würzburger Forward ist der emotionale Anführer der Franken und ist für den verletzten Otis Livingston auch als Go-to-Guy in die Bresche gesprungen. In der vergangenen Saison noch in der ProA aktiv, darf sich der 26-Jährige nun mit einem EuroLeague-Veteranen messen. Und Seljaas wird mit Selbstbewusstsein in das Duell gehen, war er doch unter den vier Halbfinalisten der effektivste Akteur im Viertelfinale.
Duelle im Fokus – Highschool-Phänomen gegen College-Star: So quantitativ hoch die Qualität der Bayern anzusehen ist, einer stach im Viertelfinale dann doch heraus: Carsen Edwards erzielte mit 20,3 Punkten pro Spiel die meisten aller Halbfinalisten, beim entscheidenden Auswärtssieg in Ludwigsburg legte der Guard nach der Pause 18 Zähler auf und traf den Dagger-Dreier. Dass sich Edwards auf großer Bühne ins Rampenlicht schießen kann, bewies er in seinem letzte College-Jahr an der Purdue University, als er in vier Partien des NCAA-Turniers zur 34,8 Punkten im Schnitt explodierte. Edwards‘ Stern ging am College auf, 2018 gewann er den „Jerry West Award“ für den besten Shooting Guard der NCAA, 2019 wurde er ins zweite All-American Team der College-Liga gewählt. Bei Edwards‘ Gegenüber sieht dies etwas anders aus: Isaiah Washington war bereits zu Highschool-Zeiten eine große Nummer, wie die Legenden Kenny Anderson, Jamal Mashburn oder Stephon Marbury wurde Washington zum „Mr. New York Basketball“ gewählt. Als Vier-Sterne-Rekrut ging es an die Universität, wo Washingtons steile Karriere erstmals stockte. Auch in der Beletage hat es gedauert, bis Washington Fuß gefasst hat. Nachdem er in der vergangenen Saison in Frankfurt mäßig gestartet war, ist er in Würzburg ein wichtiger Bestandteil der Offensive, die viel auf das Eins-gegen-Eins fußt, erst recht nach dem Ausfall von Livingston.
Die X-Faktoren: Münchens Isaac Bonga und Würzburgs Darius Perry mögen eigentlich auf ganz unterschiedlichen Positionen zuhause sein, dennoch dürften sich die Wege der beiden kreuzen. Bonga bekleidete nach dem Ausfall von Sylvain Francisco und Nick Weiler-Babb die Rolle des Backup-Einsers hinter Leandro Bolmaro, Perry war nach dem Ausfall von Otis Livingston auf der Spielmacherposition gar nicht mehr wegzudenken. Nachdem Perry im dritten Spiel gegen Ulm gar nicht ausgewechselt wurde, nannte Sasa Filipovski seinen Schützlign kurzerhand „Robocop“. Sollten die Münchener Point Guards doch fit werden und Bonga vermehrt auf der Drei auflaufen, bliebe es bei einem interessanten Matchup: Dort läuft mit Würzburgs Javon Bess der beste Verteidiger der Liga auf, und auch Bonga gehört mit seiner Vielseitigkeit zu einem der stärksten Defensivspieler der Beletage.
Zahlen, bitte: Die Würzburger mussten bereits im Viertelfinale viele Minuten abspulen. Mit Javon Bess (32:25 Minuten), Darius Perry (32:06 Minuten) und Zac Seljaas (31:07 Minuten) standen drei Akteure im Schnitt über 30 Minuten auf dem Parkett. Perry absolvierte in der dritten Partie sogar die vollen 40 Minuten. Die Franken haben nun zwar einige spielfreie Tage, die Belastung wird jedoch nicht weniger werden, wodurch auch das Verletzungsrisiko steigt.
Die Münchener haben derweil zu wenige Minuten, um sie an alle Spieler zu verteilen. Kein Akteur lief im Viertelfinale durchschnittlich über 30 Minuten auf und das, obwohl die Bayern eine Verlängerung spielten und Würzburg nicht. Mit Sylvain Francisco und Danko Brankovic spielten zwei Importspieler bislang nur kurz bzw. noch gar nicht. Auf den deutschen Positionen hat man mit Nick Weiler-Babb (bislang verletzt), Niklas Wimberg und Nelson Weidemann (beide nur Kurzeinsätze) noch drei Nationalspieler in der Hinterhand. |