FRANKFURT / SINGAPUR. (ms) Als sechster deutscher Spieler hat Timo Boll beim mit 2 Millionen Dollar dotierten Singapore Smash die Runde der besten 32 erreicht. Der Weltranglistenachte aus Düsseldorf besiegte den Brasilianer Gustavo Tsuboi am zweiten Hauptrundentag mit 3:2. Zuvor hatten heute auch Patrick Franziska (Saarbrücken), Dang Qiu (Düsseldorf) und Nina Mittelham (Berlin) sowie gestern Benedikt Duda (Bergneustadt) und Shan Xiaona (Berlin) erfolgreich ihre Auftakteinzel bestritten. Im Mixed-Wettbewerb steht Mittelham außerdem an der Seite ihres Partners Ho Kwan Kit (Hongkong) bereits im Viertelfinale, das morgen auch das Duo Franziska / Petrissa Solja noch erreichen kann.
Timo Boll: „Ich hoffe, ich kann mich noch steigern“
Mit einem hart umkämpften Arbeitssieg ist der WM-Dritte Timo Boll in die zweite Runde der Grand Smash-Premiere eingezogen. Beim 11:6, 10:12, 11:3, 5:11 und 11:5 über den nie aufsteckenden Gustavo Tsuboi hatte der Weltranglistenachte hartnäckigen Widerstand zu brechen. Nach 1:0 und 10:8-Führung Bolls nutzte der Brasilianer eine kurze Schwächephase des Favoriten zum 1:1-Ausgleich, anschließend ging die Nummer 40 der Welt im dritten sofort mit 3:0 in Führung. Was zunächst nur nach einem Zwischenhoch aussah – Boll holte sich den dritten Satz durch elf Punktgewinne in Folge – wiederholte sich in Durchgang vier mit dem 2:2-Ausgleich Tsubois.
Der fünfte Satz ging nach einem fulminanten Start dann wieder klar an den Rekordeuropameister, der sich erleichtert zeigte: „Ich bin erst einmal froh, gegen Gustavo gewonnen zu haben. Als Gegner ist es schwer einen Rhythmus gegen ihn zu finden, da er sehr gute und schnelle Aufschläge macht. Auch die Spielverhältnisse haben es uns beiden nicht einfach gemacht. Auf einer Seite hatte man Nachteile durch Zugwind. Zum Glück hatte ich die ‚gute‘ Seite Anfang des fünftes Satzes und konnte mit 5:1 in Führung gehen, um es dann nach Hause zu spielen.“
Timo Boll, der nach seiner Verletzungspause im Dezember und Januar noch nach seiner Bestform sucht, spielt nun im Viertellfinale am Montag gegen den Weltranglisten-48. Yukiya Uda (Japan) um den Einzug in das Achtelfinale: „Gegen Uda wird’s ein ähnliches Match: Auch er ist Linkshänder und spielt sehr dynamisch. Ich hoffe, dass ich mich insgesamt noch steigern kann.“
Dang Qiu lässt Omar Assar keine Chance
Mit atemberaubender Geschwindigkeit hatten am Morgen Dang Qiu und Patrick Franziska ihre anspruchsvollen Erstrundenhürden übersprungen. Der Weltranglisten-41. Qiu dominierte beim 11:6, 11:4 und 11:5 den vielfachen Afrikameister Omar Assar im Duell des Neu- gegen den Alt-Düsseldorfer mühelos und bestätigte seine glänzende Verfassung der letzten Monate. In Runde zwei trifft der Weltranglisten-41. nun am Montag auf Jonathan Groth. Wie Qiu präsentierte sich der Däne, der 2016 in Budapest an der Seite von Patrick Franziska Europameister im Doppel wurde, in Runde eins bei seinem Sieg über den Chinesen Xiang Peng in bestechender Verfassung. Dang Qiu spielt heute um 11.30 Uhr an der Seite der Hongkong-Chinesin Lee Ho Ching im Mixed noch um den Einzug in das Viertelfinale. Gegner sind die Franzosen Emmanuel Lebesson/Yuan Jia Nan.
