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DURCHWACHSENER WM-AUFTAKT

Nur Zeidler kommt direkt weiter \\ von Hans Strauss

Einziger Vorlauf-Sieger des DRV in Bled: Oliver Zeidler steht bereits im Halbfinale des Männer-Einers. Foto: Detlev Seyb

BLED. (SLO) Die Boote des Deutschen Ruderverbandes erlebten den erwartet schwierigen Start in die Europameisterschaften in Slowenien. Am ersten Tag der Wettbewerbe auf dem smaragdgrünen Wasser des Bleder Sees (Donnerstag, 25.5.2023) qualifizierte sich in den Vorläufen lediglich Oliver Zeidler (Frankfurter RG Germania) im Männer-Einer direkt für die nächste Runde. Nach seinem Sieg steht der Einer-Weltmeister bereits im Halbfinale am Samstag. Da positive Überraschungen ausblieben, müssen die meisten anderen DRV-Boote in die Hoffnungsläufe am Freitag. Der Leichtgewichts-Doppelzweier der Männer hat schon vorgemacht, wie diese Hürde zu nehmen ist. Nur zweieinhalb Stunden nach Rang vier im Vorlauf gewannen Paul Leerkamp und Jonathan Rommelmann (Osnabrücker RV/Crefelder RC) ihren Hoffnungslauf überlegen und sind weiter im Rennen.

Ich habe damit gerechnet, dass uns Siege oder zweite Plätze, die teilweise auch zum Weiterkommen gereicht hätten, schwerfallen würden“, sagte DRV-Cheftrainerin Brigitte Bielig. „Auch über die Hoffnungsläufe werden nicht alle Boote das A-Finale erreichen können. Aber es gilt auf jeden Fall, die intern formulierten Zielstellungen zu erreichen, damit wir mit den Booten weiterarbeiten können. Alle sind sich dieser Aufgabe bewusst.“ Der Freitag wird also zum ersten Tag der Wahrheit.

Im vierten und letzten Vorlauf des Männer-Skulls wollte Oliver Zeidler bei guten Ruderbedingungen und Sonnenschein eigentlich schon mit dem Start klare Verhältnisse gegen seinen einzigen echten Rivalen, den Kroaten Damir Martin, schaffen. Das gelang dem Weltmeister zwar nicht, bis zur 1000-Meter-Marke hielt Martin mit. Auf der dritten Teilstrecke verschärfte Zeidler jedoch das Tempo und kam letztlich mit gut zwei Bootslängen Vorsprung als souveräner Sieger vor Martin ins Ziel. Die direkte Qualifikation fürs Halbfinale verschaffte dem 27-jährigen den angestrebten freien Tag am Freitag. Auch Olympiasieger Stefanos Ntouskos (Griechenland) und Sverri Nielsen (Dänemark) landeten Vorlaufsiege, während Kjetil Borch (Norwegen) in seinem Lauf überraschend einbrach und der Sieg an den Litauer Dovidas Nemeravicius ging.

Deutschland-Achter auf Rang fünf

Nur ein Bahnverteilungsrennen hatte der Männer-Achter zu bestreiten, alle sechs gemeldeten Boote stehen auch am Samstag im Finale. Dennoch war das Interesse groß, wie sich das neuformierte Boot schlagen würde. Nach 500 und nach 1000 Metern lagen Olaf Roggensack, Jasper Angl, Benedict Eggeling, Torben Johannesen, Max John, Mattes Schönherr, Wolf-Niclas Schröder, Marc Kamann und Steuermann Jonas Wiesen (RC Tegel Berlin/RV Münster/beide RC Favorite Hammonia Hamburg/Ol. RC Rostock/RC Potsdam/RU Arkona Berlin/Der Hamburger und Germania RC/RG Treis-Karden) auf Platz drei, den sie in der zweiten Hälfte der Distanz aber nicht verteidigen konnten. Rumänien mit einem gewaltigen Finale (3.) und Italien (4.) zogen noch vorbei, dem Deutschland-Achter blieb Rang fünf vor den abgeschlagenen Polen. Im Duell um den Sieg setzte sich Großbritannien mit 1,64 Sekunden vor den Niederlanden durch. „Ganz zufrieden bin ich nicht. Die ersten 1000 Meter waren gut, aber dann haben wir es nicht geschafft, dieses Level zu halten und dranzubleiben. Daran müssen wir arbeiten“, sagte Bundestrainerin Sabine Tschäge zur Leistung der Mannschaft um Schlagmann Marc Kammann.

Weber/Gelsen fehlt nur ein Schlag

Ein guter Einstand gelang Lena Sarassa und Hannah Reif (Crefelder RC/ RK am Wannsee). Der Frauen-Zweier belegte in seinem Vorlauf den zweiten Platz, aber nur Sieger Rumänien kam direkt ins Finale. Der junge neue Männer-Zweier mit Jannik Metzger und Julius Christ (Marbacher RV/ RTHC Bayer Leverkusen) hatte von Beginn an zu kämpfen und musste sich mit dem fünften und letzten Platz begnügen. Rumänien und Serben schafften in diesem Vorlauf den Halbfinaleinzug. Leonie Menzel und Maren Völz (RG Germania Düsseldorf/ RC Potsdam) wurden im Vorlauf des Frauen-Doppelzweiers Dritte. Am Sieg des überlegenen Boots aus den Niederlanden, das ins Finale einzog, war nicht zu rütteln. Nur knapp verpasste der Männer-Doppelzweier den direkten Einzug ins Halbfinale. Marc Weber und Jonas Gelsen (RC Nassovia Höchst/Rudern und Sport Steinmühle Marburg) brachten sich mit einem energischen Zwischenspurt auf den dritten 500 Metern auf Rang drei und attackierten bis zum Schluss Moldawien im Kampf um Platz zwei, der gereicht hätte. Am Ende fehlen dem „Hessen-Boot“ nur 0,8 Sekunden oder ein Schlag. Eine Klasse für sich waren wie erwartet die Niederlande mit dem in den Silber-Doppelzweier von Tokio zurückgekehrten Melvin Twellaar.

