
POKJUKA. Die deutschen Para Biathletinnen und Para Biathleten zeigen sich bei den Weltmeisterschaften in Pokljuka erneut erfolgshungrig. Leonie Walter gewinnt bei den Frauen mit Sehbeeinträchtigung ihr zweites Gold.
Leonie Walter präsentiert sich in diesen Tagen enorm laufstark. Was sich schon beim Weltcup in Val di Fiemme (Italien) zeigte, setzt sich bei den Biathlon-Weltmeisterschaften in Pokljuka (Slowenien) fort. „Ich fühle mich gut“, sagt die 21-Jährige vom SC St. Peter. Das schlägt sich in den Ergebnissen nieder. Nach ihrem Sprint-Sieg gewann Walter auch in der Sprint-Verfolgung. Sowohl in der Qualifikation als auch im Finale (jeweils drei Runden à 1,5 Kilometer mit zwei Schießeinheiten) waren Walter und ihr Guide Christian Krasman nicht zu schlagen – trotz je eines Schießfehlers in beiden Läufen. „Die ärgern mich, aber morgen im Einzel habe ich die Chance, es besser zu machen“, betont sie.
Für die zweite Deutsche in der Startklasse, Johanna Recktenwald (Biathlon-Team Saarland, mit Emily Weiß als Begleitläuferin), gilt derweil: Besser geht es nicht, zumindest am Schießstand. Dort blieb sie wie schon im Sprint ohne Fehler und sicherte sich ihre zweite Silbermedaille bei dieser WM. „Ich hatte mein Ziel schon am Donnerstag mehr als erfüllt und bin das heute total locker angegangen.“ Diese Lockerheit war ihr Trumpf. „Johanna ist sehr stabil am Schießstand, sie hat sich läuferisch entwickelt. Das Gesamtpaket hat sie da hingebracht, wo sie jetzt steht. Sie kann sehr zufrieden sein“, sagt Bundestrainer Ralf Rombach. Bronze ging an die österreichische Sprint-Expertin Carina Edlinger, der rund 25 Sekunden auf Recktenwald und 56,21 Sekunden auf Walter fehlten.
Hochspannung bei den Männern stehend
Eine zweite Silbermedaille in Pokljuka gab‘s am Samstag für Marco Maier (SV Kirchzarten) bei den Männern in der stehenden Konkurrenz. Im spektakulärsten Rennen des Nachmittags mit vielen Führungswechseln landete er 2,52 Sekunden hinter dem Ukrainer Grygorii Vovchynskyi. Der kanadische Top-Favorit und Sprint-Sieger Mark Arendz folgte mit 9,75 Sekunden Abstand auf Vovchynskyi auf dem Bronze-Rang. Maier musste nach dem ersten Schießen einmal in die 75 Meter lange Strafrunde einbiegen, kämpfte sich danach aber wieder an die Spitze heran, während Arendz beim zweiten Schießen einmal patzte. Der dreifache Paralympics-Champion aus der Ukraine hingegen traf alle zehn Scheiben, obwohl er am Schießstand volles Risiko gegangen war und sehr schnell geschossen hatte. „Dieses Gold hat sich Grygorii verdient“, sagt Ralf Rombach und attestierte Marco Maier „ein Superrennen“ – vor allem, weil der 25-Jährige sich von seinem Schießfehler nicht aus der Bahn hatte werfen lassen.
Dass er zum zweiten Mal bei diesen Weltmeisterschaften Gold nur knapp verpasste – am Donnerstaghatten ihn 1,2 Sekunden von Platz eins getrennt – schmerzte Maier zwar ein wenig. Doch er stellte klar, dass er sich über dieses Ergebnis sehr freue. „Der zweite Platz fühlt sich richtig gut an. Das Format macht richtig viel Spaß. Ich hatte Bock drauf und das merkt man dann auch bei der Leistung“, sagte er. Alexander Ehler (SV Kirchzarten) wurde bei den Männern stehend 14., sein Vereinskamerad Max Long landete auf Rang 18. Steffen Lehmker (WSV Clausthal-Zellerfeld) musste krankheitsbedingt passen, genau wie Nico Messinger (Ring der Körperbehinderten Freiburg) bei den Männern mit Sehbeeinträchtigung. Lennart Volkert (PSV München, mit Guide Nils Kolb) wurde dort Achter.
Bei den Frauen in der sitzenden Konkurrenz (dreimal 1,1 Kilometer) gewann Anja Wicker (MTV Stuttgart) Bronze. Läuferisch war die 33-Jährige auf ähnlichem Niveau wie ihre Dauerkonkurrentin Kendall Gretsch (USA) unterwegs, doch während Gretsch gewohnt schnell und sicher schoss und sich damit souverän Gold sicherte, unterliefen Wicker in der Qualifikation zwei und im Finale drei Fehler. „Das waren einfach zu viele. Vielleicht hat mir am Schießstand einfach die Kraft etwas gefehlt. Läuferisch war es wieder spitze, das hat mir am Ende die Medaille gerettet“, resümiert sie. Silber ging an Yuxin Zhai (China), die sich wie Gretsch am Schießstand viermal makellos zeigte.
Am Sonntag enden die Para Biathlon-Weltmeisterschaften in Slowenien mit einem Einzelrennen über 2,5 Kilometer, bevor die deutsche Mannschaft ins italienische Toblach aufbricht. Dort stehen bei den Para Langlauf-Weltmeisterschaften von Mittwoch bis Freitag ebenfalls drei Wettkämpfe an.
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