Patrick Franziska im Einzel und im Mixed gegen Wong
Patrick Franziska beherrschte seinen Gegner Daniel Habesohn ebenfalls klar in drei Sätzen. Beim 11:7, 11:5 und 11:4 ließ der Saarbrücker den zweifachen Doppel-Europameister erst gar nicht zur Entfaltung kommen. Beim Europe Top 16 2021 hatte sich der Österreicher noch Matchbälle gegen den späteren Turniersieger erspielen können. Franziskas Gegner im Kampf um den Einzug in das Achtelfinale heißt am Montag Wong Chun Ting. Hongkongs Spitzenspieler setzte sich in seiner Erstrundenpartie gegen den Südkoreaner Jang Woojin mit 3:1 durch. Patrick Franziska war heute zufrieden mit seiner Leistung: „Ich denke, da gab’s nix zu meckern.“ Vor seinem Einzel gegen Wong trifft der Weltranglisten-16 am Sonntag um 12.50 Uhr an der Seite von Petrissa Solja bereits im Mixed-Achtelfinale auf den Penholderspieler und seine ebenfalls aus Hongkong stammende Partnerin Doo Hoi Kem: „Darauf konzentriere ich mich jetzt zunächst. Ein schweres Spiel, aber das wollen wir gewinnen.“
Nina Mittelham: Etwas nervös, aber zufrieden
Mit einer am Ende souveränen Vorstellung ist auch Nina Mittelham in die nächste Runde eingezogen. Die Deutsche Meisterin setzte sich mit 9:11, 11:4, 11:6 und 11:8 gegen die Ägypterin Mariam Alhodaby ungefährdet durch. Die Europe-Top-Siegerin von 2016 geht am Montag als Favoritin in das Duell mit der Ungarin Dora Madarasz, die sich heute deutlich gegen Rumäniens Ex-Europmeisterin Elizabeta Samara behauptete. Wirklich gefordert wurde Mittelham im ersten Match noch nicht: „Heute bin ich vor allem zufrieden, weil ich gewonnen habe. Im Training fühle ich mich sehr gut, im Spiel war ich aber ziemlich nervös und habe mich noch nicht so super gefühlt, aber das kommt hoffentlich gegen Madarasz.“ Um 11.30 Uhr kann die Berlinerin bei einem weiteren Auftritt ihre Form testen. Zusammen mit dem Hongkong-Chinesen Ho Kwan Kit spielt sie gegen Lubomir Pistej/Barbora Balazova (Slowakei) um den Einzug in das Viertelfinale.
Ruwen Filus: „Ich bin enttäuscht von meiner Leistung“
Am spannendsten machte es am Morgen des zweiten Hauptrundentages Ruwen Filus, einen Erfolg über Chuan Chih-Yuan konnte der Defensivstratege jedoch beim 7:11, 4:11, 13:11, 11:4 und 8:11 nicht einfahren. Taiwans Doppel-Weltmeister von 2013 setzte den zweieinhalb Sätze lang nie wirklich seinen seinen Rhythmus findenden Deutschen zwar von Beginn an unter Druck, der daraus folgende 2:0-Vorsprung kam jedoch viel zu leicht zustande. Wie wichtig es Chuan war, gegen Filus aus einer Führung heraus zu agieren, verdeutlicht die Entscheidung zur frühen Auszeit schon bei 7:6 im ersten Satz. Nur für eine kurze Phase in der Mitte des Spiels zeigte Filus seine ganze Klasse. Der 34-Jährige bekannte anschließend selbstkritisch: „Ich bin sehr enttäuscht von meiner Leistung. Ich hatte mir viel vorgenommen und wollte in Singapur unbedingt Vollgas geben. Normalerweise spiele ich bei großen Turnieren immer sehr gut und kann mich gut reinkämpfen, das habe ich diesmal nicht geschafft.“ Filus weiter: „Ich habe überhaupt nicht meinen Rhythmus gefunden und viele leichte Fehler gemacht. Ende des dritten Satzes habe ich mich zwar zurückgekämpft und im vierten gut gespielt, dann folgte aber mit 0:5 schon wieder ein schlechter Start im Entscheidungssatz. In normaler Form hätte ich das Match gewonnen, denke ich. Er war ja auch nervös, wie seine frühe Auszeit zeigte, aber das konnte ich nicht nutzen. Ich hoffe nun, dass mir beim nächsten Turnier in Katar wieder eine gute Leistung gelingt.“
Ricardo Walther: „Bitter, dass ich es nicht in den fünften Satz geschafft habe“
