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PATRICK FRANZISKA BEZWINGT ERSTMALS DEN WM-ZWEITEN MÖREGARDH

. . . aber die Einzel-Endspiele in Zagreb finden ohne DTTB-Beteiligung statt / Winter und Shan greifen nach Gold im Doppel  \ DTTB

ZAGREB ( LIMA. (MS) Nach bärenstarken Auftritten im Viertelfinale und dem hoch verdienten Einzug am Vormittag in das Halbfinale haben Patrick Franziska, Han Ying und Shan Xiaona beim WTT Zagreb Contender im zweiten Tagesabschnitt den Sprung in das Endspiel gegen heute übermächtige asiatische Konkurrenten verpasst. Eine Chance auf Gold hat Deutschland in Kroatien aber dennoch: Im Doppel-Wettbewerb hat das Duo Sabine Winter/Shan Xiaona bei seiner Premiere das Endspiel erreicht. Beim parallel stattfinden Lima Contender in Peru ist derweil die heiße Phase des vorletzten Tages in vollem Gange. Hier haben sich neben Dimitrij Ovtcharov auch Dang Qiu und Nina Mittelham, die heute Nacht um 2 Uhr im gemeinsam Mixed um den Titel spielen, für die Halbfinalbegegnungen im Einzel qualifiziert. Diese werden ebenfalls noch heute Nacht in Peru ausgetragen (ein gesonderter Bericht aus Lima folgt in der Nacht von Samstag auf Sonntag). 

Starker Patrick Franziska feiert ersten Sieg über den WM-Zweiten Möregardh 

Trotz guter Chancen im Halbfinale auf eine 2:0-Satzführung bleibt Patrick Franziska zumindest bis auf Weiteres gegen den Olympiavierten Lin Yun-Ju ohne Sieg, der nun am Sonntag im Finale gegen den Chinesen Xiang Peng um Gold spielt. Am positiven Fazit, welches der Saarbrücker zum Turnierende ziehen darf, lässt sich dennoch keinen Deut rütteln. Denn nur wenige Stunden zuvor war Franziska mit einer Weltklassevorstellung in das Halbfinale eingezogen und hatte sich im dritten Duell mit dem WM-Zweiten Truls Möregardh seinen ersten Sieg erkämpft. Im Vorjahr hatte der Weltranglistenzwölfte bei den Weltmeisterschaften in Houston sowie in der Champions League nach ausgelassenen Matchbällen zweimal knapp im Entscheidungssatz gegen den Schweden verloren. Heute blieb Skandinaviens Nummer fünf der Welt jedoch chancenlos und musste dem Europe-Top-16-Gewinner von 2021 neidlos zum hoch verdienten 11:4, 10:12, 11:5 und 11:5-Erfolg gratulieren. 

Entsprechend zufrieden kommentierte Patrick Franziska seinen dominanten Auftritt: „Nachdem ich zweimal mit Matchball verloren hatte, fühlt sich der Sieg heute natürlich sehr, sehr gut an. Ich habe auch sehr gut gespielt und hatte mir vor dem Match einige Gedanken über meine Taktik gemacht, denn Truls agiert sehr clever und kann das Spiel seiner Gegner unglaublich gut lesen. Deshalb bedeutet mir dieser Sieg wirklich sehr viel!“ Die anschließende Fünfsatz-Niederlage gegen Lin Yun-Ju weiß der Saarbrücker einzuordnen und trauerte lediglich den verpassten Chancen im zweiten Durchgang nach: „Also insgesamt bin ich sehr sehr happy mit dem Turnier. Bei diesem starken Teilnehmerfeld das Halbfinale zu erreichen ist ein gutes Ergebnis, dazu habe ich mit Jang Woojin und Möregardh zwei sehr starke und für mich unangenehme Gegner geschlagen. Lin hat leider gegen mich die drei letzten Sätze fehlerlos gespielt. Schade war allein, dass ich im zweiten Satz meine 9:5-Führung nicht durchgebracht habe. Wer weiß, ob er bei einem 0:2-Rückstand auch so locker wie nach dem 1:1 gespielt hätte. Aber trotz der Niederlage habe ich in einigen Bereichen meines Spiels gemerkt, dass ich mich verbessert habe. Daran werde ich weiter arbeiten.“

