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PATRICK FRANZISKA BEWAHRT KÜHLEN KOPF

WTT Champions Incheon, Südkorea (1 bis 6. April) - Dang Qiu und Nina Mittelham verpassen den Einzug ins Achtelfinale

Archivfoto: Patrick Franziska (c) MS

INCHEON.  Als erster deutscher Spieler ist der Weltranglistenachte Patrick Franziska in das Achtelfinale des mit 500.000 US-Dollar dotierten WTT Champions Incheon eingezogen. Der Saarbrücker bezwang den Japaner Shunsuke Togami mit 11:5 im Entscheidungssatz und besitzt nun beste Chancen, am Freitag mit einem Sieg über den Australier Finn Luu das Viertelfinale zu erreichen. Ausgeschieden sind heute Ex-Europameister Dang Qiu gegen den Japaner Sora Matsushima und die EM-Dritte Nina Mittelham gegen die Weltranglistenvierte Chen Xingtong (China). Gestern hatten Ying Han und Xiaona Shan in Südkorea ihre Auftaktspiele verloren. Benedikt Duda und Dimitrij Ovtcharov bestreiten am Donnerstag ihre Erstrundeneinzel.

Patrick Franziska gewinnt erstmals gegen Togami 
Das erste deutsche Herren-Einzel beim Champions-Turnier in Südkorea ging über die volle Distanz von fünf Sätzen. Patrick Franziska, der das bislang einzige Duell mit dem Japaner 2023 ohne Satzgewinn verloren hatte, beherrschte Shunsuke Togami in den ersten beiden Sätzen mit starkem Aufschlag-Rückschlag-Spiel, klugen Platzierungen und einem nahezu fehlerfreien Auftritt. Zwar fand die Nummer 24 der Welt im dritten Durchgang erstmals zu seinem aggressiven Spiel und sicherte sich den Anschluss, doch nach diesem Zwischenspurt übernahm in Satz vier Franziska zunächst wieder die Kontrolle.
In die Bredouille brachte sich der Europe-Top-16-Sieger von 2021 anschließend selbst. Denn eine komfortable 7:3-Führung und ein Matchball im vierten Satz reichten dem Saudi-Smash-Finalisten gegen den japanischen Hochrisikospieler nicht, um die Partie vorzeitig nach Hause zu bringen. Den Entscheidungssatz allerdings beherrschte – wie die beiden ersten Durchgänge – hochverdient Franziska, der nach der verspielten 2:0-Satzführung und einem 4:4-Zwischenstand im fünften Satz einen kühlen Kopf bewahrte und den Achtelfinaleinzug mit 11:5 unter Dach und Fach brachte.
Patrick Franziska: „Gut, dass ich im fünften Satz cool geblieben bin“
Franziska sagte nach seinem Sieg: „Es war irgendwie ein komisches Match. Ich wusste, dass Togami sehr aggressiv spielt. Deshalb habe ich zu Beginn vor allem versucht, den Ball sicher auf den Tisch zu spielen. Er hat dann auch einige Fehler gemacht. Im dritten und vierten Satz hat er viele seiner risikoreichen Bälle getroffen. Es war aber sehr gut und sehr wichtig, dass ich im fünften Satz cool geblieben bin.“
Im Kampf um den Einzug ins Viertelfinale steht der Weltranglistenachte nun am Freitag erstmals dem Australier Finn Luu gegenüber. Die Nummer 37 des ITTF-Rankings behauptete sich in Runde eins gegen seinen Landsmann Nicholas Lum. Franziska weiß genau, was ihn im Achtelfinale erwartet: „Gegen meinen nächsten Gegner habe ich zwar noch nie im Wettkampf gespielt. Aber ich kenne ihn, weil er zu unserer Trainingsgruppe in Saarbrücken gehört, und wir haben dort schon einige Male zusammen trainiert. Die Chance auf den Einzug ins Viertelfinale ist jetzt groß. Aber es muss erst einmal alles gespielt werden.“
Dang Qiu: „Matsushima hat es mir heute sehr, sehr schwer gemacht“
