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1. BASKETBALL – BUNDESLIGA

Herzlich willkommen …

… zu den redaktionellen Themen zum zweiten der beiden Playoff-Halbfinals. Dort treffen der Favorit und Hauptrundenkrösus FC Bayern München und der Außenseiter Würzburg Baskets zum ersten Mal überhaupt in einer Playoff-Serie aufeinander. Die Bayern bezwangen Ludwigsburg mit 3-1, die Würzburger schalteten ebenfalls mit 3-1 den Titelverteidiger Ulm aus – und das ohne den verletzten MVP Otis Livingston. Die erste Partie findet an diesem Mittwoch statt.

Im ersten Halbfinale, das am Dienstag beginnt, duellieren sich der Serienmeister ALBA BERLIN und der Halbfinal-Rookie NINERS Chemnitz. Festhalten lässt sich schon, dass in beiden Paarungen die beiden Gegner das erste Mal in einer Playoff-Serie aufeinandertreffen. Das gab es in den BBL-Halbfinals zuletzt 2013 mit Bamberg gegen München und Oldenburg gegen Ulm (damals gingen beide Serien über die vollen fünf Spiele).

In der aktuellen Saison kommt noch hinzu, dass in beiden Duellen von einem Derby gesprochen werden könnte: das Ost-Derby zwischen den beiden östlichsten BBL-Klubs Berlin und Chemnitz, und München und Würzburg liegen sogar im gleichen Bundesland (auch wenn Ihr, liebe Würzburger, wie wir wissen natürlich Franken und keine Bayern seid). Seit 1972 erstmals Halbfinals in der Bundesliga gespielt wurden (anfangs nur mit Hin- und Rückspiel), gab es in 52 Jahren dabei noch nie zwei Derbys.

Stefan Kochs Vorschau auf die Halbfinals

Die Viertelfinalserien liegen hinter uns und obwohl keine in ein entscheidendes fünftes Spiel ging, boten sie viel Drama. Wieviel Drama werden nun die Halbfinals beinhalten? Stefan Koch analysiert in seiner aktuellen Kolumne beide Duelle. Den Würzburgern schlägt Koch eine Zonenverteidigung vor,  den Berlinern schreibt unser Kolumnist einen besonderen Fokus zu.

Hier geht es zur aktuellen Kolumne

Überraschendes Duell im Süden: Kann Außenseiter Würzburg auch Favorit Bayern gefährden?

Die besondere Brisanz: In der vergangenen Saison war der FC Bayern München im Halbfinale gegen die Außenseiter aus Ulm ausgeschieden, die zuvor den Meister Berlin ausgeschaltet hatten. Nun treffen die Bayern im Halbfinale auf die Außenseiter aus Würzburg, die zuvor den Meister Ulm ausgeschaltet haben. Ob das korreliert, bleibt abzuwarten. Sicher ist, dass beide Teams zum ersten Mal überhaupt in einer Playoff-Serie aufeinandertreffen werden – was auch auf das zweite Halbfinale zwischen ALBA BERLIN und den NINERS Chemnitz zutrifft.

Duellierten sich die Münchener in der jüngeren Vergangenheit in den Playoffs mit einem Team aus Franken, hieß der Gegner immer Bamberg. Doch in dieser Saison haben die Würzburger dem fränkischen Rivalen den Rang abgelaufen. Das hat auch viel mit Trainer Sasa Filipovski zu tun, den die Würzburger langfristig, bis zur Saison 2026/27, an sich gebunden haben. Und seit kurzem ist mit Wolfgang Heyder eine fränkische Basketballgröße als Gesellschafter an Bord, welcher zuvor jahrelang den Bamberger Basketball geprägt hat und mitverantwortlich für zahlreiche Meisterschaften war. In dieser Saison ein Überraschungsteam der Liga, werden die Würzburger hoffen, dass man auf die erste Halbfinalteilnahme seit 2012 aufbauen kann.

