AMSTELVEEN. (NLD) Erstmals seit 2010 steht die deutsche Hockeynationalmannschaft der Damen im Halbfinale einer Weltmeisterschaft. Im heutigen Viertelfinalspiel der WM in Spanien und den Niederlanden setzten sich die Danas in Amstelveen (Amsterdam) mehr als verdient mit 1:0 gegen Neuseeland durch. Das Team von Valentin Altenburg zeigte sich über 60 Minuten als bessere Mannschaft und ist nach dem Sieg einer Medaille, zum ersten Mal seit 24 Jahren, zum Greifen nahe. Das Tor für Deutschland schoss Lena Micheel in der 16. Minute. Die Halbfinals und Finals werden am kommenden Wochenende (16./17. Juli) in Terrassa, Spanien stattfinden. Der Gegner des deutschen Teams wird in der Partie Argentinien gegen England ermittelt.
Erste Halbzeit: Viele Chancen und nur ein Tor
Die Danas hatten in den ersten Minuten mehr Ballbesitz und konnten sich in der vierten Minute den ersten Torabschluss erspielen. Charlotte Stapenhorst kam mit der argentinischen Rückhand zum Abschluss und verfehlte knapp am linken Pfosten. Ein erstes Zeichen der deutschen Mannschaft gegenüber tief stehenden Neuseeländerinnen. Und sie machten weiter. In der achten Minute gab es die nächste Riesenchance. Nike Lorenz setzte sich auf der rechten Grundlinie durch und spielte die Kugel vor das neuseeländische Tor. Dort stand Lena Micheel eigentlich perfekt, traf aber nur den Pfosten. Deutschland dominierte das erste Viertel weitgehend. Neuseeland, die sogenannten Black Sticks, kamen nur selten durch Konter vor das deutsche Tor. In der zwölften Minute gab es die erste Strafecke für das Team von Bundestrainer Valentin Altenburg. Hier stimmte der Ablauf aber nicht und es blieb beim 0:0. Strafecke Nummer zwei fand ebenfalls nicht den Weg ins neuseeländische Tor und so ging es ohne Tore in die erste Viertelpause.
„Wir haben von Anfang an unser Hockey gespielt
und das durchgesetzt, was wir spielen wollten.“
Linnea Weidemann
Die Statistik des ersten Viertels sprach klar für Deutschland. Gleich zu Beginn des zweiten Viertels geriet Neuseeland in Unterzahl. Nur wenige Augenblicke später, in der 16. Minute, fiel die verdiente Führung für die Danas. Pia Maertens setzte sich souverän gegen mehrere neuseeländische Verteidigerinnen durch und fand Lena Micheel vor dem Tor. Die schob zur 1:0 Führung für Deutschland ein. Was für ein Start in das zweite Viertel. Deutschlands Torhüterin Nathalie Kubalski wurde bis hier hin vor keine großen Aufgaben gestellt, wohingegen Brook Roberts auf neuseeländischer Seite allerhand zu tun hatte. Mitte des zweiten Viertels entschärfte sie zwei weitere Strafecken der deutschen Mannschaft. Mit dem Ende der ersten Halbzeit ließen die deutschen Damen nicht locker. Es fehlte lediglich in der letzten Konsequenz und an ein wenig Glück. Die fünfte Strafecke konnte nicht verwertet werden und ein Stecher von Pauline Heinz traf zum zweiten Mal im Spiel den Pfosten. Nach 30 Minuten stand es 1:0 aus deutscher Sicht, wobei ein weiterer Treffer überfällig gewesen wäre.
Zweite Halbzeit: Ein Krimi mit gutem Ende
Die zweite Halbzeit startete mit einem freien Torschuss für Nike Lorenz. Sie schlug die Kugel auf das Tor der Black Sticks, doch erneut war Brook Roberts zur Stelle. Im Vergleich zu den ersten beiden Vierteln änderte sich nicht viel im Spiel. Die Danas stürmten munter Richtung gegnerisches Tor, kreierten Chancen, aber vergaben auch weitere Strafecken, wie in der 36. Minute. Neuseeland hatte mit dem Ball keine richtige Spielidee und konnte sich nur durch Konter vor das deutsche Tor kämpfen. Mehrfach verteidigte die 18-Jährige Linnea Weidemann diese Konter erstklassig. Die letzten fünf Minuten mussten die Danas in Unterzahl bestreiten. Benedetta Wenzel sah die gelbe Karte nach einem Foul. Neuseeland hatte darauffolgend größere Räume und konnte so die erste Strafecke in der 42. Minute verbuchen. Kira Horn lief den Torschuss ab und verhinderte den Ausgleich. Das Viertel endete mit klar besseren deutschen Damen, aber nur mit einer 1:0 Führung.
