HALLE / WESTFALEN. Publikumsliebling Oscar Otte (ATP 51) will auch am Viertelfinaltag der 29. TERRA WORTMANN OPEN weiter für Furore sorgen: Der sympathische Kölner, der die Fans in der OWL-Arena in den beiden Auftaktrunden buchstäblich von den Sitzen riss, trifft in der Runde der letzten Acht ab 12.00 Uhr auf Karen Khachanov (ATP 25) und kann bei einem Sieg in jedem Fall sein Stuttgarter Turnierergebnis aus der Vorwoche wiederholen – nämlich das Erreichen des Halbfinales. „Vor ein paar Jahren schaute ich mir die Matches aus Halle noch im Fernsehen an – und jetzt spiele ich selbst hier auf dem Centre Court. Eigentlich unfassbar“, sagt Otte.
Dabei hatte er schon im letzten Jahr auf großen Bühnen die Tennis-Experten aufhorchen lassen und aus damals knappen, unglücklichen Fehlschlägen gelernt. „Ich bin älter, reifer und ein gutes Stück abgeklärter geworden“, sagt Otte. 2021 hatte er bei den French Open mit 2:0-Sätzen in der Auftaktrunde gegen Alexander Zverev geführt und die Partie genau so verloren wie das Zweitrundenspiel in Wimbledon gegen den zweimaligen Champion Andy Murray – dort nach einer 2:1-Satzführung. Bei den US Open 2021 hatte Otte als Achtelfinalist überzeugt und war erst an Top Ten- Mann Matteo Berrettini gescheitert. „Jedes Spiel auf diesem Niveau bringt dich weiter“, sagt Otte, „deshalb passen die Puzzlesteine jetzt immer mehr zusammen.“
Otte verspürt schon Druck, als letzter deutscher Profi bei der 29. Turnierauflage des Rasenklassikers die nationale Fahne weiter hoch zu halten – aber er kann mit diesem Druck umgehen und sich auch von den erwartungshungrigen Fans inspirieren statt lähmen lassen. „Die Energie, die man von den Rängen ziehen kann, ist enorm. Nach dem Match hätte ich am liebsten ein Stück Rasen rausgerissen vor Freude“, sagt der 28-Jährige, der sich in den letzten Spielzeiten immer wieder die nötige Matchhärte auch bei Ausflügen auf die Challenger-Tour holte. Gegen Khachanov trat Otte bisher noch nicht an, aber klar ist für ihn: „Das wird eine harte Prüfung. Doch ich gehe raus, um zu gewinnen.“
Weltranglisten-Spitzenreiter Daniil Medevedev trifft im zweiten Tagesmatch auf den Spanier Roberto Bautista Agut (ATP 20) und will in der OWL-Arena seiner einfachen Devise folgen: „Ich will jedes Spiel gewinnen. Denn je öfter ich gewinne, umso länger bleibe ich auch die Nummer eins.“ Medvedev hatte sich am Fronleichnams-Feiertag nach anfänglichen Schwierigkeiten souverän gegen Ilya Ivashka (ATP 15) durchgesetzt. Allerdings geht Medvedev mit der Hypothek einer 0:3-Bilanz gegen Bautista Agut in die Partie, zuletzt hatte er gegen den grundsoliden Routinier 2021 beim ATP 1000er-Turnier in Miami verloren.
Auch der in Halle umjubelte australische Star Nick Kyrgios (ATP 65) will sich einen Platz unter den letzten Vier sichern: Der 27-Jährige, der schon als Junior in Ostwestfalen aufschlug, trifft auf den Spanier Pablo Carreno Busta (ATP 19) – beide bisherigen Partien konnte Kyrgios für sich entscheiden. In einer Neuauflage der Erstrundenpartie des Vorjahres duellieren sich der Kanadier Felix Auger-Aliassime (ATP 9) und Hubert Hurkacz (ATP 12). Auger-Aliassime hatte sich seinerzeit durchgesetzt und war bis ins Halbfinale vorgestoßen. „Ich will unbedingt ins Endspiel und mir eine Chance auf den Pokalgewinn geben“, sagt Auger-Aliassime.