Alles andere als deutlich war auch die Niederlage von Ricardo Walther. Der Grünwettersbacher, der sich mit drei glänzenden Erfolgen in der Qualifikation überaschend bis in das Hauptfeld spielte, unterlag An Jaehyun mit 8:11, 3:11, 11:4 und 9:11. Gegen den WM-Dritten von 2019 stand Walther nach einem spielerisch überzeugenden Auftritt dicht vor dem Einzug in den Entscheidungssatz. Der Deutsche Meister von 2020 ärgerte sich anschließend: „Ich hatte meine Chancen. Deshalb ist es schon bitter, dass ich es leider nicht in den fünften Satz geschafft habe. Das wäre vom Spielverlauf her verdient gewesen.“ Nahezu den kompletten ersten und den vierten Satz führte der Weltranglisten-93. jeweils bis in die Endphase hinein, doch unterliefen ihm angesichts seiner noch nicht komplett ausgeheilten Knieverletzung immer wieder auch leichtere Fehler. Walther haderte nach dem Match: „Vor Turnierbeginn hätte ich den Einzug in die erste Runde sofort unterschrieben. Heute war aber mehr drin. Ich hätte mir schon gewünscht, noch den fünften Satz zu spielen und vor allem, mich schmerzfrei duellieren zu können. Leider war mein Knie trotz zweier Tage Pause immer noch von den Belastungen in der Qualifikation gereizt und hat mich bei einigen Bällen doch stark beeinträchtigt.“
Han Ying: „Vielleicht gewinne ich beim nächsten Mal zwei Sätze“
Eine ungemein schwere Auslosung für die erste Runde hatte Europe-Top-16-Gewinnerin Han Ying erwischt. Die Nummer eins des Alten Kontinents und Weltranglisten-14. unterlag denn auch der mit ihren Noppen und platzierten Vorhandschüssen nahezu perfekt gegen defensive Spielysteme agierenden Olympiadritten Mima Ito nicht unerwartet mit 3:11, 5:11, 11:9 und 5:11. Die für Polens Dauermeister Tarnobrzeg spielende Düsseldorferin hatte gewusst, was sie gegen Japans Nummer drei der Welt erwartet: „Ito zählt gegen Abwehr sicherlich zu den besten Spielerinnen der Welt. Die letzten Matches habe ich chancenlos verloren. Heute war sie auch klar besser, aber ich konnte immerhin irgendwie einen Satz gewinnen, vielleicht klaue ich ja beim nächsten Mal zwei.“ Erschwerend kam für die European-Games-Finalistin hinzu, dass ihre gefährlichen Effetwechsel nicht wie gewohnt Wirkung zeigten. Han erklärt: „Das liegt an den Spielbedingungen hier, die ja in jeder Halle anders sind. Meine Schnittbälle waren hier nicht so gefährlich wie normalerweise. Aber am Endergebnis hätte das nichts geändert, wenn es anders gewesen wäre.“
Mixed: Partnertausch war nur für Nina Mitellham erfolgreich
Mixed-Europameisterin Nina Mittelham hat beim Singapore Smash das Viertelfinale erreicht – und wäre dort um ein Haar auf ihren Standardpartner Dang Qiu getroffen, mit dem sie im Vorjahr in Warschau gemeinsam den Titel erkämpfte. Denn das harmonische Duo entschied sich für die Grand-Smash-Premiere zu einem Partnerwechsel mit einem eingespielten Paar aus Hongkong. Mittelham an der Seite von Ho Kwan Kit, mit dem sie die EM-Zweiten Lubomir Pistej/Barbora Balazova (Slowakei) mit 3:2 besiegte. Qiu zusammen mit Lee Ho Ching, mit der er 9:11 im Entscheidungssatz den Olympiavierten Emmanuel Lebesson/Yuan Jia Nan (Frankreich) unterlag, die nun am Montag gegen Mittelham und den neuen Mann an ihrer Seite um den Einzug in das Halbfinale spielen.
Von Untreue kann allerdings keine Rede sein, der Partnertausch ist schlichtweg den Turnierbestimmungen geschuldet. Denn beim Grand Smash darf zwar darf jede Nation vier Athleten für das gemischte Doppel benennen, nur einmal jedoch darf ein Duo aus zwei Spielern eines Verbandes gebildet werden. Beim DTTB fiel die Wahl auf die European-Games-Gewinner und Ex-WM-Dritten Patrick Franziska/Petrissa Solja, die ihr Achtelfinalmatch morgen um 12.50 Uhr gegen Wong Chun Ting/Doo Hoi Kem diesmal nicht mit, sondern gegen Hongkong-Chinesen bestreiten.