Arno Gaus (Bonner RG), der Ersatzmann des Leichtgewichts-Doppelzweiers, fährt den nichtolympischen Leichtgewichts-Einer der Männer. Hinter Italien und Slowenien belegte er Rang drei, der Sieger steht im Finale. Im folgenden leichten Doppelzweier der Männer erkannten Leerkamp/Rommelmann frühzeitig, dass es für die nötigen Plätze 1 und 2 nicht reichen würde, und nahmen sich für den Rest des Rennens zurück. Die unverständlich kurze Pause von nur 150 Minuten bis zum Hoffnungslauf ließ es geboten erscheinen, Kräfte zu sparen. Mit ihrem Sieg qualifizierten sich die neue Paarung dann zusammen mit Norwegen und Polen fürs Halbfinale. Keine Rolle spielten die Zwillingsschwestern Marion und Johanna Reichardt (ARC Würzburg) in ihrem Vorlauf des Leichtgewichts-Frauen-Doppelzweiers, den sie als Vierte beendeten mit großem Rückstand auf Sieger Frankreich, der sich fürs Finale qualifizierte. Nun wollen beide ihre Chance im Hoffnungslauf suchen.

Frauen-Doppelvierer auf Rang vier

Einen guten Start erwischten Theis Hagemeister, Malte Großmann, Mark Hinrichs und Sönke Kruse (Frankfurter RG Germania/RC Favorite Hammonia Hamburg/Limburger Club für Wassersport/RV Münster) im Vorlauf des Männer-Vierers. Der anfängliche zweite Platz war jedoch nicht zu halten, das in Dortmund trainierende Quartett musste der starken Konkurrenz Tribut zollen, blieb im Endspurt um Platz vier aber vor der Ukraine. Direkt ins Finale kam nur Sieger Großbritannien. Platz vier erreichte in seinem stark besetzen Vorlauf der Frauen-Doppelvierer mit Sarah Wibberenz, Pia Greiten, Frauke Hundeling und Tabea Schendekehl (RC Havel Brandenburg/Osnabrücker RV/Deutscher RC Hannover/RC Hansa Dortmund). Nur Sieger Großbritannien gelangte auf direktem Weg ins Finale. Noch nicht alles rund läuft auch beim Männer-Doppelvierer, der in seinem Vorlauf nicht über Platz fünf hinauskam und fast zehn Sekunden hinter Sieger Großbritannien ins Ziel kam. Anton Finger, Max Appel, Moritz Wolff und Tim-Ole Naske (Berliner RC/SC Magdeburg/Berliner RC/RG Hansa Hamburg) konzentrieren sich jetzt auf den Hoffnungslauf gegen die Schweiz, Polen und die Ukraine, in dem sie Zweiter werden müssen, um das Finale zu erreichen.

In den „Spares Races“, den Rennen der Ersatzleute, kam Lisa Gutfleisch (Heidelberger RK) im Einer der Frauen auf den zweiten Platz hinter der Niederländerin Mulder. Lena Osterkamp (Deutscher RC Hannover) wurde Fünfte. Im Einer der Männer wurde Julius Rommelmann (RRG Mülheim) ebenfalls Zweiter hinter dem Briten Collins. Das Zweier-Rennen der Männer beendeten Paul Klapperich und Hannes Ocik (Bonner RG/Schweriner RG) als Dritte.

Diening irritiert der GPS-Sensor

Als Erste gingen am Morgen die Para-Athleten aufs Wasser. Im Frauen-Einer PR1 belegte Manuela Diening (RV Münster) den dritten Platz hinter Seriensiegerin Birgit Skarstein (Norwegen) und der Israelin Moran Samuel, die lange geführt hatte. „Manuela hatte technische Probleme mit dem vorgeschriebenen FISA-GPS-Sensor. Das hat unmittelbar vor dem Start viel Unruhe reingebracht und das Rennen lief nicht optimal. Den Hoffnungslauf wollen wir jetzt nutzen um das nötige Selbstvertrauen für das Finale zu gewinnen“, sagte Para-Bundestrainer Marc Stallberg. Im Männer-Einer PR1 erreichte Marcus Klemp (OR Rostock) mit Rang drei im Bahnverteilungsrennen sein Ziel, im Finale neben den Topfavoriten zu starten. Vielleicht gibt es wieder ein Duell mit dem Israeli Smuel David, dann um Bronze. Der Mixed-Zweier PR2 geht nach dem vierten und letzten Platz in seinem Vorlauf in den Hoffnungslauf. Sylvia Pille-Steppat (Wilhelmsburger RC) und Paul Umbach (RC Nürtingen) sollen versuchen, die technischen Hinweise umzusetzen.

Programm am Freitag

Am Freitag geht es um 9 Uhr weiter. Auf dem Programm stehen Hoffnungsläufe und Bahnverteilungsrennen. Aus DRV-Sicht greifen nun auch der Frauen-Achter und der Para-Mixed-Vierer PR 3 ein.

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