- von LOKALSPORT - über SPORT REGIONAL - bis SPORT INTERNATIONAL -

KLEINBOOT- UND PARA-MEISTERSCHAFTEN

„Die Anspannung ist hoch“ - von Hans Strauss 

(c) DRV

BRANDENBURG / HAVEL. „Die Anspannung ist hoch bei Athleten und Trainern“, sagt Cheftrainerin Brigitte Bielig.  Bei den deutschen Meisterschaften in den Kleinbooten und im Para-Rudern, die von Freitag bis Sonntag (14. bis 16. April 2023) auf der Regattastrecke Beetzsee in Brandenburg an der Havel ausgetragen und vom Havel-Regatta-Verein ausgerichtet werden, geht es wie alle Jahre nicht nur um die nationalen Titel im Einer und Zweier ohne Steuermann. Für die Elite-Athletinnen und Athleten bedeuten die Titelkämpfe auch das Zugangstor in die Nationalmannschaft, für die sie sich empfehlen wollen. Die Stützpunkt-Athleten haben sich am vergangenen Wochenende mit Vorbelastungen in Köln, Hamburg und Brandenburg auf die DKBM vorbereitet und eingestimmt.

Im Nachgang zur Meisterschaft werden vom Bundestrainer-Rat die Einladungen für die Mittel- und Großbootbildung in Hamburg (29./30 April) ausgesprochen. Wer sich einen Titel in einer schweren Bootsklasse holt, hat bei Erfüllung der geforderten Kriterien (Ergomindestnorm) gute Chancen auf ein Ticket für die Europameisterschaft im slowenischen Bled (26. bis 28. Mai). Saisonhöhepunkt ist die Weltmeisterschaft in Belgrad, verbunden mit der Qualifikation für die Olympischen Spiele 2024 in Paris.

Zeidler und Föster verteidigen Titel

Das Meldeergebnis kann sich mit 245 Teilnehmern sehen lassen und ist vergleichbar mit dem von Krefeld vor einem Jahr. Im Männer-Einer treten alleine 46 Starter an. So mancher will sich wohl auch die Chance nicht entgehen lassen, einmal Bahn an Bahn mit Weltmeister Oliver Zeidler (Frankfurter RG Germania), dem Titelverteidiger, zu starten. Man darf gespannt sein, ob zum Beispiel der vor zwei Wochen auf der Langstrecke in Leipzig überraschend vor ihm liegende Jonas Gelsen (RC Nassovia Höchst) dem natürlich favorisierten Zeidler erneut Paroli bieten kann.

Im Frauen-Skull starten nach zwei Absagen immerhin 35 Athletinnen. „Auch das hat man nicht alle Tage“, sagt die Bundestrainerin.  Alexandra Föster (RC Meschede) will versuchen, ihren Titel zu verteidigen, auch wenn das wegen ihrer einschränkenden Rückenprobleme in den letzten Monaten nicht einfach werden wird. Die international für die Schweiz antretende Aurelia-Maxima Janzen (Rostocker RC) und Pia Greiten (Osnabrücker RV) dürften wie im Vorjahr zu ihren größten Konkurrentinnen zählen. Die einheimischen Zuschauer drücken Sarah Wibberenz (RC Havel Brandenburg) besonders die Daumen. Im Einer startet auch Olympia-Teilnehmerin Carlotta Nwajide (Deutscher Ruder-Club Hannover), die in Leipzig erkrankt nicht dabei sein konnte.

Roggensacks Ausfall schmerzt

Einen neuen Titelträger wird es auf jeden Fall im Zweier ohne Steuermann geben. Olaf Roggensack und Mattes Schönherr (RC Tegel/RC Potsdam), die im vergangenen Jahr dominiert und vor zwei Wochen auch auf der Langstrecke in Leipzig gesiegt hatten, können wegen einer Erkrankung von Roggensack nicht antreten. „Das ist sehr schade“, sagt Cheftrainerin Bielig. Schönherr kommt zwar nach Brandenburg an der Havel, hält sich aber nur als Ersatz bereit. Da Julian Garth (Crefelder RC) nach einer Corona-Erkrankung noch nicht einsatzfähig ist, tritt Tom Tewes (Münchner RC) nun mit Ole Kruse (RV Münster) an. Ebenfalls nur zusehen kann weiterhin Laurits Follert (Crefelder RC), der wegen seiner Rückenprobleme derzeit eine Reha bestreitet.