Noch 15 Minuten bis zum Halbfinale. Wie das ganze Spiel über konnte Deutschland den Sack zu Beginn des letzten Viertels eigentlich zu machen. Strafecken Nummer neun und zehn brachten aber nicht das ersehnte 2:0. Danach ergab sich eine kuriose Spielsituation. Deutschland geriet in eine doppelte Unterzahl und Neuseeland nahm ihre Torhüterin vom Kunstrasen. Somit hatten die Blacksticks kurzzeitig drei Feldspielerinnen mehr auf dem Platz. Dank des Videobeweises blieb Deutschland in diesen zwei Minuten aber von zwei Strafecken verschont und es ging mit elf gegen elf weiter. In der 54. Minute bekam Neuseeland dann doch eine Strafecke. Haarscharf flog die Kugel nach einer sensationellen Parade von Nathalie Kubalski am linken Torpfosten vorbei – Glück für die Danas. Die Fans im Wagener Stadion sahen ein Krimi in den letzten zwei Spielminuten. Neuseeland drückte noch einmal auf den Ausgleich, doch die Zeit lief gegen sie. Die deutsche Damennationalmannschaft gewann am Ende hochverdient mit 1:0 und wird im Halbfinale in Spanien spielen. Der Gegner der Danas wird in der Partie zwischen Argentinien und England am morgigen Mittwoch (13.07.2022) ermittelt.
Stimmen zum Spiel
Valentin Altenburg, Bundestrainer: „Das war heute unser größtes Spiel auf dem Weg in den letzten sechs Monaten. Wir haben erfolgreich gespielt und dürfen nun das volle WM-Erlebnis in Spanien erleben. In der ersten Halbzeit, hat die Mannschaft die beste Halbzeit in diesem Jahr gespielt. Dazu kommt die insgesamt beste Defensivleistung, die wir in diesem Jahr gespielt haben. Aus diesem Spiel können wir viel lernen und mit in unser Gepäck nach Spanien nehmen.“
Linnea Weidemann: “Ich freue mich unfassbar über diesen Sieg. Wir haben von Anfang an unser Hockey gespielt und das durchgesetzt, was wir spielen wollten. In der doppelten Unterzahl und bei den Strafecken gegen uns hat das Team toll verteidigt. Wir freuen uns, dass wir morgen nach Spanien fliegen dürfen und dort im Halbfinale stehen.”
Hanna Granitzki: “Was soll ich sagen. Ein schwieriges Spiel, was wir am Ende aber verdient gewinnen. Das war ein krasser Fight als Team und als Mannschaft. Wir haben eine zweifache Unterzahl überstanden und sind jetzt absolut verdient ins Halbfinale eingezogen. Mir fehlen ein wenig die Worte, weil das einfach richtig richtig geil ist. Ich bin unfassbar stolz auf die Mädels und habe ein gutes Gefühl für die nächsten zwei Spiele.“
Details zum Spiel:
Neuseeland vs. Deutschland 12.07.2022, Wagener Stadion, Amstelveen, Niederlande |
1.Viertel
|
2.Viertel 16. Minute – 0:1 Lena Micheel |
3.Viertel Keine Tor |
4.Viertel Keine Tore |
Detaillierte Statistiken zu Einsatzzeiten etc. können hier gefunden werden: https://tms.fih.ch/matches/16506 Folgende Spielerinnen kamen für Deutschland zum Einsatz: Nr. & Name Verein Alter (2) Kira Horn Amsterdamsche H&BC 27 (3) Amelie Wortmann UHC Hamburg 25 (4) Nike Lorenz (C) Rot-Weiss Köln 25 (5) Seline Oruz Düsseldorfer HC 25 (8) Anne Schröder Club an der Alster 27 (9) Elisa Gräve Düsseldorfer HC 25 (11) Lena Micheel UHC Hamburg 24 (12) Charlotte Stapenhorst Zehlendorfer Wespen 27 (16) Sonja Zimmermann Mannheimer HC 22 (17) Pauline Heinz Rüsselsheimer RK 21 (20) Julia Sonntag (TW) Rot-Weiss Köln 30 (22) Cécile Pieper HOC Gazellen Combinatie 27 (24) Pia Maertens Rot-Weiss Köln 23 (25) Viktoria Huse Club an der Alster 26 (30) Hanna Granitzki Club an der Alster 24 (31) Linnea Weidemann Berliner HC 18 (35) Benedetta Wenzel Berliner HC 25 Foto oben: anklicken/vergrößern – Copyright: Worldsportpics / Frank Uijlenbroek. |