Der Blick zurück: Im Viertelfinale klaute Würzburg das erste Auswärtsspiel in Ulm (78:65) auch dank eines starken MVP Otis Livingston (22 PTS), der sich in der Crunchtime allerdings verletzte und den Franken nicht mehr zur Verfügung stehen wird. Ohne den Anführer gerieten die Unterfranken im zweiten Spiel mit 64:100 unter die Räder, konnten die beiden Heimspiele vor emotionaler Kulisse mit 82:79 und 75:72 aber eindrucksvoll gewinnen. München verlor den Auftakt in die Postseason gegen Ludwigsburg in einer wilden Overtime-Schlacht samt Buzzerbeater-Ausgleich von Andi Obst mit 98:102. Die Bayern schlugen jedoch mit drei Siegen in Serie zurück und zogen doch noch souverän ins Halbfinale ein.

Status quo: Wie souverän? Im vierten Spiel lagen die Münchener nie zurück, in der vorherigen dritten Partie nur nach den ersten eineinhalb Minuten, in der zweiten Begegnung nur bis zur neunten Spielminute. Das Team von Pablo Laso bewies dabei, in einem Viertel vor allem defensiv die Zügel anziehen zu können. Die Würzburger hingegen drehten bzw. entschieden die beiden Heimsiege durch eine starke Crunchtime. Die Filipovski-Truppe hat in dieser Saison bereits mehrfach ihre Nervenstärke in engen Spielen bewiesen: Acht von zehn Partien, die mit maximal fünf Punkten Differenz entschieden worden sind, gewannen die Würzburger.

Rekordverdächtig: Seit der Saison 1985/86 werden in unserer Liga Playoff-Viertelfinals ausgetragen, Würzburg hat es als erst sechstes Team geschafft, im Viertelfinale den Titelverteidiger auszuschalten. Dieses Schicksal widerfuhr zuvor Berlin (2023), München (2020), Bamberg (2014), Oldenburg (2010) und Bamberg (2008). Damit schieden also zum ersten Mal in der Ligageschichte in zwei aufeinanderfolgenden Jahren die Titelverteidiger im Playoff-Viertelfinale aus. Außerdem treffen in beiden Paarungen die beiden Gegner das erste Mal in einer Playoff-Serie aufeinander. Das gab es in den BBL-Halbfinals zuletzt 2013 mit Bamberg gegen München und Oldenburg gegen Ulm (damals gingen beide Serien über die vollen fünf Spiele). Und in der aktuellen Saison kommt noch hinzu, dass in beiden Duellen von einem Derby gesprochen werden könnte: das Ost-Derby zwischen den beiden östlichsten BBL-Klubs Berlin und Chemnitz, und München und Würzburg liegen sogar im gleichen Bundesland (auch wenn Ihr, liebe Würzburger, wie wir wissen natürlich Franken und keine Bayern seid). Seit 1972 erstmals Halbfinals in der Bundesliga gespielt wurden (anfangs nur mit Hin- und Rückspiel), gab es in 52 Jahren dabei noch nie zwei Derbys.

Duelle im Fokus – der Münchener Chef-Frontcourt: Neben Anführer und Kapitän Vladimir Lucic, dessen „Clutch-Gene“ in den kommenden Spielen sicher auch noch gefragt sein werden, stehen dort mit Serge Ibaka (2,10 Meter, 120 Kilogramm) und Devin Booker (2,05 Meter, 113 Kilogramm) zwei weitere Leader in der ersten Fünf. Die Bayern haben es dank ihrer langsamen Pace mittlerweile perfektioniert, die physischen Vorteile der beiden Big Men auszuspielen. Ibaka und Booker terrorisieren die Gegner im Low-Post, denn mindestens einer von beiden hat ein Mismatch. Ludwigsburg verfügte mit Eddy Edigin nur über einen Spieler aus der gleichen Gewichtsklasse, ähnlich sieht es bei den Würzburgern mit Owen Klassen (2,08 Metern, 117 Kilogramm) aus. Backup Max Ugrai (2,01 Meter, 104 Kilogramm) bringt mehr Finesse als Phyis mit, Collin Welp (2,06 Meter, 102 Kilogramm) erhielt zuletzt nur Kurzeinsätze. Um im Frontcourt zu bleiben, wird sich Zac Seljaas auf das Matchup mit Vladimir Lucic sicherlich besonders freuen. Der Würzburger Forward ist der emotionale Anführer der Franken und ist für den verletzten Otis Livingston auch als Go-to-Guy in die Bresche gesprungen. In der vergangenen Saison noch in der ProA aktiv, darf sich der 26-Jährige nun mit einem EuroLeague-Veteranen messen. Und Seljaas wird mit Selbstbewusstsein in das Duell gehen, war er doch unter den vier Halbfinalisten der effektivste Akteur im Viertelfinale.