Han Ying mühelos ins Halbfinale gegen „unfassbar gute Mima Ito“ 

Hatte Han Ying gestern bei ihrem 3:1-Erfolg über Chinas Nachwuchshoffnung Zong Geman noch alle Register ihres großen Könnens ziehen müssen, so wurde das Viertelfinalspiel heute gegen Rumäniens Weltklassespielerin Bernadette Szocs zum vergleichsweise leichten Spaziergang. Beim 11:7, 11:6 und 11:6 konnte es die Defensivkünstlerin ruhig angehen lassen und wurde nicht zu 100 Prozent gefordert. Im Halbfinal-Duell mit Mimo Ito allerdings halfen Han Ying weder die besten Abwehrschläge noch die überraschendsten Angriffsversuche. Im achten Duell mit der Japanerin kassierte Han die siebte Niederlage, der einzige Erfolg rührt aus dem Jahr 2016 gegen das damals erst 15 Jahre alte Wunderkind. Das Halbfinal-Ergebnis überraschte Han Ying deshalb nicht wirklich: „Gegen Ito, was soll ich sagen: Sie spielt einfach zu perfekt gegen meine Abwehr, sie ist unfassbar gut. Ich habe die ganzen vier Sätze über versucht, verschiedene Dinge auszuprobieren und eine verwundbare Stelle zu finden. Aber es ist für mich so schwer, gegen sie zu gewinnen – ich habe da taktisch einfach noch keine Lösung gefunden.“ Mit dem Turnier war die Weltranglisten-Achte zufrieden: „Mein Fazit  fällt positiv aus. Ich bin super zufrieden, dass ich in Zagreb das Halbfinale erreicht habe.“ 

Shan Xiaona: „Ich bin sehr zufrieden mit dem Turnier“ 

„Mit meinem Halbfinaleinzug bin ich sehr zufrieden. Mehr war heute leider nicht drin.“ Auch der verpasste Vorstoß in das Endspiel beim 2:4 am Abend gegen die ehemalige World-Cup-Gewinnerin Miu Hirano (Japan) konnte die Freude von Shan Xiaona über ihre guten Auftritte beim Zagreb Contender nicht trüben. Die Weltranglisten-25. lobte ihre Gegnerin: „Mit ihrem schnellen System spielt sie für mich wie aus einer anderen Welt. Gegen Hirano habe ich nur eine Chance, wenn die Qualität in ihrem Spiel etwas nachlässt, so wie im dritten und vierten Satz. Aber nach dem 2:2 hat sie dann wieder fast jeden Ball mit unglaublicher Geschwindigkeit und perfekter Platzierung gespielt. Sie hat alles getroffen und sehr verdient gewonnen.“


Zuvor hatte sich Shan Xiaona selbst mit einer herausragenden Leistung den Einzug in das Halbfinale verdient. Mit 11:5, 9:11, 11:9 und 11:9 behielt die 39 Jahre alte Europameisterschaftszweite die Oberhand über die erst 17 Jahre Südkoreanerin Kim Naeyong, die gestern Chinas U19-Weltmeisterin Kuai Man aus dem Turnier geworfen hatte. Shan freute sich über den Erfolg: „Die junge Südkoreanerin war wirklich stark, noch besser als ich es gedacht hätte. Aber ich habe heute einen sehr guten Tag gehabt und sehr, sehr gut gespielt.“ 

