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DER DEUTSCHE SKIVERBAND INFORMIERT

„Sehr auslösefreudig“: Hohe Lawinengefahr – auch in gesperrten Skigebieten

PLANEGG. Die deutschen Alpen und Voralpen zeigen sich tief verschneit: Bis zu 1,5 Meter Neuschnee fielen in den vergangenen Tagen und sorgten vielerorts für Verkehrschaos. Höherschlagen lässt der enorme Wintereinbruch vor allem das Wintersport-Herz. Aber Vorsicht: In den Bergen herrscht jetzt hohe Lawinengefahr! Und das nicht nur an abseits gelegenen Berghängen, sondern auch auf den derzeit nicht gesicherten Skipisten!

Trügerisches Sicherheitsgefühl

Skitourengehen auf Skipisten gilt als sichere Tourenvariante – zumindest was das Risiko von Lawinenabgängen betrifft. Das ist heuer anders! Aufgrund der Corona-Pandemie sind alle Skigebiete nach wie vor geschlossen – und damit auch nicht gesichert! „Die Seitenhänge, die auf die Pisten führen, sind jetzt genauso wie freies Gelände zu betrachten. Sie sind vollgeladen mit Neuschnee und nicht gesichert. Dort ist die Gefahr jetzt genauso hoch wie im freien Gelände“, bekräftigt DSV-Skiwacht-Koordinator Rolf Frasch im Rahmen einer Schneeprofilerstellung am Brauneck in Lenggries. „In normalen Zeiten werden die Pisten gesichert. Jetzt in der Corona-Pandemie sind die Bahnen zu, es besteht also auch keine Pistensicherungspflicht. Die Bergbahnen sprengen in diesen Zeiten nicht regelmäßig, so wie das bei normalem Pistenbetrieb zu erwarten wäre.“

Große Vorsicht geboten!

Auch Christoph Hummel von der Lawinenwarnzentrale Bayern zeigt sich besorgt über die aktuelle Situation in den Bergen. „Momentan haben wir verbreitet große Lawinengefahr. Der Neuschnee ist auf schwache Schichten gefallen, teilweise auf Oberflächenreif. Das ist sehr auslösefreudig.“ Konkret hieße das: Viele Lawinen kommen auch spontan runter, ohne dass ein Wintersportler oder Tier draufgeht oder -fährt. „Wir haben sogar Meldungen bekommen, dass in drei Skigebieten Lawinen auf Pisten runtergekommen sind. In einem Skigebiet sogar mit Personenbeteiligung. Es wurden zwei Personen von einer Lawine auf der Skipiste teilverschüttet.“

Lawinenkundliche Erfahrung und Abruf des Lawinenlageberichts unerlässlich

„Im gesamten bayerischen Alpenraum ist derzeit große Vorsicht geboten und lawinenkundliches Beurteilungsvermögen erforderlich. Zu beachten ist, dass Skipisten momentan nicht überwacht werden. Die Situation bleibt angespannt“, meldet die Lawinenwarnzentrale Bayern am heutigen Samstag.

Wichtig ist, dass sich Tourengeher und Freerider der möglichen Gefahren bewusst sind und vor dem Tourenstart alle nötigen Vorsichtsmaßnahmen ergreifen. Standardmaßnahmen bei der Tourenplanung sind neben dem Studium des aktuellen Lawinenlage- sowie des Wetterberichts für das jeweilige Tourengebiet auch die Geländebeurteilung mittels Karte, Tourenführer oder Internet, das Überpüfen der Vollständigkeit und Funktionstüchtigkeit der Notfallausrüstung und die möglichst realistische Einschätzung der Fähigkeiten aller Teilnehmer der Tour.

Der Lawinenlagebericht wird in allen Alpenländern täglich von den Lawinenwarndiensten veröffentlicht und gibt Auskunft über die aktuelle Lawinensituation in der jeweiligen Region. Neben der allgemeinen Lawinengefahrenstufe bietet der Lawinenlagebericht Informationen über Gefahrenstellen.

