
DOHA / FRANKFURT. (MS) Dang Qiu greift beim Doha Contender in Katar nach seinem ersten WTT-Titel. Der Düsseldorfer trifft nach seinen Siegen heute über den Weltranglistenvierten Hugo Calderano (Brasilien) und Frankreichs shooting star Alexis Lebrun im Finale am Donnerstag um 9.50 Uhr deutscher Zeit auf den Chinesen Yuan Licen. Auch im Endspiel des Doppel-Wettbewerbs ist der Deutsche Tischtennis-Bund vertreten: Das Duo Kilian Ort/Ricardo Walther fordert nach seinem Halbfinal-Erfolg im deutschen Duell über Benedikt Duda/Dang Qiu um 11.30 Uhr die Weltmeister Mattias Falck/Kristian Karlsson (Schweden) im Kampf um die Goldmedaille heraus.
Für Dang Qiu, der 2020 in der World Tour die Portugal Open gewann, ist es die zweite Finalteilnahme im Einzel in der seit 2021 laufenden Turnierserie des Veranstalters World Table Tennis (WTT). Im vergangenen November verlor das Penholder-Ass allerdings beim Tunis Contender das Duell der Düsseldorfer Borussen gegen Anton Källberg (Schweden). Qius Finalgegner ist am Donnerstag um 9.50 Uhr Linkshänder Yuan Licen, der in der vergangenen Woche beim Doha Feeder Platz zwei belegte. Der 21 Jahre alte Chinese, der zuvor den an Position zwei gesetzten Olympiavierten Lin Jun-Yu (Taiwan) aus dem Titelrennen geworfen hatte, besiegte im zweiten Vorschlussrundenspiel Qius indischen Vereinskollegen Sharat Kamal Achanta mit 11:9 im Entscheidungssatz. Im Damen-Wettbewerb, in dem keine deutschen Spielerinnen an den Start gingen, treffen im Endspiel die Chinesinnen Fan Siqi und Zhang Rui aufeinander.
Dang Qiu: Niederlage als siegbringendes Element gegen shooting star Lebrun
Dang Qiu besiegte im Halbfinale den erst 18 Jahre alten Alexis Lebrun, der bis dahin in Doha gegen ausnahmslos hochkarätige Konkurrenten für Furore gesorgt hatte. So warf die Nummer fünf der Jugend- und 354 der Herren-Weltrangliste Südkoreas 2019-WM-Dritten An Jaeyhun, Patrick-Franziska-Bezwingern Takuya Jin (Japan) und den Kasachen Kirill Gerassimenko aus dem Titelrennen. Seine Eintrittskarte in das Hauptturnier hatte er sich als Qualifikant mit Erfolgen über die Chinesen Sun Wen und Zeng Beixun sowie den Polen Jakub Dyjas erspielt.
Sein großes Talent stellte der Teenager, eine Neffe des ehemaligen französischen Weltranglisten-15. Christophe Legout, zwar auch im Duell mit Dang Qiu unter Beweis. Doch der Grand-Smash-Viertelfinalist von Singapur kontrollierte beim 11:6, 11:8, 11:8, 6:11, 1:11 und 11:5 mit Ausnahme des vierten und fünften Durchgangs das Halbfinale gegen seinen sieben Jahre jüngeren Gegner und geriet trotz der Satzverluste nicht ernsthaft in Gefahr. Das Aufeinandertreffen der beiden Spieler war übrigens nicht das erste: Beim WTT Feeder in Düsseldorf im Januar hatte Lebrun überraschend Qiu bezwungen und das Halbfinale erreicht. Bundestrainer Lars Hielscher sah die Erkenntnisse aus dem ersten Duell heute als den entscheidenden Faktor für den Sieg an: „Es war sehr von Vorteil, dass Dang schon einmal gegen ihn gespielt und verlorenen hatte. Durch seinen 4:1-Sieg vom Feeder ist Lebrun in dieses Match nicht wie bei seinen anderen starken Auftritten in Doha als Außenseiter gegangen, sondern hatte von Beginn an Druck. Wir waren, da wir ihn ja schon kannten, zudem auch taktisch sehr gut auf ihn vorbereitet. Das ist wichtig, denn er spielt ja schon etwas speziell.“
Lars Hielscher: „Im vierten und fünften Satz war Dang etwas müde“