Erfolgreiches Premiere-Duo Winter/Shan trifft im Finale auf die WM-Zweiten 

Von einem Titelgewinn darf Shan Xiaona in Zagreb aber trotz ihrer Einzel-Niederlage noch träumen, denn bei ihrer Doppel-Premiere in Zagreb an der Seite von Sabine Winter (Schwabhausen) hat die Berlinerin auf Anhieb das Endspiel erreicht. Das neu formierte Duo bezwang die eingespielte Kombination Sofia Polcanova/Bernadette Szocs (Österreich/Rumänien) in vier Sätzen und geriet beim 11:6, 3:11, 11:7 und 11:8 nie in ernsthafte Gefahr, auch wenn ihre Kontrahentinnen im Schlussdurchgang zwischenzeitlich noch einmal von 5:9 auf 8:9 verkürzten. Trotz der starken Leistung heute und an den Vortagen, als Winter/Shan unter anderem Hongkongs Spitzen-Doppel Doo Hoi Kem/Zhu Chengzhu ausschalteten, gehen die Deutschen als Außenseiterinnen in das Finale am Sonntag. Denn die Gegnerinnen sind Japans Spitzenspielerinnen Hina Hayata und Mimo Ito, in der Weltrangliste an den Positonen fünf und sechs notiert. Bei den Weltmeisterschaften 2019 in Budapest und 2021 in Houston gewann das Weltklasse-Duo jeweils die Silbermedaille. 

Winter, die in Zagreb in der ersten Runde deutlich an der an Position eins gesetzten Hayata scheiterte, hat sich für das Finale etwas vorgenommen: „Morgen gibt es hoffentlich die Revanche“, sagt die Nummer 44 des Rankings und fügt lachend hinzu: „Ich habe auf jeden Fall vor, mehr Punkte zu machen als im Einzel.“ Ein Schuss Understatement ist auch dabei, denn Winter als zweimalige Europameisterin (2013 mit Petrissa Solja und 2016 mit Kristin Lang) und die amtierende Europameisterin Shan (zusammen mit Petrissa Solja) gehören im Doppel-Wettbewerb zu den Besten ihres Fachs. Das ist mit ein Grund dafür, dass die Premiere des DTTB-Duos in Zagreb schon jetzt als überaus gelungen eingestuft werden kann. Winter jedenfalls ist zufrieden: „Für unseren ersten gemeinsamen Auftritt ist das ein sehr erfolgreiches Turnier. Morgen wir es natürlich verdammt hart, aber wir werden das Finale geniessen und einfach ganz unbeschwert angreifen. Im Doppel ist jedenfalls eher mal eine Überraschung möglich als im Einzel!“ 

Ricardo Walther: Zwei spektakuläre Sätze und fünf vergebene Chancen 

Im Viertelfinale ausgeschieden war am Morgen Ricardo Walther, der allerdings den späteren Finalisten Xiang Peng beim 1:3 in arge Bedrängnis brachte. Gegen den Chinesen erarbeitete sich der Grünwettersbacher nach holprigem Beginn durch eine Weltklasseleistung mit spektakulären Punktgewinnen in den Durchgängen drei und vier bei 10:7 und zweimal in der Verlängerung insgesamt fünf Satzbälle zum 2:2-Ausgleich. Am Ende jedoch musste Ricardo Walther dem U19-Weltmeister von 2019 und 2021 zu einem 3:1-Erfolg gratulieren: „In den beiden ersten Sätzen war sehr wenig drin, da bin ich immer einem Rückstand hinterhergelaufen und musste mich auch erst einmal an sein Tempo gewöhnen. Ab Satz drei hatte ich dann aber meinen Rhyhthmus und den richtigen Winkel zu seinen Bällen gefunden. Deshalb ist es umso ärgerlicher, dass ich meine fünf Chancen zum 2:2-Satzausgleich nicht nutzen konnte. Ich hätte gerne den fünften Satz gesehen: Ich denke, da hätte ich Vorteile gehabt. Ich muss allerdings auch anerkennen, dass er meine Satzbälle mit einigen tollen Punkten abgewehrt hat.“ Der Deutsche Meister von 2020, aufgrund einer Verletzung in der Weltrangliste inzwischen auf Position 104 der Weltrangliste abgerutscht, spielte sich in Zagreb aus der Qualifikation bis in das Hauptfeld, wo er unter anderem den auf Rang 23 in der Welt notierten Doha-Star-Contender Gewinner Andrei Gacina (Kroatien) aus dem Turnier warf. Walthers Fazit seiner Kroatienreise: „Die Niederlage tut jetzt erst einmal weh, aber ab morgen kann ich zufrieden auf ein sehr gutes Turnier zurückschauen. Für mich war es das erste schmerzfreie Turnier seit etwa einem Jahr und es geht weiter aufwärts. In langen Topspin-Duellen fehlen mir zwar noch zwei bis drei Prozent, dadurch zögere ich aufgrund meiner langen Knieverletzung noch den Bruchteil einer Sekunde zu lange und stehe dann nicht optimal zum Ball. Aber daran werde ich weiter arbeiten.“ 

