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COMEBACK-KÖNIG OTTE TRIFFT IM HALBFINALKRACHER AUF DIE NUMMER EINS DER WELT

Der neue Haller Publikumsliebling schlägt Karen Khachanov

Mit dem Halbfinaleinzug beim Haller ATP 500er-Rasenklassiker feiert der Kölner Oscar Otte den bisher größten Erfolg seiner Karriere. © TERRA WORTMANN OPEN/HalleWestfalen

HALLE / WESTFALEN. Er ist der neue Publikumsliebling in Halle. Er ist der Comeback-König auf dem Centre Court. Er ist der Mann mit Nerven wie aus Drahtseilen. Und er ist weiter mittendrin im Kampf um die Krone bei den 29. TERRA WORTMANN OPEN. Gestatten, Oscar Otte, 28 Jahre, Kölscher Jung‘, am Montag in der neuen ATP-Weltrangliste mindestens auf Platz 36 und damit auf einem neuen Allzeithoch. „Das ist gerade die beste Zeit meiner ganzen Karriere“, sagte Otte (aktuell ATP 51) am Freitag nach seinem mitreißenden 4:6, 7:6 (7:5), 6:4-Sieg über Karen Khachanov (ATP 23) beim ATP 500er-Rasenklassiker in Ostwestfalen, der ihn sensationell ins Halbfinale vorpreschen ließ.

Die nächste, noch viel anspruchsvollere Herkules-Aufgabe wartet nun am morgigen Samstag im Traumduell mit dem neuen Weltranglisten-Ersten Daniil Medvedev auf Otte (ab 14.30 Uhr). „Ich freue mich natürlich riesig auf das Match, auf die Atmosphäre im Stadion, auf eine Partie gegen die Nummer 1“, sagte der Kölner. „Vor ein paar Jahren habe ich solche Spiele noch vor dem Fernseher erlebt.“ Medvedev zeigte sich am Freitag auch bei seinem dritten Auftritt in der OWL ARENA in starker Verfassung und distanzierte den Spanier Roberto Bautista Agut mit 6:2 und 6:4. Auch Medvedev zeigte sich in schwieriger Lage hellwach und wehrte alle neun Breakbälle seines Gegners ab. Otte und Medvedev haben bislang auf der ATP Tour noch nicht gegeneinander gespielt, während der Turnierwoche trainierten sie allerdings gemeinsam auf den Übungscourts.

Otte, letzter deutscher Mohikaner bei der 29. Turnierauflage, kämpfte sich gegen Khachanov mit großer Leidenschaft zu einem zwischenzeitlich kaum noch für möglich gehaltenen Sieg. „Ich bin mit dem letzten Tropfen Energie über die Ziellinie gekommen“, sagte der sympathische Rheinländer, der sich mit verspannter Nacken-und Schultermuskulatur herumplagte und zu Beginn des zweiten Satzes eineSchmerztablette einnehmen musste. „Richtig wohl habe ich mich auf dem Platz nicht gefühlt.“ Anmerken ließ er sich das allerdings nicht wirklich, denn immer wenn es brenzlig und kritisch wurde in dieser hart umkämpften Partie, war der mit „Oscar, Oscar“-Sprechchören gefeierte Otte zur Stelle. Am Ende hatte er mit 98 von 197 gespielten Punkten einen weniger als Rivale Khachanov, war aber obenauf in diesem dramatischen Duell.

Wie ein Entfesselungskünstler befreite er sich immer wieder aus sportlicher Notlage, frustrierte seinen starken Gegner mit regelmäßigen Topschlägen bei den Big Points. Otte hatte neun Breakbälle gegen sich, ließ aber nur einen Aufschlagverlust zu. Im Gegenzug nutzte er seinen einzigen Breakball im dritten Satz zur 3:2-Führung, die er bis zum 6:4 verteidigte und damit seinen ersten Halbfinaleinzug bei einem ATP 500er-Turnier landete. Schon in der Vorwoche war er auch beim Wettbewerb in Stuttgart in die Runde der letzten Vier gekommen und dann nur knapp am späteren Sieger gescheitert, Italiens Top Ten-Mann Matteo Berrettini.

Ohne die kräftige Unterstützung der 11.000 begeisterten Fans in der OWL ARENA hätte Otte das kleine Wunder dieses Sieges nicht geschafft, das zweite Comeback nach einem 0:1-Satzdefizit binnen 24 Stunden: „Du kannst nicht schlapp machen, wenn dich die Leute da draußen so anfeuern. In meiner ganzen Karriere hatte ich noch nie so viele Zuschauer, die in einem Spiel für mich waren“, sagte Otte. „Das ist schon ein großartiges Gefühl – und bringt bei aller Anstrengung eine Menge Spaß. Ich fühle mich pudelwohl hier.“

Seine Coolness nicht nur in diesem Tennis-Krimi führte Otte auch auf seine größere Reife und Erfahrung als Professional auf der Tour zurück: „Die letzten Erfolgserlebnisse haben mir Selbstvertrauen und Sicherheit gegeben“, so Otte. „Aber ich bin grundsätzlich einer, der in wichtigen Augenblicken schon auf Risiko geht und nicht die Bälle reinschubst.“

Gegner in der Vorschlussrunde ist kein geringerer als Daniil Medvedev, die Nummer eins der ATP-Weltrangliste. © TERRA WORTMANN OPEN/Mathias Schulz (Foto anklicken)

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