Gegen den sehr variantenreich und gefühlvoll spielenden Lebrun zeigte Dang Qiu von Beginn an sein bestes Tischtennis und sicherte sich hochkonzentriert eine komfortable 3:0-Führung. Für die kurze Schwächephase in den Durchgängen vier und fünf lieferte Bundestrainer Hielscher die Erklärung: „Dang war einfach ab Ende des dritten Satzes etwas müde. Das Spiel gegen Lebrun war sein drittes heute, dazu noch das erste über vier Gewinnsätze. Durch die vielen Spiele konnten wir auch nicht zur Erholung in das ziemlich weit entfernte Hotel und mussten den Tag in der Halle verbringen. im sechsten Satz hat er sich dann aber wieder gepusht und deutlich gewonnen. Dang war heute klar der bessere Akteur. Er spielt ein tolles Turnier und steht verdient im Finale.“ Dang Qiu kehrte war nach dem langen Tag müde, aber zufrieden ins Hotel zurück: „Ich freue mich sehr, dass ich durch die beiden Siege gegen Lebrun und Calderano im Finale stehen. Ich hoffe, dass ich nun auch morgen im Finale mein letztes Einzel bei diesem Turnier gewinnen kann.“
Dang Qiu wehrt gegen Calderano einen Matchball ab
Zuvor hatte Dang Qiu in seinem Viertelfinal-Duell mit Hugo Calderano erstmals die Nummer vier der Welt besiegt. Der Deutsche kontrollierte die beiden ersten Sätze gegen den Brasilianer souverän mit 11:5 und 11:5, bevor Calderano erfolgreich das Risiko vor allem seiner Vorhandschläge steigerte und zum 2:2 gegen den in dieser Phase zu passiven 25-Jährigen ausglich. Dang Qiu übernahm zwar im fünften Durchgang dann wieder häufiger spielbestimmend die Initiative und variierte erfolgreich, die erste Chance zur Beendigung des Spiels erarbeitete sich in dem hochklassigen Entscheidungssatz beim Stand von 10:9 aber der Südamerikaner. Den einzigen Matchball seines Kontrahenten wehrte der Weltranglisten-32. jedoch mit einem parallelen Rückhandblock gegen die Laufrichtung abgeklärt und in Weltklassemanier ab, bevor er selbst wenig später seinen eigenen zweiten zum Siegpunkt verwandelte.
Kilian Ort: „Warum soll uns nicht auch ein Sieg über die Weltmeister gelingen“
Im Doppel-Wettbewerb mischten Kilian Ort und Ricardo Walther auch heute die favorisierte Konkurrenz auf. Nach den Erfolgen über die starken Hongkong-Duos Ng/Lam und Wong/Ho besiegten der Bad Königshofener und der Grünwettersbacher am Mittwochvormittag auch ihre Nationalteamkollegen Dang Qiu und Benedikt Duda (Bergneustadt) ohne Satzverlust. „Wir harmonieren ganz gut. Vor Doha hatten wir zwei Jahre nicht zusammengespielt, deshalb ist es schön, dass es aus dem Stehgreif jetzt gleich wieder so gut klappt“, freute sich Kilian Ort über die erneut starke Leistung des Doppels mit Ricardo Walther. Vor Doha hatte das Paar seinen letzten gemeinsamen Auftritt bei den Deutschen Meisterschaften im Frühjahr 2020 in Chemnitz, als sie erst im Endspiel den nationalen Seriensiegern Benedikt Duda/Dang Qiu unterlagen. Heute nahmen Ort/Walther eindrucksvoll Revanche: Im deutschen Halbfinale trumpften sie von Beginn an selbstbewusst gegen die klar favorisierten Singapore-Smash-Dritten auf. Das Duo produzierte im Gegensatz zu seinen Kontrahenten kaum einfache Fehler und nutzte konsequent jede sich bietende Chance. Es gewann, symptomatisch für den Spielverlauf, sogar den längsten und sehenswertesten Ballwechsel des Angreiferduells in Satz drei – und dies aus der Bedrängnis heraus mit Unterschnittabwehr.