Duelle im Fokus – Highschool-Phänomen gegen College-Star: So quantitativ hoch die Qualität der Bayern anzusehen ist, einer stach im Viertelfinale dann doch heraus: Carsen Edwards erzielte mit 20,3 Punkten pro Spiel die meisten aller Halbfinalisten, beim entscheidenden Auswärtssieg in Ludwigsburg legte der Guard nach der Pause 18 Zähler auf und traf den Dagger-Dreier. Dass sich Edwards auf großer Bühne ins Rampenlicht schießen kann, bewies er in seinem letzte College-Jahr an der Purdue University, als er in vier Partien des NCAA-Turniers zur 34,8 Punkten im Schnitt explodierte. Edwards‘ Stern ging am College auf, 2018 gewann er den „Jerry West Award“ für den besten Shooting Guard der NCAA, 2019 wurde er ins zweite All-American Team der College-Liga gewählt. Bei Edwards‘ Gegenüber sieht dies etwas anders aus: Isaiah Washington war bereits zu Highschool-Zeiten eine große Nummer, wie die Legenden Kenny Anderson, Jamal Mashburn oder Stephon Marbury wurde Washington zum „Mr. New York Basketball“ gewählt. Als Vier-Sterne-Rekrut ging es an die Universität, wo Washingtons steile Karriere erstmals stockte. Auch in der Beletage hat es gedauert, bis Washington Fuß gefasst hat. Nachdem er in der vergangenen Saison in Frankfurt mäßig gestartet war, ist er in Würzburg ein wichtiger Bestandteil der Offensive, die viel auf das Eins-gegen-Eins fußt, erst recht nach dem Ausfall von Livingston.

Die X-Faktoren: Münchens Isaac Bonga und Würzburgs Darius Perry mögen eigentlich auf ganz unterschiedlichen Positionen zuhause sein, dennoch dürften sich die Wege der beiden kreuzen. Bonga bekleidete nach dem Ausfall von Sylvain Francisco und Nick Weiler-Babb die Rolle des Backup-Einsers hinter Leandro Bolmaro, Perry war nach dem Ausfall von Otis Livingston auf der Spielmacherposition gar nicht mehr wegzudenken. Nachdem Perry im dritten Spiel gegen Ulm gar nicht ausgewechselt wurde, nannte Sasa Filipovski seinen Schützlign kurzerhand „Robocop“. Sollten die Münchener Point Guards doch fit werden und Bonga vermehrt auf der Drei auflaufen, bliebe es bei einem interessanten Matchup: Dort läuft mit Würzburgs Javon Bess der beste Verteidiger der Liga auf, und auch Bonga gehört mit seiner Vielseitigkeit zu einem der stärksten Defensivspieler der Beletage.

Zahlen, bitte: Die Würzburger mussten bereits im Viertelfinale viele Minuten abspulen. Mit Javon Bess (32:25 Minuten), Darius Perry (32:06 Minuten) und Zac Seljaas (31:07 Minuten) standen drei Akteure im Schnitt über 30 Minuten auf dem Parkett. Perry absolvierte in der dritten Partie sogar die vollen 40 Minuten. Die Franken haben nun zwar einige spielfreie Tage, die Belastung wird jedoch nicht weniger werden, wodurch auch das Verletzungsrisiko steigt.