Im Frauen-Zweier ohne sind auch Lena Sarassa und Hannah Reif (Crefelder RC/Frankfurter RG Germania) dabei, die in Leipzig noch passen mussten, und nun zeigen wollen, wie ihr Leistungsstand ist. Letzteres gilt auch für die Paarungen Judith Guhse/Sophie Leupold (Rendsburger RV/Pirnaer RV) und Tabea Kuhnert/Nora Peuser (SC Magdeburg/Ruder-Union Arkona Berlin), die aus dem Skull- in den Riemen-Bereich gewechselt sind und dort frischen Wind hineinbrachten. Titelverteidigerin Melanie Göldner tritt in diesem Jahr mit Luisa Schade (beide RC Potsdam) an. Aus dem Frauen-A-Kader hatten Cosima Clotten (Neusser RV) und Paula Rossen (RC Allemannia) Pech und fallen wegen Verletzungen aus.

Im Leichtgewichts-Einer der Männer blicken viele gespannt auf Jonathan Rommelmann (Crefelder Ruder-Club). Der Silber-Gewinner von Tokio strebt nach einem Jahr Pause einen Platz im olympischen Doppelzweier an. Auch Arno Gaus (Bonner RG) dürfte es Joachim Agne (Akademischer Ruderclub Würzburg) nicht einfach machen, den im Vorjahr errungenen Titel zu verteidigen. Im Leichtgewichts-Einer der Frauen, wo die Nachfolgerin der zurückgetretenen Marie-Louise Dräger gesucht wird, treten die Zwillinge Johanna und Marion Reichardt (beide Akademischer Ruderclub Würzburg), die sonst gemeinsam im Doppelzweier sitzen, ausnahmsweise gegeneinander an.

Die sechs A-Finals der Kleinboot-Meisterschaft werden am Sonntag zwischen 11:15 und 13:06 Uhr ausgetragen.

Neuer Rahmen für Para-Meisterschaft

Erstmals fahren auch die Para-Athletinnen und Athleten im Rahmen der Kleinboot-Meisterschaft ihre offizielle deutsche Meisterschaft aus. „Es hat mehrere Gründe, warum wir beschlossen haben, die bisherige Leistungsüberprüfung zur Meisterschaft zu machen und dabei auch auf die 2000 Meter zu gehen“, sagt Para-Bundestrainer Marc Stallberg. „Der bisherige Meisterschaftstermin im Sommer passte überhaupt nicht in den Wettkampfkalender, der frühe Zeitpunkt ist viel besser. Nun schaffen wir auch Inklusion: Unsere Athleten lernen die anderen kennen und umgekehrt.“

Wegen der wenigen Para-Meldungen – alle letztjährigen WM-Teilnehmer sind dabei, dazu kommen einige Neulinge – werden am Samstag Testrennen gefahren und am Sonntag dann die Finals. Am spannendsten wird es dabei im Frauen-Einer PR1 werden, wo Manuela Diening (RV Münster) und Sylvia Pille-Steppat (Wilhelmsburger RC) um den Platz im Nationalteam kämpfen. 

Leistungsüberprüfung der Junioren 19

Parallel zu den Meisterschaften findet auf dem Beetzsee die Leistungsüberprüfung der Juniorinnen und Junioren 19 statt. Junioren-Bundestrainer Adrian Bretting freut sich über das Ergebnis von 168 Meldungen: „Wir werden volle Felder haben, die Corona-Jahre haben bisher noch keine Lücke gerissen. Dass wir im Mädchen-Bereich über 40 Einer und mehr als 30 Zweier am Start haben, ist eine gute Entwicklung.“ In Brandenburg treffen jetzt erstmals alle Bereiche aufeinander. Insbesondere im Riemenbereich ist es der erste gemeinsame Vergleich der drei Regionalgruppen. Um die Nationalmannschaftsnominierung geht es anders als im Elite-Bereich noch nicht, es handelt sich um eine erste Standortbestimmung.

Liebe Leserin, lieber Leser
des SPORT-MEDIUMS – sport-rhein-erft.de,

 

wir freuen uns, wenn Sie unsere Arbeit mit einem monatlichen ABO in Höhe von 3,--€, 5,-- € oder 10,-- € unterstützen.

 

Unterstützen Sie uns mit Ihrem Beitrag