MONTREUX. Vom 20. bis 23. Februar wird in Montreux der Europe Top 16 Cup ausgetragen. Das Prestigeturnier wurde im Vergleich zu den Vorjahren modifiziert: Nach dem Wegfall der Teilnehmerbeschränkung kämpfen in dem mondänen Kurort an der Schweizer Riviera ab Donnerstag erstmals 22 Spieler und Spielerinnen um den Titel. Deutschland wird bei der mit 125.000 Euro dotierten, zweitwichtigsten Veranstaltung in Europa mit jeweils vier Damen und vier Herren vertreten sein – darunter die ehemaligen Gewinner Patrick Franziska, Dimitrij Ovtcharov, Ying Han und Nina Mittelham sowie der Zweitplatzierte von 2023, Dang Qiu.
Finals live im Fernsehen RTS / Vier Tage lang alle Spiele ‚best of five‘
Das Turnier unter Aufsicht des deutschen Oberschiedsrichters Sven Weiland (Uhingen) wird über vier Tage hinweg an nur einem Tisch nach dem System ‚best of five‘ ausgetragen und beginnt am Donnerstag mit einer eintägigen Qualifikation. Alle Spiele werden komplett auf ettu.tv gestreamt. Das Schweizer Fernsehen RTS überträgt am Sonntag die Finalspiele ab 14 Uhr. Eurosport 1 zeigt am Sonntag von 18.30 bis 20 Uhr eine Zusammenfassung.
Nachdem die Teilnehmerquote pro Nation viele Jahre auf zwei Spieler begrenzt war, wurde diese Regelung mit der im Herbst 2024 beschlossenen Turniermodifikation aufgehoben. Somit starten im Februar in Montreux unabhängig von einer Länderquote die in der ETTU-Rangliste am höchsten eingestuften Spieler. Zudem wurde das Teilnehmerfeld von 16 auf 22 Athleten bei Damen und Herren erweitert, die Turnierdauer erhöhte sich von zwei auf vier Tage. Die 14 bestplatzierten Spieler der Europarangliste sind direkt für die am Freitag beginnende Endrunde gesetzt, die am Freitag mit dem Achtelfinale startet. Zuvor kämpfen am Donnerstag die verbleibenden acht Teilnehmer in der Qualifikation um die noch zwei freien Plätze im Hauptfeld.
Setzungseinstufungen auf Basis der Europarangliste
Gemäß der von der Weltrangliste abweichenden Europarangliste nehmen Frankreichs Olympiahelden Félix und Alexis Lebrun die Positionen 1 und 3 ein. Dazwischen ist der Olympiazweite Truls Möregardh (Schweden) an Platz 2 gelistet, der dreimalige Seriensieger Darko Jorgic (Slowenien) wurde an Setzposition 4 eingestuft.
Der Weltranglistenachte Patrick Franziska (Saarbrücken), der im ITTF-Ranking an Position 9 notierte Ex-Europameister Dang Qiu (Düsseldorf), der EM-Zweite Benedikt Duda (16) und der fünfmalige Sieger Dimitrij Ovtcharov (20) stehen in der Setzliste für Montreux auf den Positionen 11, 5, 7 und 17.
Bei den Damen nehmen die EM-Dritte Nina Mittelham und die zweimalige Gewinnerin Ying Han hinter European-Games-Siegerin Bernadette Szöcs (Rumänien), Europameisterin Sofia Polcanova und Vorjahressiegerin Jia Nan Yuan (Frankreich) die Setzpositionen 4 und 5 ein. Xiaona Shan (beide Berlin) nehmen für Montreux die Listenplätze 14 und 21 ein.
Entsprechend ihrer Europaranglistenplatzierung müssen der EM-Zweite Benedikt Duda (Bergneustadt) und die ehemalige Europe-Top-16-Dritte Sabine Winter bereits am Donnerstag zusammen mit sieben weiteren Spielern und Spielerinnen in der Qualifikation antreten, um das Achtelfinale zu erreichen.
Die Auslosung für die Qualifikation erfolgt am Mittwoch ab 19 Uhr, die Ziehung für das Achtelfinale am Donnerstag ab 20 Uhr.
