- von LOKALSPORT - über SPORT REGIONAL - bis SPORT INTERNATIONAL -

GLEICH IM ERSTEN VERSUCH ZUM OLYMPIA-GOLD

KLUB CHRONIK TEIL VIER \\ VON HARALD KOKEN

LEVERKUSEN. Wir stöbern weiter im Archiv, schwelgen in Erinnerungen – und erzählen die Geschichten der Bahnbrecher mit dem Kreuz auf der Brust. Im Mittelpunkt unseres heutigen Überblicks über die sportlichen Erfolge früherer Zeiten stehen 400-Meter-Läufer Hans-Joachim Reske und „Gold-Heide“ Rosendahl. Sie hält seit 50 (!) Jahren den TSV-Vereinsrekord im Weitsprung.

Hans-Joachim Reske gehörte Anfang der 1960er Jahre zu den weltbesten 400-Meter-Läufern. Bei seinem größten Erfolg, der Silbermedaille bei den Olympischen Spielen 1960 in Rom mit der deutschen 4×400-Meter-Staffel, startete er noch für Saar 05 Saarbrücken. 1962 kam er nach Leverkusen und wurde in Belgrad hinter dem Briten Robbie Brightwell und Manfred Kinder EM-Dritter und zusammen mit Johannes Schmitt, Wilfried Kindermann und Manfred Kinder Staffel-Europameister. 1962 war Hans-Joachim Reske auch Deutscher Meister und rannte in 46,1 Sekunden Bestzeit.

1965 ging der Stern von Heide Rosendahl auf. Die vielseitige Tochter des zweifachen Deutschen Meisters im Diskuswurf Heinz Rosendahl errang schon als Jugendliche Urkunden und Meistertitel. Doch beim TuS 04 Leverkusen reifte das Talent zu einer großen Sportlerin. Mit 18 begann sie in Köln ein Lehramts-Studium und wurde Mitglied der Trainingsgruppe um Gerd Osenberg. Schon im Jahr danach holte sie bei den Europameisterschaften in Budapest im Fünfkampf Silber.

Heide Rosendahl mit zwei Weltrekorden

Bei den Olympischen Spielen 1968 in Mexiko belegte Heide Rosendahl im Weitsprung den achten Platz. Eine Muskelverletzung verhinderte den Start im Fünfkampf, bei dem sie als Weltjahresbeste und Topfavoritin angetreten wäre. 1969 stellte sie mit 5.155 Punkten einen Fünfkampf-Weltrekord auf. 1970 folgte bei den Studenten-Weltmeisterschaften mit 6,84 Metern der Weltrekord im Weitsprung – ihr internationaler Durchbruch und ihr Aufstieg in die absolute Weltklasse. Bis heute ist die Weite TSV-Vereinsrekord.

1971 erkämpfte Heide Rosendahl bei der EM Gold im Fünfkampf und Bronze im Weitsprung. Dann die Krönung ihrer Karriere: der dreifache Medaillengewinn bei den Olympischen Spielen von München 1972.

Der Weitsprung schien schon nach kurzer Zeit entschieden. Die Weltrekordlerin aus Leverkusen schockte die Konkurrentinnen mit rekordnahen Weiten und schien ungefährdet dem Sieg zuzustreben. Die Tschechin Eva Suranova und die Bulgarin Diana Yorgova kamen allerdings wieder heran. Der Bulgarin gelang ganz zum Schluss ein herrlicher Sprung, nur ein Zentimeter fehlte an den 6,78 Metern von Heide Rosendahl, deren Zittern um ihre Goldmedaille aber dann ein Ende hatte.

Gold-Heide“ gefeiert wie eine Königin

Das Publikum feierte „Gold-Heide“, wie eine Boulevardzeitung titelte, wie eine Königin. Heidi Schüller, die zweite Leverkusenerin im Feld, übertraf sich selbst und belegte mit 6,51 Metern Platz fünf. Wenige Tage später holte Heide Rosendahl Silber im Fünfkampf. Das Abschneiden in den Einzel-Sprints schien der deutschen 4×100-Meter-Staffel keine Siegchance zu lassen. Und dann verletzte sich auch noch die etatmäßige Startläuferin Elfgard Schittenhelm.

Obwohl die Wechsel mittelmäßig klappten, lag das Quartett bei der letzten Stabübergabe knapp vorn. Der Vorsprung, mit dem Annegret Richter Schlussläuferin Heide Rosendahl auf die Reise schickte, schien zu gering. Doch Renate Stecher, die schnellste Sprinterin der Welt und Schlussläuferin der eigentlich favorisierten DDR-Staffel, versuchte vergeblich, die Leverkusenerin niederzukämpfen. Sie vergrößerte den Vorsprung sogar noch. Zusammen mit Christiane Krause, Ingrid Mickler und Annegret Richter erzielte Heide Rosendahl in 42,81 Sekunden einen neuen Weltrekord.

Teil 1: Von den Anfängen bis zu Armin Harys EM-Gold
Teil 2: Von Willi Holdorfs Olympia-Gold bis zu den ersten Weltrekorden
Teil 3: Vom dreifachen Olympia-Silber bis zum EM-Boykott

Liebe Leserin, lieber Leser
des SPORT-MEDIUMS – sport-rhein-erft.de,

 

wir freuen uns, wenn Sie unsere Arbeit mit einem monatlichen ABO in Höhe von 3,--€, 5,-- € oder 10,-- € unterstützen.

 

Unterstützen Sie uns mit Ihrem Beitrag