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MANUEL EITEL: „ICH FÜHLE MICH SEHR WOHL IN LEVERKUSEN“

LEVERKUSEN. Seit mehr als einem halben Jahr trainiert der Ulmer Zehnkämpfer Manuel Eitel regelmäßig am Bundesstützpunkt Leverkusen. Der Bronzemedaillengewinner der U23-Europameisterschaften und U20-Weltmeisterschaften spricht im Interview über die Beweggründe für das geteilte Training bei seinem Heimtrainer Christopher Hallmann und dem TSV Bayer 04.

Manuel, wie geht es dir?

ME: Mir geht es derzeit gut. Beziehungsweise so, wie es einem Leichtathleten im Aufbau geht. Muskelkater und viel hartes Training gehört dazu. Aber es läuft so, wie es laufen sollte, auch wenn der nächste Wettkampf noch unklar ist.

Du hast dich im Frühjahr am Fuß operieren lassen. Wie geht es deinem Fuß heute?

ME: Meinem Fuß geht es optimal. Ich wurde im Mai operiert, da ein Knochen im linken Sprunggelenk bei Sprüngen an der Kapsel gerieben hat. Ich war also nicht richtig verletzt, sondern wir haben die Zeit genutzt, um diese Baustelle aus dem Weg zu räumen. Jetzt kann ich wieder komplett schmerzfrei trainieren.

Du trainierst seit geraumer Zeit nicht mehr ausschließlich in Ulm. Seit wann bist du phasenweise am Bundesstützpunkt in Leverkusen?

ME: Das erste Mal war ich vor der Fuß-OP im Mai zwei Wochen in Leverkusen. Der Plan war es, über den Sommer in Leverkusen zu trainieren, doch dann musste ich erst einmal die Heilung des Fußes abwarten. Seit August bin ich jetzt regelmäßig in Leverkusen.

Wie kam die neue Trainingskonstellation zustande?

ME: Die Grundidee existierte schon eine Weile. Eigentlich wollte ich im Jahr nach den Olympischen Spielen, also 2021, ein Jahr „Abstand“ vom Zehnkampf nehmen und eine oder zwei Disziplinen spezifisch trainieren und auch in der Disziplin Wettkämpfe absolvieren. Dann brach zu Beginn des Jahres die Pandemie aus und es war relativ schnell klar, dass keine reguläre Wettkampfplanung möglich ist. Während des ersten Lockdowns sprachen mein Trainer Christopher Hallmann und ich darüber, dieses Pandemie-Jahr zu nutzen und den Plan für 2021 schon 2020 umzusetzen. Wir überlegten welche Disziplinen Sinn ergeben würden. Speerwurf und Stabhochsprung versprachen noch Potential im Zehnkampf. Aufgrund hervorragender Trainer und Physiomöglichkeiten legten wir unseren Fokus schnell auf Leverkusen. Wir stellten dann zügig den Kontakt her und so hatte die neue Konstellation dann ihren Ursprung.

Was erhoffst du dir durch das geteilte Training in Ulm und Leverkusen?

ME: Geteilt ist das Training deshalb, damit Christopher mich ab und zu sieht, meine Physis auch im Training daheim auf dem Schirm hat und das Zehnkampftraining nicht komplett verloren geht, wobei ich in Leverkusen sonst auch alleine zehnkampfspezifisches Training absolviere.

Ich erhoffe mir durch das Training in Leverkusen eine deutliche Steigerung meines zweiten Zehnkampftages. Die Techniken im Speerwurf und im Stabhochsprung sollen in der Zukunft deutlich sicherer sein und die Qualität höher. Das soll den entscheidenden Vorteil im Wettkampf um ein Ticket nach Tokio ermöglichen.

Wie muss man sich dein Training in Leverkusen vorstellen? Bist du regelmäßig hier? Wenn ja, für wie lange jeweils? Welche Trainer betreuen dich in Leverkusen?

ME: Ein kompletter Umzug für einige Monate nach Leverkusen machte nach anfänglichen Überlegungen sowohl sportlich als auch privat keinen Sinn. In der Regel war ich drei Wochen in Leverkusen und eine Woche in Ulm. Wie oft Stab und wie oft Speer trainiert wurde, erfolgte in wöchentlicher Absprache mit meinen Trainern in Leverkusen, Matthias Rau und Michael Kühnke. Jetzt wird dieser Rhythmus in der Zukunft nicht mehr so fortlaufen können, da ich wieder vermehrt in Ulm meinen Zehnkampfaufbau bei Christopher Hallmann absolvieren werde. Dennoch werde ich in einem noch nicht festgelegten Rhythmus weiterhin nach Leverkusen zum Stab-/ Speertraining kommen.

Was schätzt du an den Trainingsbedingungen in Leverkusen?

ME: Für Leverkusen haben mein Trainer Christopher und ich uns ganz klar aufgrund des Know-Hows entschieden. Michael Kühnke kannte ich schon von kleineren Meetings und auch Matthias Rau versprach ein qualitativ hohes Techniktraining. Außerdem ist uns Leverkusen durch vergangene Mehrkampf -Maßnahmen bereits vertraut und das Bayer -04-Physioteam war auch ein großes Argument für Leverkusen.

Diese Hoffnung zu Beginn wurde im Rückblick nicht nur bestätigt, sondern weit übertroffen. Ich wurde von Anfang an mit offenen Armen empfangen. Bei Matthias Rau wurde ich Teil einer starken Trainingsgruppe, die mir Einblicke in tägliches Wurftraining ermöglichte. Beide Trainer brachten mich mit großem Spaß im Training deutlich weiter und nahmen Zeit und Mühe auf sich, einem ungehobelten Zehnkämpfer wenigstens die Basics ihrer Disziplin beizubringen. 😉

Auch sonst waren alle Trainer auf der Anlage immer da, wenn ich einmal Hilfe benötigte und ich fühlte und werde mich auch in Zukunft sehr wohl in Leverkusen fühlen. Neben dem Training durfte ich die professionelle Betreuung der Physiotherapeuten genießen und auch das von Anja Löhr durchgeführte Stabi-Training werde ich in Ulm vermissen.

Warum „quälst“ du dich und deinen Körper mit Zehnkampf, obwohl du mit einer Bestleistung von 10,31 Sekunden über 100 Meter sehr sprintstark bist und auch in der Disziplin national konkurrenzfähig wärst?

ME: Zehnkampf ist einfach etwas Einzigartiges. Wenn ich nur noch die 100 Meter sprinten würde, würde ich nicht alle, aber auf jeden Fall einige Disziplinen und das vielseitige Training vermissen. Außerdem muss auch wieder die absolut wahrheitsgemäße Floskel „Zehnkampffamilie“ kommen, die niemand, der einmal Teil davon war, einfach so verlassen möchte. Und der vermutlich größte Grund ist, dass ich eine Medaille bei Olympischen Spielen und Weltmeisterschaften gewinnen möchte! Ich bin zwar schnell, so schnell aber dann auch nicht 🙂

Welche Ziele hast du für 2021?

Ich will zu den Olympischen Spielen nach Tokio.

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