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TURNIERÜBERRASCHUNG

90. Deutsche Meisterschaften in Saarbrücken (25./26. Juni): + + + Die Finalisten im Mixed und alle Halbfinalisten im Einzel stehen fest + + +

SAARBRÜCKEN. Bei den 90. Deutschen Meisterschaften der Damen und Herren hat sich am Samstag die Spreu vom Weizen getrennt. Im Einzel-Wettbewerb erreichte Titelverteidiger Benedikt Duda das Halbfinale darf darauf hoffen, wie vor einem Jahr in Bremen auch in Saarbrücken zu triumphieren. Gleichzeitig kann der Bergneustädter zusammen mit seinem härtesten Kontrahenten im Einzel, dem Düsseldorfer Dang Qiu, eine neue Bestmarke aufstellen und zum fünften Mal in Folge den Titel im Doppel gewinnen. Auch Sabine Winter kämpft um den alleinigen Rekord im Doppel, den sie mit ihrem siebten Titelgewinn aufstellen kann. Nichts mehr mit dem Ausgang des Turniers allerdings hat der Weltranglistenneunte Dimitrij Ovtcharov zu tun, der am ersten Tag noch vor dem Achtelfinale wegen einer Erkrankung aus dem Turnier ausstieg.  

Erkrankter Dimitrij Ovtcharov steigt aus dem Turnier aus 

Nichts mehr mit dem Ausgang der Titelkämpfe zu tun hat Dimitrij Ovtcharov. Der Weltranglistenneunte, am Freitagabend bereits mit einem schweren Infekt in Saarbrücken angereist, stieg wegen anhaltender Probleme nach dem mit 4:1 gewonnenen Auftakteinzel gegen Moritz Spreckelsen (TSV Schwarzenbek) aus den Titelkämpfen aus und trat nicht mehr zum Achtelfinale an. Der an Position eins gesetzte Deutsche Meister des Jahres 2014 war nach seiner Aufgabe untröstlich und verabschiedete sich persönlich via Hallenmikrofon von den Zuschauern. „Ich bin von meinem zweiten Platz beim WTT Lima Contender bereits mit einer starken Erkältung zurückgekommen. Ich wollte aber unbedingt in Saarbrücken antreten und habe deswegen die weite Anreise auf mich genommen. Nach dem ersten Einzel merkte ich aber, dass es leider doch nicht geht. Ich fühle mich jetzt total schwach und auch etwas fiebrig. Ich will mit diesem starken Infekt einfach keine Verschlimmerung riskieren.“ 

Doppelpartner Duda und Qiu werden im Einzel zu Kontrahenten

Nach dem Ausscheiden des Topgesetzten sind nun Titelverteidiger Benedikt Duda und sein Herausforderer Dang Qiu die großen Favoriten. Der Bergneustädter Duda, der sich im Viertelfinale gegen Gerrit Engemann (Hamm) behauptete, gab bis zum Viertelfinale ebenso wie der Düsseldorfer Qiu keinen Satz ab. Im Halbfinale am Sonntag werden die Hürden jedoch wesentlich höher liegen als in den Runden zuvor. Der Weltranglisten-Zehnte Dang Qiu trifft auf den Deutschen Ex-Meister Steffen Mengel. Der Routinier stoppte im Viertelfinale den Anlauf des U19-Europameisters Kay Stumper und verhinderte dessen ersten Einzug in die Medaillenränge in sieben Sätzen. Himmelstürmer Qiu will gerne seinen ersten nationalen Einzel-Titel mit nach Hause nehmen: „Es wird nicht einfach gegen die starke Konkurrenz. Aber ich würde gerne in Saarbrücken Deutscher Meister werden.“

Im Viertelfinale besiegte Dang Qiu Tobias Hippler, der zuvor etwas kurios in das Viertelfinale eingezogen war. Im Duell der Linkshänder und Weltranglistennachbarn gegen Cedric Meissner wehrte Hippler nach einem 7:10-Rückstand zahlreiche weitere Matchbälle ab, bevor der Kölner beim Stand von 17:16 selbst die Chance zum Sieg nutzte. Bei 15:14 fehlten Meissner übrigens nur wenige Zentimeter zu einem Aufschlagass und damit dem Gesamtsieg, doch sein pfeilschnelles Service segelte um wenige Millimeter über den Tisch hinaus.