Im Endspiel des Doha Contenders greifen Ort/Walther nun am Donnerstag um 11.30 Uhr gegen keine Geringeren als die Weltmeister Mattias Falck/Kristian Karlsson (Schweden) nach der Goldmedaile. Ein schweres, aber nicht unmögliches Unterfangen, wie Kilian Ort glaubt: „Wir haben jetzt hintereinander drei wirklich gute Doppel geschlagen, davon zwei Rechts-Links-Kombinationen. Jetzt warten im Finale die amtierenden Weltmeister. Das ist sicherlich nochmal ein anderes Kaliber. Aber bei ‚best of five‘ geht es schnell. Warum sollte uns das nicht auch noch gelingen. Wir gehen das jedenfalls positiv an.“ Bundestrainer Lars Hielscher, der sich das deutsche Duell in Ruhe von der Tribüne aus anschaute, lobt die Leistungen des Doppels Ort/Walther in Doha: „Ric und Kilian spielen ein wirklich herausragendes Turnier und hatten gestern schon gegen Wong und Ho überzeugt. Sicherlich haben Bene und Dang nicht ihr bestes Niveau erreicht, aber Ric und Kilian haben eben auch heute im Halbfinale eine sehr starke Leistung gezeigt und stehen verdient im Finale.“
Wichtige Links zum Turnier
Ergebnisse und Liveticker (WTT-Seite)
Livestream Tisch 1, kostenpflichtig, ab 21. März (XYZ-Sports)
Livestream Tische 2, 3 und 4 (WTT Youtube, ab 18. März)
Herren-Einzel, Finale
09.50 Uhr: Dang Qiu – Yuan Licen CHN
Halbfinale
Dang Qiu – Alexis Lebrun FRA 4:2 (6,8,8,-6,-1,5)
Yuan Licen CHN – Sharat Kamal Achanta IND 4:3 (5,-8,6,-7,-5,10,9)
Viertelfinale
Dang Qiu – Hugo Calderano BRA 3:2 (5,5,-6,-0,11)
Herren-Doppel, Finale
11.30 Uhr: Ricardo Walther/Kilian Ort – Mattias Falck/Kristian Karlsson SWE
Herren-Doppel, Halbfinale
Benedikt Duda/Dang Qiu – Ricardo Walther/Kilian Ort 0:3 (-9,-9,-8)
Mattias Falck/Kristian Karlsson SWE – Cao Wei/Xu Yingbin CHN 3:0 Wertung
Damen-Einzel, Finale
09.00 Uhr: Fan Siqi CHN – Zhang Rui CHN
Damen-Doppel, Finale
10.40 Uhr: Miyuu Kihara/Miya Nagasaki JPN – Chen Szu-Yu/Huang Yi-Hua TPE
Gemischtes Doppel, Finale
12.40 Uhr: Lin Jun-Yu/Cheng I-Ching TPE – Sathiyan Gnanasekaran/Manika Batra IND
Das DTTB-Aufgebot beim Contender Doha (18. bis 24. März)
Herren: Patrick Franziska (1. FC Saarbrücken TT), Dang Qiu (Borussia Düsseldorf), Benedikt Duda (TTC Schwalbe Bergneustadt), Ricardo Walther (ASV Grünwettersbach), Kilian Ort (TSV Bad Königshofen), Fanbo Meng (TTC RhönSprudel Fulda-Maberzell)
Betreuung: Lars Hielscher (Cheftrainer Düsseldorf)
Physiotherapeut: Annette Zischka (Olympiastützpunkt Hessen)
Das DTTB-Aufgebot beim Star Contender Doha (25. bis 31. März)
Herren: Patrick Franziska (1. FC Saarbrücken TT), Ruwen Filus (TTC RhönSprudel Fulda-Maberzell), Dang Qiu (Borussia Düsseldorf), Benedikt Duda (TTC Schwalbe Bergneustadt), Ricardo Walther (ASV Grünwettersbach), Kilian Ort (TSV Bad Königshofen), Fanbo Meng (TTC RhönSprudel Fulda-Maberzell)
Damen: Nina Mittelham (ttc berlin eastside), Shan Xiaona (ttc berlin eastside) Sabine Winter (TSV Schwabhausen), Yuan Wan (SV DJK Kolbermoor), Franziska Schreiner (TSV Langstadt)
Betreuung: Tamara Boros (Damen-Bundestrainerin), Lars Hielscher (Cheftrainer Düsseldorf), Zhu Xiaoyong (Bundesstützpunkttrainer)
Physiotherapeut: Peter Heckert (Olympiastützpunkt Hessen)