Der Weltranglistenelfte Dang Qiu wartet auch nach dem zweiten Aufeinandertreffen mit Sora Matsushima weiter auf seinen ersten Sieg. Der Spitzenspieler der Düsseldorfer Borussia unterlag dem erst 17 Jahre alten Japaner in einer Partie mit zahlreichen hochklassigen Ballwechseln mit 0:3. Beim 12:14, 8:11 und 4:11 brachten die beiden ersten Durchgänge die Vorentscheidung. Im ersten Spielabschnitt ließ das Penholder-Ass in der Verlängerung zwei Satzbälle gegen die Nummer 33 des ITTF-Rankings ungenutzt.
Nach der Niederlage maß der Europameister von München 2022 dem Auftakt der Begegnung eine hohe Bedeutung für den weiteren Spielverlauf zu: „Es hört sich nach einem 0:3 komisch an, aber ich war eigentlich ganz gut drauf und habe auch nicht so schlecht gespielt. Der erste Satz war allerdings verdammt wichtig, weil ich mir nach 8:10 zwei Satzbälle erarbeitet habe, die er dann aber auch richtig gut abwehrt. Auch im knappen zweiten Satz war etwas drin. Einen von diesen beiden Sätzen muss ich machen, dann verliert er definitiv auch etwas an Niveau. Alles in allem muss ich jedoch auch anerkennen, dass mein Gegner heute der bessere Spieler war und auch in den knappen Situationen gute Spielzüge gemacht hat. Er hat sehr aggressiv gespielt, sehr tiefe Platzierungen gesetzt und es mir damit heute sehr, sehr schwer gemacht.“
Duda und Ovtcharov visieren am Donnerstag das Achtelfinale an
Am Donnerstag folgen noch zwei weitere Erstrundenpartien der DTTB-Herren. Zunächst um 5:00 Uhr MESZ das Duell zwischen dem Europameisterschaftszweiten Benedikt Duda (TTC Schwalbe Bergneustadt) und Afrikas Starspieler Quadri Aruna, die in der Weltrangliste auf den Positionen 16 und 19 eng beieinander liegen. Um 7:20 Uhr bestreitet als letzter Deutscher der zweimalige Olympiadritte Dimitrij Ovtcharov (TTC RhönSprudel Fulda-Maberzell) sein Auftakteinzel. Gegner ist Südkoreas Talent Oh Jungsung, der vergangenen Sonntag in Chennai (Indien) mit seinem ersten Star-Contender-Titelgewinn seine aktuell starke Form unter Beweis stellte. In beiden Partien haben die Deutschen gegen ihre Gegner eine ausgeglichene 1:1-Bilanz.
Mittelham sammelt gegen die Nummer 4 der Welt neues Selbstvertrauen
Für Deutschlands Damen-Trio ist das WTT Champions Incheon seit heute Vormittag beendet, ohne enttäuscht zu haben. Die Berlinerin Xiaona Shan zeigte gestern beim 2:3 gegen die Weltranglistenneunte Mima Ito (Japan) eine gute Leistung. Die Niederlage von Europe-Top-16-Siegerin Ying Han gegen keine Geringere als Europameisterin Sofia Polcanova (Österreich) kann nach einjähriger Wettkampfpause aufgrund zweier Achillessehnenrisse ebenfalls eingeordnet werden.
Das heutige Einzel von Nina Mittelham gegen Chen Xingtong bedeutete zwar auf dem Papier die dritte Niederlage für die deutschen Tischtennis-Damen. Doch sind es im Sport nicht immer nur die Siege, die Athleten Mut und neues Selbstvertrauen verleihen. In diese besondere Kategorie darf zweifelsfrei die Erstrundenpartie des Champions-Turniers in Incheon zwischen der EM-Dritten Nina Mittelham und der Weltranglistenvierten Chen Xingtong eingeordnet werden.