Nun muss Qiu am Sonntag im Halbfinale Steffen Mengel in Schach halten, der heute gegen Kay Stumper seine ganze Routine zeigte: „Kay hat losgelegt wie die Feuerwehr und mich überrolt. Ich habe mich dann nach und nach reingefuchst und hatte im sechsten Satz sogar zwei Matchbälle. Ich bin aber froh, dass dann der siebte Satz relativ glatt für mich ausgegangen ist. Morgen wird es ein schweres Match gegen Dang.“ 

Dang Qius Freund und Doppelpartner Benedikt Duda will den Meistertitel seines Kumpels unbedingt verhindern, denn der Linkshänder hat im Vorjahr Spaß am nationalen Triumph gefunden. Deshalb gibt er die eindeutige Prognose aus: „Ich will unbedingt noch einmal dieses unglaubliche Gefühl erleben, Deutscher Meister werden zu werden.“ Der nächste Gegner Dudas ist allerdings nicht allein mit pfeilschnellen Bällen zu bezwingen, denn Überraschungs-Halbfinalist Florian Bluhm bevorzugt die Defensive. 

Abwehrass Florian Bluhm vollkommen überraschend im Halbfinale 

Dem Defensivstrategen Bluhm gelang erstmals den Sprung in das Einzel-Halbfinale. Die Basis für seinen Erfolg legte er im Achtelfinale, als er dem Vorjahresdritten und Weltranglisten-92. Fan Bo Meng ein Bein stellte. Die DM-Träume der Fuldaer Nachwuchshoffnung zerbarsten an dem schier unüberwindbaren Abwehr-Bollwerk, das Florian Bluhm aufzubauen verstand. Nach dem 11:9-Erfolg im siebten und entscheidenden Satz sank Bluhm jubelnd auf die Knie, wohlwissend, das sein Achtelfinalerfolg bereits die Eintrittskarte für das Halbfinale bedeutete. Denn der Zweitligaakteur des TTC GW Bad Hamm profitierte von der krankheitsbedingten Aufgabe Dimitrij Ovtcharovs und nutzte seine plötzliche Medaillenchance gegen den kampflos in das Viertelfinale eingezogenen Gegner des Weltranglistenneunten, Patrick Decker (Borsum) ohne Satzverlust. Bluhm selbst hatte nicht mit seinem Erfolg über Meng und dem Einzug in das Halbfinale gerechnet: „Gegen Fan Bo war es ein sehr knappes und sehr intensives Spiel. Der Sieg kam absolut überraschend für mich, auch wenn man immer an eine kleine Außenseiterchance glaubt. Anschließend habe ich die gute Auslsoung genutzt, obwohl man natürlich gegen Patrick Decker in einem Viertelfinale auch erst einmal gewinnen muss. Morgen werde ich versuchen, einfach das Halbfinale zu genießen und ein gutes Spiel gegen ‚Benne‘ zu machen. Ob ich wirklich mithalten kann, wage ich zwar zu bezweifeln, werde aber alles geben und versuchen, ein schönes Spiel zu machen.“ 

Bei den Damen setzen sich die Favoritinnen durch 

Erwartungsgemäß haben die Turnierfavoritinnen das Halbfinale der Titelkämpfe erreicht. Vollkommen ungefährdet blieb von der ersten Runde bis zum Viertelfinal-Duell mit Sophia Klee die Weltranglistensiebte Han Ying. Die in Düsseldorf lebende und für den polnischen Champions-League-Sieger Tarnobrzeg spielende Abwehrkünstlerin würde sich gerne zum zweiten Mal nach 2018 den Titel sichern. „Ich bin heiß darauf, in Saarbrücken zu gewinnen.“ Im Halbfinale bekommt es die Europe-Top-16-Siegerin nun mit ihrer Nationalmannschaftskollegin Yuan Wan zu tun. Die Nummer 102 der Welt aus Kolbermoor, die in Saarbrücken von ihrem Freund, Schwedens Weltklassespieler Anton Källberg, gecoacht wird, geriet beim Kampf um den Einzug in die Vorschlussrunde aber kräftig ins Schwitzen und hatte sechs Sätze lang hartnäckigen Widerstand der Mixed-Meisterin des Vorjahres, Franziska Schreiner (Langstadt), zu brechen. 

In der anderen Turnierhälfte kommt es nun zum Duell zwischen der an Position zwei gesetzten Weltranglisten-46. Sabine Winter und der seit Donnerstag 16 Jahre alten Annett Kaufmann. Die Europameisterin der Altersklassen U15 und U21 stellte ihre starke Form besonders im Viertelfinale mit einem 4:2-Erfolg über die Vorjahreszweite Chantal Mantz (Langstadt) unter Beweis. 2021 in Bremen hatte Kaufmann im Halbfinale noch gegen die U21-Europameisterin von 2017, Mantz, verloren und bejubelte nun ihren Sieg: „Ich freue mich riesig, dieses Mal gegen sie gewonnen zu haben. Das Spiel war jedoch viel enger, als es das Ergebnis vermuten lässt. Morgen gegen Sabine Winter genieße ich einfach die Atmosphäre im Halbfinale der Deutschen Meisterschaften und die Gelegenheit, einmal bei einem wichtigen Einzelturnier gegen sie antreten zu können.“ 

