HEIDELBERG. Am 6. und 7. Juli 2022 findet der European Qualifier für die Rugby World Cup Sevens 2022 statt. Dabei werden in der rumänischen Hauptstadt Bukarest bei den Männern noch vier Startplätze für die Weltmeisterschaften im olympischen Siebener-Rugby Anfang September in Kapstadt (RSA) vergeben, bei den Frauen noch drei. Zumindest die deutschen Männer rechnen sich dabei gute Chancen aus, sich zum ersten Mal überhaupt für eine Rugby-Weltmeisterschaft zu qualifizieren.
Das Wolfpack bekommt es beim zwölf Teams umfassenden Qualifier in Bukarest mit Spanien, Irland, Wales, Portugal, Italien, Georgien, Belgien, Polen, Tschechien und Litauen sowie dem nächst bestplatzierten Team der diesjährigen Rugby Europe Trophy zu tun. Die europäische Konkurrenz aus England, Frankreich und Schottland ist bereits aufgrund ihrer Platzierungen bei den RWC Sevens 2018 qualifiziert. Russland ist aufgrund des Krieges in der Ukraine vom Wettbewerb ausgeschlossen.
Die Qualifikation zum letzten World Cup 2018 in San Francisco, die für Europa über die kontinentalen Titelkämpfe 2017 ausgespielt wurde, hatte Deutschland als damals Fünfplatzierter verpasst. Doch seitdem hat sich Rugby Deutschland in der europäischen Spitze absolut festgespielt. 2018 wurde man Vize-Europameister, 2019 holte man erstmals den EM-Titel, und nach der Corona-Pause landete man 2021 erneut auf dem zweiten Rang unter Europas Elite. Und erst am vergangenen Wochenende gewann das Wolfpack in Lissabon (POR) das erste von zwei EM-Turnieren dieser Saison.
„Wir sehen uns für diesen Qualifier auf jeden Fall unter den stärksten Teams und absolut in der Lage dazu, uns erstmals für den World Cup zu qualifizieren“, bekräftigt Vorstand Leistungssport Manuel Wilhelm. „Allerdings ist die europäische Qualifikation nach wie vor der sprichwörtliche Flaschenhals, weil es hier im Vergleich zu anderen Kontinenten viele Teams gibt, die etwa auf dem gleichen hohen Niveau spielen. Von daher werden auch bei diesem Qualifier ein paar Hürden zu überwinden sein, zumal noch nicht klar ist, wie die Setzliste
aussehen wird und wer unter Umständen im entscheidenden Viertelfinale auf unsere Jungs wartet.“ Gegnern wie Irland, Europameister 2018, der 2021er-Champion Spanien oder auch Wales würde man dort sicher eher gern aus dem Weg gehen.
Die deutschen Frauen waren in der Vergangenheit schon näher an der europäischen Spitze, als das heute, wo man sich nach wie vor in einem Prozess des Neuaufbaus befindet, der Fall ist. Und so ist bei dem Team von Nationaltrainer Cieran Anderson die Ausgangslage für diesen Qualifier eine ganz andere als für die deutschen Männer – nicht zuletzt auch aufgrund der sehr viel geringeren staatlichen Förderung. Daher ist das sportliche Hauptziel in dieser Saison nicht die WM-Qualifikation, sondern der Klassenerhalt in der Rugby Europe Women’s
7s Championship. So können die deutschen Rugby-Frauen in Bukarest ohne großen Ergebnisdruck agieren, wobei man natürlich dennoch eine bestmögliche Platzierung anstrebt und dann schaut, wofür das unter Umständen reicht.
Über die Rugby World Cup Sevens:
Die RWC Sevens ist die alle vier Jahre stattfindende Weltmeisterschaft im olympischen 7er-Rugby und ist damit der wichtigste Wettbewerb in dieser Variante außerhalb der Olympischen Sommerspiele.
Das erste Turnier fand 1993 in Schottland statt und wurde von England gewonnen. Die Sieger des Männerturniers erhalten den Melrose Cup, benannt nach der schottischen Stadt Melrose, in der das erste Rugby-Siebener-Spiel ausgetragen wurde.
Ein Frauen-WM-Turnier fand erstmals bei der 2009 in Dubai statt und wurde damals von Australien gewonnen. Als Titelverteidiger geht vom 9. bis zum 11. September 2022 in Kapstadt sowohl bei den Männern als auch bei den Frauen Neuseeland an den Start.