Anhand des Wetterberichts und der Wetterprognose lassen sich mögliche Wetterumschwünge sowie die im Tourengebiet zu erwartenden Sichtverhältnisse abschätzen. Zudem finden sich dort Informationen zu Wind, Niederschlag und Temperatur, aus denen sich wichtige Hinweise auf die zu erwartenden Schneebedingungen ableiten lassen.

Hintergrundinformationen zum Thema Lawinen

Vor allem in den Alpen und Voralpen spitzt sich die Schneelage zu. Die Lawinenwarndienste haben die Lawinenwarnstufe auf Stufe 4 hochgeschraubt. Wer jetzt raus in die Berge möchte, muss Erfahrung in Sachen Lawinenkunde haben und mit äußerster Vorsicht handeln. Die Experten von DSV aktiv stellen in einer 13-teiligen Serie ausführliche Hintergrundinformationen rund ums Thema Lawinen zur Verfügung.

Lawinenarten, Schneedeckenaufbau, Lawinenbildung und -auslösung

In einer umfassenden Serie haben die „Stiftung Sicherheit im Skisport“ (SIS) und DSV aktiv Fachwissen und Hintergrundinformationen rund um das Thema Lawinen gebündelt. In Zusammenarbeit mit DSV-Experten wie Robert Schilling vom DSV-Bundeslehrteam Skitour sowie der DSV-Skiwacht, dem DSV-Sicherheitsexperten Andreas König und dem AM-Berg Verlag wurden aussagekräftige Grafiken und Bilder sowie informative Texte erstellt. Diese sind auf dem Presseserver des Deutschen Skiverbandes abrufbar.

–> DSV-Freizeitsport –> 02_Themenfelder –> 02_02_DSVaktiv-Newsletterserien –> 02_02_01_DSV-Lawinenserie

Die 13 Themen der DSV-Lawinenserie

Teil I – Lawinenarten

Lawinenarten (Schneebrett-, Lockerschnee-, Staublawine) und ihre Entstehung.

Teil II – Aufbau Schneedecke/Umwandlungsprozesse

Präzise Erläuterung der Zusammensetzung der Schneedecke, Entstehung der Schneeschichten und Umwandlungsprozesse innerhalb der Schneedecke.

Teil III – Festigkeit und Veränderung der Schneedecke

Ausschlaggebend für die Stabilität der Schneedecke: Hangart und -exposition, Niederschläge, Temperaturwechsel, Wind, Strahlung bestimmen Lawinenrisiko.

Teil IV – Faktoren, die zur Lawinenbildung beitragen

Über die Auswirkungen der Wetterverhältnisse auf die Stabilität der Schneedecke.

Teil V – Faktoren, die eine Lawine auslösen

Der Abgang einer Schneelawine kommt nicht immer plötzlich und unvorhersehbar.

Teil VI – Lawinenlagebericht (LLB)

Schneesituation und Risikobeurteilung: LLB muss gelesen und gedeutet werden.

Teil VII – Tourenplanung

Wichtigste Schritte der Tour-Vorbereitung: risikobewusste Planung und Organisation.

Teil VIII – Gefahren, die man selbst verursacht

Risiken und Gefahren, die man abseits der gesicherten Pisten selbst beeinflusst.

Teil IX – Skitour/Freeriden: Aufsteigen

Verhaltensregeln für das Aufsteigen.

Teil X – Skitour/Freeriden: Abfahren

Verhaltensregeln für das Abfahren.

Teil XI – Lawinenunfall

Was bei und nach einem Lawinenunfall zu tun ist.

Teil XII – Erste Hilfe beim Lawinenunfall

Viel Zeit bleibt den Rettern nicht: lebensrettende erste Maßnahmen.

Teil XIII – Schneeschuhgehen

Wieder sehr beliebt: das Schneeschuhgehen.

DSV-Skiversicherungen: Vorsorgen für den Ernstfall

Zur Sicherheit beim Tourengehen und Freeriden gehört auch, für den Fall der Fälle vorzusorgen. Eine DSV aktiv-Mitgliedschaft inklusive Skiversicherung ist für jeden Skisportler sinnvoll. Sie greift unter anderem bei Unfall und Krankheit sowie bei Schäden an Ski, Schuhen und Helm. Mehr Informationen dazu finden Interessierte im Netz unter www.ski-online.de.

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