Wer das ehrgeizige Talent auch nur ein bisschen kennt, weiß jedoch, dass sie mit viel mehr liebäugelt als nur dem Genuss des Augenblicks. Die Mannschafts-Europameisterin der Damen des Vorjahres ist gegen ihre erfahrene Nationalmannschaftskollegin zwar nicht die Favoritin, aber alles andere als eine krasse Außenseiterin. Die Schwabhausenerin Sabine Winter musste im Viertelfinale gegen ihre Doppelpartnerin Tanja Krämer zwar einen Satz abgeben, gewann das Spiel aber am Ende ebenso verdient wie deutlich. Die 29-Jährige sagte nach dem Spiel: „Es ist bei Deutschen Meisterschaften ja nichts Neues, dass man im Einzel auch schon einmal gegen seine Doppelpartnerin spielen muss. Im Spiel waren wir Kontrahentinnen, nach dem Spiel sind wir aber wieder Doppelpartnerinnen mit dem gleichen Ziel, dem Titelgewinn.“

Duda/Qiu mit Riesenschritten Richtung neuer Bestmarke

Im Doppel stehen die Halbfinalisten bereits fest. Bei den Herren marschieren die Titelverteidiger Benedikt Duda/Dang Qiu unangefochten in Richtung des fünften Titelgewinns in Folge. Zum Erreichen dieser neuen Bestmarke, die sich das Duo derzeit mit den Ex-Weltmeistern Jörg Roßkopf/Steffen Fetzner teilt, müssen Duda/Qiu am Sonntag zunächst im Halbfinale die Jugendnationalspieler Matthias Danzer/Mike Hollo (Hilpoltstein/München) aus dem Weg räumen, die sich über ihren ersten Medaillengewinn bei den Herren freuen. Im zweiten Vorschlussrunden-Duell kommt es zum Vergleich der U23-Asse Gerrit Engemann/Kirill Fadeev (Hamm/Dortmund) gegen Cedric Meissner/Benno Oehme (Bad Homburg).

Gelingt Sabine Winter der siebte Titel zum alleinigen Rekord? 

Bei den Damen ist es Sabine Winter, die nach einem erfolgreichen Samstag auf das Zustandekommen eines neuen Rekords hoffen darf. Im Falle des Titelgewinns im Doppel an der Seite von Tanja Krämer (Langstadt) wäre die Schwabhausenerin die erste Spielerin, die siebenmal im Doppel erfolgreich war. Derzeit teilt sich die 29-Jährige, die bislang mit fünf verschiedenen Partnerinnen erfolgreich war, die Spitze zusammen mit Nicole Struse. Bei ihrem Debüt zusammen mit Krämer hatte das Duo zwar keine Mühe in das Halbfinale einzuziehen, die Schlussphase am Sonntag hat es jedoch in sich. Denn alle vier Topfavoriten erreichten die Vorschlussrunde: Winter/Krämer treffen nun auf das topmovitierte Nachwuchsdoppel Annett Kaufmann/Franziska Schreiner, in der anderen Turnierhälfte stehen sich die deutschen Ex-Meisterinnen Chantal Mantz/Yuan Wan und Anastasia Bondareva/Sophia Klee gegenüber. Für die U19-EM-Zweiten Bondareva/Klee war das Match gegen Abwehrerin Lea Lachenmayer (Frickenhausen) an der Seite der Bundesranglistenfinalsiegerin von 2012, Alexandra Schankula (Stuttgart) „eine Achterbahn der Gefühle. Als Favorit zu Beginn mit 0:2 zurückzuliegen ist nicht leicht beiseite zu schieben. Auch war das Spielsystem sehr unangenehm, aber wir haben gekämpft und konnten das Ruder noch einmal herumreißen“, sagte Klee, die nach monatelanger Pause aufgrund eines Kniescheibenbruchs ein passables Comeback feierte. 

