
LISSABON. Für das deutsche 15er-Rugbynationalteam der Männer gab es im zweiten Spiel der Rugby Europe Championship im Estádio do Restelo von Lissabon bei den favorisierten WM-Teilnehmern aus Portugal nichts zu holen. Im Gegenteil: Os Lobos waren den Schwarzen Adlern in praktisch allen Belangen überlegen, Deutschland fand kein Mittel gegen das schnelle Passspiel der Gastgeber, sodass am Ende eine klare 14:56 (0:35)-Niederlage zu Buche stand. Damit steht auch bereits fest, dass Rugby Deutschland die zugegebenermaßen kleine Chance auf die direkte WM-Qualifikation nicht nutzen konnte. Jetzt wird man alles daran setzen, am kommenden Sonntag in Kassel Belgien zu schlagen und weiter um den Platz im Repechage-Turnier zu kämpfen.
„Wir wussten ja, wie spielstark Portugal ist, und das haben sie auf dem Platz auch eindrucksvoll gezeigt, und da hatten wir nicht viel entgegenzusetzen“, konstatierteNationaltrainer Mark Kuhlmann. „Dabei fand ich über das ganze Spiel gesehen die Verteidigung gar nicht so schlecht, aber Portugal hat es eben wirklich sehr gut gespielt.
Und vielleicht macht das den Ist-Zustand auch ein Stück weit deutlich: Wir sind von WM-Teams wie Rumänien oder Portugal eben eine Klasse entfernt. Dennoch: Wir haben es in Hälfte zwei etwas besser gemacht, die Jungs haben bis zum Schluss alles gegeben. Und auch als solchen Spielen nehmen wir etwas für uns mit. Nächste Woche zu Hause gegen Belgien geht es wieder bei 0:0 los, und da wollen wir dafür sorgen, dass es anders läuft.“
Das deutsche Team hatte in der Anfangsphase Probleme, aus der eigenen Hälfte zu kommen, während Portugal, wie erwartet, den Ball schnell passte, das Spiel breit machte und vor allem mit der intermannschaft angriff. Man hatte auch Glück, dass Os Lobos den Ball in der 5. Minute in ussichtsreicher Position nach vorn gepasst hatten. Doch kurz darauf tat sich am Kontaktpunkt eine Lücke auf, die Portugal zum ersten Versuch nutzte.
Portugal hielt den massiven Druck aufrecht, sodass die Schwarzen Adler sich oft mit Kicks befreien mussten, den Ball so wieder an die Gegner gaben und selbst nicht in die Offensive kamen. Die Verteidigung tat aber alles, um weitere Punkte zu verhindern, hielt etwa den Ball im eigenen Malfeld hoch – kein Versuch (14.). Doch irgendwann ging die Lücke auf, und Hugo Camacho legte zum zweiten Mal für die Gastgeber ab (18.).
Nach 25 Minuten stand das deutsche Team erstmals zehn Meter vor dem portugiesischen Malfeld, und nach einer Gasse schob das Paket stark an, doch die Portugiesen eroberten kurz darauf den Ball zurück. Immerhin spielte sich das Geschehen jetzt auch öfter in Portugals Hälfte ab. Doch auch dort ging der Ball zu leicht verloren, sodass gute Ausgangspositionen nicht genutzt werden konnten. Dazu sah Nikolai Klewinghaus wegen Ballherausschlagens die Gelbe Karte für zehn Minuten Zeitstrafe. Und das nutzten die Iberer umgehend zum erhöhten Versuch Nummer drei, der diesmal im Paket durch einen
Stürmer gelang (34.). Und in Unterzahl hatte die deutsche Verteidigung gegen das schnelle Passspiel der Gastgeber offenbar gar kein Mittel mehr, sodass die Adler vor dem Pausenpfiff sogar noch zwei erhöhte Versuche kassierten, was einen deutlichen und auch nicht unverdienten 0:35-Rückstand bedeutete.
Und so, wie die erste Hälfte geendet hatte, so begann auch die zweite: Aus dem Sturmspiel heraus passte Portugal schnell nach links raus, wo diesmal Bento ins Malfeld flog (42.). In der Folge erarbeiteten sich die Adler mal wieder eine gute Ausgangsposition, doch auch da ging der Ball zehn Meter vor dem Malfeld wieder verloren. Und es blieb weiter ein einseitiges Spiel, in dem für die RD XV weiter nicht viel zusammenlief, auch wenn es aufgrund vieler Wechsel auch auf portugiesischer Seite etwas zerfahrener wurde.
Doch das deutsche Team holte sich noch sein Erfolgserlebnis: Michael McDonald spielte einen Straftritt schnell an, passte kurz auf Luis Ball, der zum Versuch einlief, den Bader Pretorius sicher erhöhte (60.). Doch wenig später lief Portugal wieder mit Tempo an, brach durch, passte die deutsche Verteidigung aus und kam zum siebten und anschließend auf die gleiche Art auch zum achten erhöhten Versuch (67. und 71.).
Insgesamt hatten die Einwechslungen dem deutschen Spiel etwas besser getan als dem portugiesischen, sodass es in der Schlussphase ein wenig ausgeglichener wirkte und Rugby Deutschland auch den Schlusspunkt setzen konnte: Felix Lammers fing in der Nachspielzeit einen Pass ab und hatte dann nur noch wenige Meter bis ins Malfeld zum Versuch, der Pretorius ebenfalls erhöhte zum dennoch überdeutlichen 56:14-Erfolg für die favorisierten Portugiesen.
Punkte:
7:0 (9.) Versuch Hugo Camacho & Erhöhung Joris Moura 14:0 (18.) Versuch Hugo Camacho & Erhöhung Joris Moura 21:0 (34.) Versuch Nicolas Martins & Erhöhung Joris Moura 28:0 (38.) Versuch Nicolas Martins & Erhöhung Joris Moura 35:0 (40.+) Versuch Diego Ruiz & Erhöhung Joris Moura
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42:0 (42.) Versuch Simao Bento & Erhöhung Joris Moura 42:7 (60.) Versuch Luis Ball & Erhöhung Bader Pretorius 49:7 (67.) Versuch Simao Bento & Erhöhung Manuel Vareiro 56:7 (71.) Versuch Francisco Pinto & Erhöhung Manuel Vareiro 56:14 (80.+) Versuch Felix Lammers & Erhöhung Bader Pretorius Gelbe Karten: Duarte Torgal / Nikolai Klewinghaus (33.)
Schiedsrichter: Keane Davison, Christopher Lough, Shane Gaughan (alle IRL)
Startaufstellung Rugby Deutschland:
1 Jörn Schröder – 2 Andrew Reintges – 3 Markus Bachofer – 4 Hassan Rayan – 5 Michel Himmer – 6 Justin Renc – 7 Shawn Ingle – 8 Oliver Stein – 9 Jan Piosik – 10 Bader Pretorius – 11 Felix Lammers – 12 Leo Wolf – 23 Robin Plümpe – 14 Cameron McDonald – 15 Nikolai Klewinghaus 16 Daniel Wolf – 17 Marcel Becker – 18 Dustin Mizera – 19 Luis Ball – 20 Nico Windemuth – 21 Michael McDonald – 22 Zinzan Hees