Links 

 

Zagreb Contender – Ergebnisse und Ansetzungen 


Herren-Einzel, Viertelfinale
Patrick Franziska – Truls Möregardh SWE 3:1 (4,10,5,5)
Ricardo Walther- Xiang Peng CHN 1:3 (-4,-3,9,-12)
Halbfinale
Patrick Franziska – Lin Yun-Ju TPE 1:4 (5,-11,-5,-5,-3)
Damen-Einzel, Viertelfinale
Shan Xiaona – Kim Nayeong KOR 3:1 (5,-9,9,9)
Han Ying – Bernadette Szocs ROU 3:0 (7,6,6)
Halbfinale
Shan Xiaona – Miu Hirano JPN 2:4 (-7,-2,8,7,-3,-2)
Han Ying – Mima Ito JPN 0:4 (-6,-8,-4,-9)
Damen-Doppel, Halbfinale
Sabine Winter/Shan Xiaona – Sofia Polcanova/Bernadette Szocs AUT/ROU 3:1 (6,-3,7,8)

Die Spiele am Sonntag

Damen-Doppel, Finale
Sabine Winter/Shan Xiaona – Mima Ito/Hina Hayata JPN

Lima Contender – Ergebnisse und Ansetzungen 


Herren-Einzel, Viertelfinale
Dang Qiu – Ryoichi Yoshiyama JPN 3:0 (4,9,6)
Dimitrij Ovtcharov – Simon Gauzy FRA 3:1 (18,-13,8,11)
Halbfinale
Dang Qiu – Kang Dongsoo KOR 23.45 Uhr
Livestream kostenpflichtig
Dimitrij Ovtcharov – Anton Källberg SWE 1.15 Uhr
Livestream kostenpflichtig
Damen-Einzel, Viertelfinale
Nina Mittelham – Fu Yu 3:0 (7,7,8)
Halbfinale
Nina Mittelham – Bruna Takahashi BRA, 00.30 Uhr, Tisch 1
Livestream kostenpflichtig
Mixed, Halbfinale
Nina Mittelham/Dang Qiu – Maria Xiao/Alvaro Robles ESP 3:1 (8,9,-9,9)
Finale
Nina Mittelham/Dang Qiu – Sarah de Nutte/Eric Glod LUX 2 Uhr, Tisch 1
Livestream kostenpflichtig 


Das Aufgebot des DTTB beim Zagreb Contender (13. bis 19. Juni)
Herren-Einzel

Patrick Franziska, Ruwen Filus, Fanbo Meng, Ricardo Walther, Cedric Meissner, Tobias Hippler
Damen-Einzel
Han Ying, Shan Xiaona, Sabine Winter, Annett Kaufmann, Franziska Schreiner
Herren-Doppel
Fanbo Meng/Ricardo Walther
Damen-Doppel
Sabine Winter/Shan Xiaona
Mixed
Cedric Meissner/Franziska Schreiner

Das Aufgebot des DTTB beim Lima Contender (14. bis 19. Juni)
Herren-Einzel

Dimitrij Ovtcharov, Dang Qiu, Kilian Ort, Kay Stumper
Damen-Einzel
Nina Mittelham, Chantal Mantz, Yuan Wan
Herren-Doppel
Kilian Ort/Kay Stumper
Damen-Doppel
Chantal Mantz/Yuan Wan
Mixed
Dang Qiu/Nina Mittelham, Yuan Wan (mit Anton Källberg, Schweden)

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