Titelverteidiger Schreiner/Hippler im Mixed ausgeschieden 

In der Mixed-Konkurrenz stehen bereits die Finalteilnehmer fest. Die Überrraschungssieger des Vorjahres, Tobias Hippler/Franziska Schreiner (Köln/Langstadt), werden am Sonntag nichts mehr mit dem Ausgang der Meisterschaften zu tun haben. Die Vorjahressieger wurden von der starken Kombination Cedric Meissner/Yuan Wan in vier Sätzen gestoppt. Yuan Wan freute sich über den Finaleinzug: „Ich bin überglücklich, dass wir im Finale stehen. Ich spiele zum ersten Mal mit ‚Ceddy‘. Im Finale ist es das erste Mal, dass ich gegen ‚Chanty‘ spiele, normal spielen wir ja nur immer miteinander im Doppel. Wir kennen uns alle untereinander sehr gut. Es wird ein hartes Match. Aber wir haben heute gegen ‚Franzi‘ und Tobias, die ja Titelverteidiger waren, eine gute Leistung gezeigt und gehen guter Dinge ins Finale.“ 

Wan/Meissner kämpfen am Sonntag ebenso um ihren ersten nationalen Titel wie die Kombination Fan Bo Meng/Chantal Mantz, die sich mit 3:1 gegen das Abwehr-Duo Florian Bluhm/Lea Lachenmayer (Hamm/Frickenhausen) behauptete. Trotz der Niederlage waren die Defensivkünstler zufrieden mit ihrem Auftritt im Viertelfinale: „Das Mixed gegen Chantal und Fan Bo war schwer für uns. Die beiden spielen immer ‚volle Lotte‘, das ist für uns Abwehrspieler sehr schwer“, so der Hammer Zweitliga-Akteur Bluhm. „Wir haben uns aber immer weiter in das Match gekämpft und freuen uns, den dritten Satz gewonnen zu haben. Alles in allem waren sie einfach besser, aber wir sind ganz zufrieden mit unserer Leistung.“

Ergebnisse (Auszug)

Damen-Einzel, Viertelfinale
Han Ying – Sophia Klee 4:0 (3,7,5,4)
Yuan Wan – Franziska Schreiner 4.2 (4,4,-9,2,-6,6)
Sabine Winter – Tanja Krämer 4:1 (6,-8,9,5,-6,8)
Annett Kaufmann – Chantal Mantz 4:2 (6,-8,9,5,-6,8)

Herren-Einzel, Viertelfinale
Benedikt Duda – Gerrit Engemann 4:0 (8,8,6,11)
Matthias Bluhm – Patrick Decker 4:0 (8,6,4,6)
Dang Qiu – Tobias Hippler 4:0 (3,6,6,8)
Steffen Mengel – Kay Stumper 4:3 (-4,6,-6,6,9,-11,4)

Damen-Doppel, Viertelfinale
Tanja Krämer/Sabine Winter – Janina Kämmerer/Sonja Roggenhofer 3:0 (8,9,9)
Annett Kaufmann/Franziska Schreiner – Luisa Düchting/Hannah Schönau 3:0 (4,6,7)
Anastasia Bondareva/Sophia Klee – Lea Lachenmayer/Alexandra Schankula 3:2 (5,2,9,8,8)
Chantal Mantz/Yuan Wan – Sophia Deichert/Koharu Itagaki 3:0 (5,4,10)

Herren-Doppel, Viertelfinale
Benedikt Duda/Dang Qiu – Ali-Serdar Gözübüyük/Jens Schabacker 3:0 (12,7,7)
Matthias Danzer/Mike Hollo – Jeromy Löffler/Michael Pfeiffer 3:0 (6,4,8)
Cedric Meissner/Benno Oehme – Tobias Hippler/Pekka Pelz 3:0 (13,9,6)
Frederik Spreckelsen/Moritz Spreckelsen – Gerrit Engemann/Kirill Fadeev 0:3 (-5,-7,-3)

Die Spiele am Sonntag 

10 Uhr: Damen-Doppel, Halbfinale
Tisch 1: Tanja Krämer/Sabine Winter – Annett Kaufmann/Franziska Schreiner
Tisch 2: Chantal Mantz/Yuan Wan – Anastasia Bondareva/Sophia Klee 

10.40 Uhr: Herren-Doppel, Halbfinale
Tisch 1: Gerrit Engemann/Kirill Fadeev – Cedric Meissner/Benno Oehme
Tisch 2: Benedikt Duda/Dang Qiu – Matthias Danzer/Mike Hollo 

11.20 Uhr: Damen-Einzel, Halbfinale
Tisch 1: Sabine Winter – Annett Kaufmann
Tisch 2: Ying Han – Yuan Wan 

12.05 Uhr: Herren-Einzel, Halbfinale
Tisch 1: Benedikt Duda – Florian Bluhm
Tisch 2: Dang Qiu – Steffen Mengel 

Ab 13.30 Uhr hintereinander, alle an Tisch 1
Mixed: Chantal Mantz/Fan Bo Meng – Yuan Wan/Cedric Meissner
Damen-Doppel
Herren-Doppel
Damen-Einzel
Herren-Einzel 

 

DM 2022 

DM Classics: Historie der 90. Deutschen Meisterschaften 

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