Die Spitzenspielerin des ttc berlin eastside lieferte der an Position zwei gesetzten Chinesin beim 11:4, 4:11, 10:12 und 8:11 einen Zweikampf auf Biegen und Brechen. Dies ist umso bemerkenswerter, da die umfangreiche Krankenakte in der Karriere Nina Mittelhams in dieser Saison weiter fortgeschrieben werden musste. So fiel die Deutsche, die bei den Europameisterschaften in München 2022 im Finale tragisch von einer Verletzung gestoppt wurde, nach ihrer Aufgabe bei den Olympischen Spielen in Paris bis zum Oktober mit einer Bandscheibenproblematik aus. Im Januar und Februar schränkten erneut Beeinträchtigungen im Rücken Training und Spielqualität ein, anschließend zwang eine dreiwöchige Grippe Mittelham zur Bettruhe.
Nina Mittelham: „Mein bestes Spiel seit mehr als einem Jahr“
All das Gewicht, das sich in den vergangenen Monaten auf den schmalen Schultern der Ausnahmespielerin Nina Mittelham addierte, schien heute erstmals seit langer Zeit wie abgefallen. In dem hochkarätigen Duell auf Augenhöhe mit Chen Xingtong fegte die Europe-Top-16-Siegerin von 2021 die Chinesin im ersten Spielabschnitt regelrecht vom Tisch. Im dritten Durchgang erarbeitete sich Mittelham mit großartigem Tischtennis bei 10:9 einen Satzball zur 2:1-Führung, doch ausgerechnet ein Schlag der ansonsten so treffsicheren Rückhand versprang der Deutschen. Als wenige Minuten später auch der vierte Durchgang knapp für Chen Xingtong endete, war der hochfavorisierten Chinesin die Erleichterung über den hart erarbeiten Sieg anzumerken.
Auch Nina Mittelham stand trotz der Niederlage nach dem Duell die Genugtuung über das Geleistete ins Gesicht geschrieben. Sie sagte: „Mit meiner Leistung bin ich eigentlich sehr zufrieden. Den Punkt im dritten Satz bei 10:9, den hätte ich aber durchaus machen können. Schade! Aber unabhängig davon war das heute mein bestes Spiel seit über einem Jahr!“ Mittelham zeigt sich optimistisch: „Das war spielerisch eine deutliche Steigerung – und das freut mich sehr. Jetzt muss ich meinen Körper noch stabiler hinbekommen, damit mir mein Rücken keinen Strich mehr durch die Rechnung macht.“
Die Spiele der Deutschen beim WTT Champions Incheon am Mittwoch
Herren-Einzel, 1. Runde (beste 32)
Patrick Franziska – Shunsuke Togami JPN 3:2 (5,4,-7,-10,5)
Dang Qiu – Sora Matsushima JPN 0:3 (-12,-8,-4)
Damen-Einzel, 1. Runde (beste 32)
Nina Mittelham – Chen Xingtong CHN 1:3 (4,-4,-10,-8)
Die Spiele der Deutschen beim WTT Champions Incheon am Donnerstag
Herren-Einzel, 1. Runde (beste 32)
Benedikt Duda – Quadri Aruna NGR 5 Uhr
Dimitrij Ovtcharov – Oh Junsung KOR 7:20 Uhr
Die Spiele der Deutschen beim WTT Champions Incheon am Freitag
Herren-Einzel, Achtelfinale
Patrick Franziska – Finn Luu AUT
Links
Die deutschen Starter beim WTT Champions Incheon (1. bis 6. April)
Damen
Nina Mittelham (ttc berlin eastside), Xiaona Shan (ttc berlin eastside), Ying Han (KTS Tarnobrzeg, Polen)
Herren
Patrick Franziska (1. FC Saarbrücken-TT), Dang Qiu (Borussia Düsseldorf), Benedikt Duda (TTC Schwalbe Bergneustadt), Dimitrij Ovtcharov (TTC RhönSprudel Fulda-Maberzell)
Trainer
Jörg Roßkopf (Herren-Bundestrainer), Zoltan Batorfi (Assistenz-Bundestrainer Damen)
Die deutschen Starter beim WTT Feeder Otocec II (30. März bis 3. April)
Damen
Franziska Schreiner (TSV Langstadt), Annett Kaufmann (SV DJK Kolbermoor). Qualifikation: Sophia Klee (TSV Langstadt)
Herren
Ricardo Walther (ASV Grünwettersbach), Steffen Mengel (Post SV Mühlhausen), Kay Stumper (Borussia Düsseldorf), Andre Bertelsmeier (1. FC Köln), Ruwen Filus (TTC RhönSprudel Fulda-Maberzell), Fanbo Meng (TTC RhönSprudel Fulda-Maberzell). Qualifikation: Wim Verdonschot (SV Union Velbert), Tom Schweiger (TSV Windsbach)

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