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„WIR SIND FÜR ÜBERRASCHUNGEN GUT !“

15er-Rugbynationaltrainer Mark Kuhlmann vor EM-Start

HEIDELBERG. Die diesjährige deutsche Kampagne in der Rugby Europe Championship, die für dieSchwarzen Adler am Freitag, den 31. Januar um 17 Uhr deutscher Zeit in Bukarest gegen Rumänien startet, hat in diesem Jahr eine besondere Bedeutung. Dem deutschen Team bietet zugleich die beste Chance auf die erstmalige Teilnahme am Rugby World Cup seit dem Jahr 2018, als man zwar glücklich die Chance bekam, noch um die Qualifikation zu spielen, dann aber nur knapp im Repechage-Turnier in Marseille (FRA) das WM-Ticket verpasste. Das deutsche Team wirft alles in die Waagschale für diesen Traum, doch Nationaltrainer Mark Kuhlmann weiß auch, wie schwer diese Herausforderung sein wird, und dass man bei aller aufkeimenden WM-Euphorie auch die EM nicht aus den Augen verlieren darf. (Foto: Jürgen Kessler Sportfotografie)

Herr Kuhlmann, Europameisterschaft UND WM-Qualifikation für Australien 2027: Mit welchen Gefühlen starten Sie in diese neue Saison?

Natürlich ist uns allen klar, dass diese Chance besteht, sich erstmals für eine WM zu qualifizieren. Sollten wir diesmal unter die ersten Vier kommen können, wäre uns das Ticket sicher, als Fünfter könnten wir es noch über ein Repechage-Turnier, also quasi in einer Hoffnungsrunde, schaffen. Wir wissen aber auch, dass das für uns ein ganz dickes Brett zu bohren ist. In den letzten beiden Saisons waren wir Sechster. Und die Teams, gegen die wir uns schon in der Gruppenphase behaupten wollen, müssen als Favoriten gelten. Portugal und Rumänien liegen in der Weltrangliste deutlich vor uns. Da muss vieles passen. Aber: Die Chance ist für alle Teams gleich, und wir müssen uns auch hinter diesen Teams nicht verstecken, wie wir nicht zuletzt in der vergangenen Saison gesehen haben.

Wie gut vorbereitet sehen Sie das Team? Sind Sie mit dem Leistungsstand zufrieden?

MK. Ich denke, wir können zufrieden sein. Wir machen aus unseren Möglichkeiten wirklich das Beste. Die Jungs arbeiten als Amateure in den regelmäßigen Trainings wirklich unglaublich. Wir haben seit dem Sommer einige gute und aufschlussreiche Testspiele gegen gute Gegner gehabt – in Vancouver, gegen die Bohemia Warriors, die British Army, in den Vereinigten Arabischen Emiraten und zuletzt gegen ein polnisches Top- Vereinsteam. Gerade das letzte war für uns wichtig, weil wir den Spielern, die gerade Winterpause haben, wichtige Spielpraxis geben wollten und mussten. Jede gemeinsame Minute auf dem Feld hilft uns weiter. Ja, wir fühlen uns gut vorbereitet und freuen uns, dass es jetzt wieder losgeht.

Wo liegen die Stärken unseres Teams? Und woran wurde seit der vergangenen Saison besonders gearbeitet?

MK. Wir verfügen mittlerweile über ein gutes Sturmspiel, unser Gassespiel und auch unser Paket können sich durchaus sehen lassen. Wir haben auch großes Potenzial in der Hintermannschaft, haben uns aber gerade da in der letzten Saison manchmal etwas unter Wert verkauft und nach Durchbrüchen nicht konsequent genug gepunktet. Da müssen wir noch besser werden. Was uns aber auch auszeichnet, ist der Teamgeist. Die Jungs arbeiten richtig hart daran, besser zu werden und unsere Ziele zu erreichen. Und das zahlt sich auch aus: Letzte Saison haben wir eine richtig gute EM gespielt, mit Ausnahme des letzten Spiels. In der Vorbereitung auf die neue Saison haben wir einen Fokus auf die Fitness gelegt, wir feilen weiter an unserem System und an der Fehlervermeidung. Körperlich können wir eigentlich gegen alle Teams mithalten, und wir haben in den letzten zwei Jahren auch an Erfahrung auf diesem Niveau dazugewonnen. Was uns vielleicht noch fehlt, ist die Konstanz in unseren Leistungen. Aber auch daran arbeiten wir.

Wie schätzen Sie die Gegner und unsere Chancen in dieser Saison ein?

MK. Man muss natürlich festhalten, dass alle Mannschaften diesen Traum von der WM-Teilnahme vor Augen haben und entsprechend, wie wir auch, alles dafür tun werden, das zu erreichen. Es wird also wieder eine harte und auch enge Saison sein. Und neben der WM-Qualifikation dürfen wir auch nicht vergessen, dass wir auch das EM-Turnier wieder gut meistern und da die Klasse sichern wollen. Die vermeintlich direkten Konkurrenten im Kampf darum haben ja auch nicht geschlafen. Die Schweiz treibt sein Programm sehr gut voran, Belgien ist absolut auf unserem Level, war in der Vorbereitung unter anderem drei Wochen zusammen in Südamerika, und die Niederlande sind uns in den letzten Jahren mit einem guten Programm sogar eher etwas enteilt. Da wird überall gute Arbeit geleistet. Aber auch wir haben etwa gegen Georgien und Spanien gezeigt, dass wir auch für die eine oder andere Überraschung gut sind. Es wird also wieder spannend.

Was wünschen Sie sich zum Abschluss von dieser Saison?

MK. Neben dem maximalen sportlichen Erfolg wünsche ich mir, dass wir als Team die nächsten Schritte nach vorn machen können. Es ist ein spannendes Projekt, an dem wir hier sein einiger Zeit intensiv arbeiten. Ich denke, wenn wir im ersten Spiel die Überraschung schaffen können und irgendwie Rumänien schlagen, kann das etwas auslösen. Aber unabhängig davon fände ich es toll, wenn sich zum Beispiel für unser Heimspiel in Kassel gegen Belgien am 16. Februar alle Menschen, die Rugby lieben, auf den Weg ins Stadion machen und die Jungs vor Ort unterstützen. Dann reden wir nicht über 5000, sondern vielleicht auch mal über 15.000 Zuschauer. Das kann das deutsche Rugby, das kann das Team auch brauchen. Das fände ich toll.

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