Benedikt Duda: Bei der Premiere ein Kandidat fürs Achtelfinale
Benedikt Duda, aktuell die Nummer 16 der Welt, ist nach seinem EM-Erfolg im Vorjahr und Platz drei beim WTT Champions Montpellier 2024 auf Anhieb ein Kandidat für die Hauptrunde. Der Vize-Europameister von Linz und junge Familienvater weiß um die Stärke der Konkurrenz, geht aber selbstbewusst in das Turnier: „Ich bin gut in Form und schaue deshalb einfach von Runde zu Runde.“
Sabine Winter: Intensiv lernen in Montreux
Die zweimalige Deutsche Meisterin Sabine Winter (Dachau), 2017 Drittplatzierte beim Europe Top 16, freut sich nach mehrjähriger Unterbrechung auf ihr Comeback: „Ich bin happy, dass die Regelung mit nur zwei Starterinnen pro Nation aufgehoben wurde und ich nach all den Jahren endlich wieder spielen darf.“ Sie erklärt, warum sie dieses Jahr besonders wertvolle Erfahrungen sammeln möchte: „Ich will lernen. Seit meinem Umstieg auf den Antitopspinbelag hilft mir jedes Spiel weiter, um zu sehen, was in einem Match passiert. Danach kann ich priorisieren, woran ich im Training am dringendsten arbeiten muss. Momentan gibt es einfach noch zu viel zu lernen, sodass ich nicht alles auf einmal üben kann. Jedes Spiel hilft mir außerdem, mit der Zeit mehr Routine zu entwickeln. Natürlich hoffe ich insgeheim, das ein oder andere Match zu gewinnen. Doch noch stecke ich mitten im Lernprozess und will vor allem eines: Fortschritte machen, um in Zukunft mit meinen Ergebnissen zu überzeugen!“
Dimitrij Ovtcharov: Podestplatz im Visier
Die drei deutschen Herren zählen zum engsten Favoritenkreis. Eines haben sie gemeinsam: Sie freuen sich auf das Turnier in dem wunderschönen Ambiente am Genfer See. Für den fünfmaligen Gewinner Dimitrij Ovtcharov hat das Turnier einen besonders hohen Stellenwert: „Das Europe Top 16 gehört zu meinen absoluten Lieblingsturnieren. Es ist ein wunderschönes Event an einem großartigen Austragungsort, bei dem die Spieler und der Sport im Mittelpunkt stehen. Ich konnte das Turnier bereits fünfmal gewinnen. Nach meiner EM-Medaille peile ich auch beim Europe Top 16 wieder einen Podestplatz an. Die Konkurrenz ist stärker und breiter aufgestellt als je zuvor, aber ich bin in guter Form und werde versuchen, das ins Turnier mitzunehmen.“
Dang Qiu: Am Finaltag um den Titel mitspielen
Ex-Europameister Dang Qiu hat sich viel vorgenommen. Bei seiner Premiere 2022 unterlag er erst im Finale dem dreimaligen Seriensieger Darko Jorgic (Slowenien). „Ich freue mich auf das Turnier – es ist bereits meine dritte Teilnahme. Ich gehöre definitiv zu den besten Spielern Europas, aber der Kontinent ist unfassbar stark, und einen Titel zu gewinnen, ist extrem schwierig geworden. Es ist ein tolles Gefühl, zum Favoritenkreis zu zählen, und ich hoffe, mich von meiner besten Seite präsentieren zu können. Mein Ziel ist es, am Finaltag um den Titel mitzuspielen. In erster Linie bin ich froh, dass ich in guter Form bin. Montreux ist immer ein schöner Austragungsort, und das Turnier hat großes Prestige – hier wurde ich bereits einmal Zweiter, und daran würde ich gerne anknüpfen.“
Patrick Franziska: Von Beginn an eine große Herausforderung
Da die Europarangliste von der des Weltverbands abweicht, muss sich der Sieger von 2021 und aktuelle Weltranglistenachte Patrick Franziska mit Setzplatz elf begnügen: „In der Europarangliste stehe ich auf Platz elf. Das bedeutet, dass ich in der ersten Runde direkt auf einen der Top Acht treffen werde – das wird eine echte Herausforderung. Ich bin gespannt, was die Auslosung bringt. Meine aktuelle Form ist sehr gut, aber natürlich kann es gleich zu Beginn ein schweres Los geben. Ich freue mich auf meine zweite Teilnahme in Montreux, wo es immer eine tolle Atmosphäre gibt. Mal sehen, wie es läuft.“
Ying Han: Glücklich nach Verletzung wieder dabei zu sein
Bei ihrem Lieblingsturnier kehrt Ying Han auf die internationale Tischtennis-Bühne zurück. Die Weltklasse-Abwehrspielerin konnte das Turnier 2022 und 2023 gewinnen. 2024 musste sie wegen eines Achillessehnenrisses pausieren und zog sich im ersten Match ihres Comebacks einen zweiten Riss am anderen Fuß zu. Inzwischen läuft das Training wieder nach Plan, wie Bundestrainerin Tamara Boros bestätigt: „Ying trainiert gut und ist fit. Sie hat einen gezielten Wiederaufbau gemacht und wird in Montreux wieder international einsteigen.“ Ying Han setzt sich vor dem Turnier keinen Druck: „Ich bin einfach froh, wieder bei einem großen Turnier dabei zu sein. Ich hoffe, dass mir ein paar gute Ballwechsel oder sogar einige gute Spiele gelingen. Dann wäre ich schon überglücklich. Über das Ergebnis mache ich mir zunächst keine Gedanken – ich möchte einfach nur normal spielen, ohne Verletzungen.“
Nina Mittelham: Form aus dem Training auch im Wettkampf zeigen
Die Siegerin von 2021, Nina Mittelham, reist mit der Hoffnung nach Montreux, ihre Trainingsform an den Tisch zu bringen. Die Berlinerin ist in Montreux an Position vier gesetzt: „Mein erstes Ziel ist es, mein Auftaktmatch zu gewinnen. Danach sehen wir weiter. Grundsätzlich möchte ich gut spielen und meine starke Form aus dem Training auch im Wettkampf zeigen.“
Xiaona Shan: Auf der Suche nach der alten Bestform
Ihre Vereinskollegin Xiaona Shan (ttc berlin eastside) sagt: „Ich hoffe, dass meine Form beim Top 16 wieder besser sein wird. Nach meiner langen Verletzungspause spiele ich derzeit noch nicht auf meinem alten Niveau. Aber so oder so – beim Top 16 werde ich mein Bestes geben und versuchen, so weit wie möglich zu kommen.“
Links
Das DTTB-Aufgebot beim Europe Top 16
Herren
Patrick Franziska (1. FC Saarbrücken-TT), Dang Qiu (Borussia Düsseldorf), Dimitrij Ovtcharov (TTC RhönSprudel Fulda-Maberzell), Benedikt Duda (TTC Schwalbe Bergneustadt)
Damen
Ying Han (KTS Tarnobrzeg, Polen), Nina Mittelham (ttc berlin eastside), Xiaona Shan (ttc berlin eastside), Sabine Winter (TSV Dachau)
Trainer
Tamaro Boros (Damen-Bundestrainerin), Jörg Roßkopf (Herren-Bundestrainer)
Physiotherapeutin
Annette Zischka
Oberschiedsrichter
Sven Weiland