Wichtige Links zum Turnier
Zur Übersicht aller deutschen Spiele und Ergebnisse
Ergebnisse und Liveticker (WTT-Seite)
Livestream Tisch 1, kostenpflichtig (XYZ-Sports, ab 11. März)
Livestream Tische 2, 3 und 4 (WTT Youtube, ab 7. März)
Links zu weiteren Berichten
Duda in Runde zwei gegen Möregardh, aber Aus für Solja
Auslosung: Han Ying direkt gegen die Olympiadritte Ito
Ricardo Walther zieht trotz Knieproblemen ins Hauptfeld ein
Ricardo Walther und Yuan Wan müssen in die Qualifikation
Die Spiele der Deutschen im Hauptfeld (11. bis 20. März)
Herren-Einzel, 1. Runde, beste 64
Freitag 11. März
Benedikt Duda – Izaac Quek SGP 3:0 (3,9,9)
Samstag 12. März
Ricardo Walther – An Jaehyun KOR 1:3 (-8,-3,4,-9)
Dang Qiu – Omar Assar EGY 3:0 (6,4,5)
Ruwen Filus – Chuang Chih-Yuan TPE 1:3 (-7,-4,11,4,-8)
Patrick Franziska – Daniel Habesohn AUT 3:0 (7,5,4)
Timo Boll – Gustavo Tsuboi BRA 3:2 (6,-10,3,-5,5)
2. Runde, beste 32
Sonntag 13. März
11.30 Uhr, Tisch 2: Benedikt Duda – Truls Möregardh SWE
Montag, 14. März
Dang Qiu – Jonathan Groth DEN
Patrick Franziska – Wong Chun Ting HKG
Timo Boll – Yukiya Uda JPN
Damen-Einzel, 1. Runde, beste 64
Freitag 11. März
Sabine Winter – Sun Yingsha CHN 0:3 (-3,-7,-2)
Petrissa Solja – Suthasini Sawettabut THA 0:3 (-8,-5,-3)
Shan Xiaona – Choi Hyojoo KOR 3:1 (-9,5,7,4)
Samstag 12. März
Han Ying – Mima Ito JPN 1:3 (-3,-5,9,-5)
Nina Mittelham – Mariam Alhodaby EGY 3:1 (-9,4,6,8)
2. Runde, beste 32
Sonntag, 13. März
13.00 Uhr, Tisch 1: Shan Xiaona – Liu Shiwen CHN
Montag 14. März
Nina Mittelham – Dora Madarasz HUN
Gemischtes Doppel, Achtelfinale
Samstag, 12. März
Dang Qiu GER/Lee Ho ChingHKG – Emmanuel Lebesson/Yuan Jia Nan FRA 2:3 (11,-8,8,-6,-9)
Ho Kwan Kit HKG/Nina Mittelham GER – Lubomir Pistej/Barbora Balazova SVK 3:2 (9,-9,3,-8,6)
Sonntag, 13. März
12.50 Uhr, Tisch 3: Patrick Franziska/Petrissa Solja – Wong Chun Ting/Doo Hoi Kem HKG
Viertelfinale (Montag, 14. März)
Ho Kwan Kit HKG/Nina Mittelham GER – Emmanuel Lebesson/Yuan Jia Nan FRA
Herren-Doppel, Achtelfinale (Montag, 14. März)
Benedikt Duda/Dang Qiu GER – Darko Jorgic SLO/Tomas Polansky CZE
Damen-Doppel, Achtelfinale (Montag, 14. März)
Nina Mittelham/Sabine Winter – Doo Hoi Kem/ Lee Ho Ching HKG
Das DTTB-Aufgebot beim Singapore Smash (7. bis 20. März)
Herren: Timo Boll (Borussia Düsseldorf), Patrick Franziska (1. FC Saarbrücken TT), Ruwen Filus (TTC RhönSprudel Fulda-Maberzell), Dang Qiu (Borussia Düsseldorf), Benedikt Duda (TTC Schwalbe Bergneustadt), Ricardo Walther (ASV Grünwettersbach)
Damen: Han Ying (Tarnobrzeg, Polen), Petrissa Solja (TSV Langstadt), Nina Mittelham (ttc berlin eastside), Shan Xiaona (ttc berlin eastside) Sabine Winter (TSV Schwabhausen), Yuan Wan (SV DJK Kolbermoor)
Betreuung: Tamara Boros (Damen-Bundestrainerin), Jörg Roßkopf (Herren-Bundestrainer)
Physiotherapeut: Peter Heckert (Olympiastützpunkt Hessen)
Schiedsrichter: Sven Weiland (Stellv. Oberschiedsrichter)