Die Münchener haben derweil zu wenige Minuten, um sie an alle Spieler zu verteilen. Kein Akteur lief im Viertelfinale durchschnittlich über 30 Minuten auf und das, obwohl die Bayern eine Verlängerung spielten und Würzburg nicht. Mit Sylvain Francisco und Danko Brankovic spielten zwei Importspieler bislang nur kurz bzw. noch gar nicht. Auf den deutschen Positionen hat man mit Nick Weiler-Babb (bislang verletzt), Niklas Wimberg und Nelson Weidemann (beide nur Kurzeinsätze) noch drei Nationalspieler in der Hinterhand.

Die deutsche Welle: Pablo Laso ließ gegen Ludwigsburg eine Neuner-Rotation spielen, wobei er seine deutsche Garde mit Isaac Bonga (23:03 Minuten), Andi Obst (21:28 Minuten), Niels Giffey (16:14 Minuten) und Elias Harris (11:22 Minuten) von der Bank brachte. Mit der Erfahrung von 946 BBL-Spielen sorgte gerade diese Aufstellung in brenzligen Phasen für Ruhe und Kontrolle im Münchener Spiel.

Würzburg spielte hauptsächlich mit sechs Mann, wobei Max Ugrai (18:19 Minuten) als einziger deutscher Akteur in allen vier Spielen über zehn Minuten auf dem Parkett stand. Julius Böhmer, Felix Hoffmann und Collin Welp wurden von Sasa Filipovski je nach Spielverlauf mal länger und mal kürzer ins Spiel geworfen.

Im Blick des Bundestrainers: Der Pokalsieger weist mit Isaac Bonga (34), Niels Giffey (107), Elias Harris (36), Andreas Obst (66), Nelson Weidemann (4), Nick Weiler-Babb (12) und Niklas Wimberg (16) ganze sieben Nationalspieler (darunter drei Weltmeister) und 275 Länderspiele vor – kein anderer Playoff-Teilnehmer kommt auf mehr. Würzburg hat hingegen als einziger Playoff-Teilnehmer keinen Nationalspieler in den eigenen Reihen.

Die Trainer: Das Standing von Pablo Laso in Europa ist unbestritten: zweimal EuroLeague-Champion, sechsmal spanischer Meister und sechsmal spanischer Pokalsieger mit Real Madrid – das kann sich sehen lassen. In dieser Saison ist der 56-jährige Laso aber erstmals außerhalb seiner Heimat Spanien aktiv. Auf der Gegenseite ist Sasa Filipovski schon ordentlich herumgekommen, was ebenfalls für das Renomee des Slowenen spricht: Vor seiner Station in Würzburg hat der 49-Jährige den serbischen Spitzenclub Partizan Belgrad trainiert, mit dem AS Monaco, Banvit Bandirma, Zielona Gora, Union Olimpija Ljubljana und Lottomatica Rom war er bei zahlreichen anderen europäischen Clubs aktiv und hat auch schon EuroLeague-Erfahrung gesammelt hat. Unter anderem auch im Duell mit Laso: In der Spielzeit 2012/13 kreuzten sich die Wege bereits zweimal, als Filipovski mit Olimpia Ljubljana in der Vorrunde der EuroLeague auf Lasos Real Madrid traf.

Details dazu sowie noch viele weitere Themen zu der Serie demnächst hier im Vorbericht

Der Playoff-Baum:

Playoff-Viertelfinale
FC Bayern München vs. MHP RIESEN Ludwigsburg 3 : 1
ratiopharm ulm vs. Würzburg Baskets 1 : 3
ALBA BERLIN vs. Telekom Baskets Bonn 3 : 0
NINERS Chemnitz vs. RASTA Vechta 3 : 1
Playoff-Halbfinale
FC Bayern München vs. Würzburg Baskets 0 : 0
ALBA BERLIN vs. NINERS Chemnitz 0 : 0
Playoff-Finale
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