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HOCKEYHERREN WERDEN ERNEUT DEUTSCHER FELDHOCKEYMEISTER

DER KTHC INFORMIERT: Rot-Weiss Köln – Hamburger Polo Club 1:0 (0:0) + + + Damit zum zehnten Mal Deutscher Feldhockeymeister: 1. Herren KTHC Stadion Rot-Weiss \\ Von Markus Lehnen

KÖLN. Nachdem sich Köln und Hamburg am Vortag jeweils im Halbfinale verdient durchgesetzt hatten, kam es am Pfingstsonntag zum großen Finale dieser beiden Vereine um die deutsche Feldhockeymeisterschaft. Während der KTHC bereits neun Meistertitel sein eigen nennen konnte, und genau vor 50 Jahren den ersten Titel erspielte, war es für den Polo Club Hamburg die Premiere im Endspiel. Vor ein paar Jahren spielte das Team von Cheftrainer Matthias Witthaus noch in der Regionalliga, was den steilen Aufstieg der Hansestädter im deutschen Hockey nur noch unterstreicht.

Nach den Siegen des Vortages wenig überraschend, änderten beide Trainer nichts an ihrem 17er Kader, und so spielte im Team von Rot-Weiss erneut Florian Adrians, was nicht unwesentlich zum Ausgang des Spiels beitragen sollte.  Nach heißen Temperaturen, war es am Sonntag im Bonner THV deutlich kühler, dabei allerdings auch sehr regnerisch, was für den Sport Hockey gut ist, für die Zuschauer auf der nicht überdachten Tribüne allerdings weniger.

Gegen die im Raum verteidigenden Hamburger übernahm der Titelverteidiger von Anfang an die Initiative und versuchte mit vielen Schlenzern die Defensive zu überspielen. Das gelang auch bis zum Kreis sehr gut, doch dort führte die Dauerpräsenz von Köln zunächst lediglich zu zwei kleineren Chancen von Elian Mazkour und Christopher Rühr. Polo seinerseits hatte allerdings keine Torchance im ersten Spielabschnitt. Im zweiten Viertel war Köln offensiv weniger gefährlich und Paul Smith hatte plötzlich die beste Chance der ersten Halbzeit, als er alleine vor Kölns belgischem Olympiasieger Vincent Vanasch auftauchte, der allerdings das 1vs1 Duell mit dem deutschen Nationalspieler für sich entschied. Da die KTHC Herren aber nicht mehr entscheidend vor das Tor von Polotorhüter Niklas Garst kamen, gingen beide Teams mit einem 0:0 in die Halbzeitpause. ,,Alleine im ersten Viertel kommen wir sieben, acht Mal in den Hamburger Schusskreis und sind so dominant. Natürlich ist es aber weniger gut, dass wir in der ersten Halbzeit keine Ecke oder große Chancen hatten„, bilanzierte Pasha Gademan die erste Hälfte nach dem Spiel.

Im dritten Viertel übernahm der Favorit aus der Domstadt dann aber, ähnlich wie im ersten Viertel, das Spiel, nur diesmal erspielten sie aus der Überlegenheit Chancen und Ecken in Hülle und Fülle. In der 35. Spielminute tauchte KTHC Topscorer Christopher Rühr, nach klasse Zuspiel von Nationalmannschaftskapitän Mats Grambusch, alleine vor Garst auf, der aber dieses Duell für sich entschied. In der gleichen Minute hielt Garst erneut gegen Rühr, ebenso keine Minute später, als sich Mats Grambusch gut bis zur Torlinie durchsetzte, aber ebenfalls keinen Weg vorbei am Polo Keeper fand. Kurios wurde es ab der 39. Minute in der Johannes Große die erste Strafecke für seinen KTHC herausholte. Es sollten sechs Wiederholungen folgen, die allerdings allesamt stark geblockt oder pariert wurden und letztendlich auch keinen Weg ins Hamburger Tor fanden. Unschön wurde es in der 42. Minute, als der Ball nach einem Kölner Freischlag HPC Abwehrchef und Kapitän Matthias Müller unglücklich im unteren Bauch-/Rippenbereich traf und dieser minutenlang behandelt werden musste.

Glücklicherweise, und auch durch tatkräftige Mithilfe der medizinischen Abteilung von Rot-Weiss, konnte Müller im Schlussviertel bereits wieder mitwirken. Vorher hatte Sekunden vor der Viertelpause aber noch der Ausgleichschütze des Vortages, Kai Aichinger, die Chance auf die Kölner Führung, scheiterte aber erneut am sehr starken Niklas Garst. Dieser parierte auch die folgende Strafecke von Tom Grambusch sowie den Nachschuss von Johannes Große. ,,Das ist natürlich nervig. Wenn du das Tor nicht schießt und es so lange unentschieden steht, wird es auch irgendwann schwer. Da mussten wir geduldig bleiben und ich denke, dass wir das auch gut gemacht haben“, beschrieb Pasha Gademan seine Gefühle über den Chancen- und Eckenreigen, der im dritten Viertel nicht den ersehnten Torerfolg für sein Team brachte.

Beinahe wäre es noch schwieriger geworden, denn Sekunden nach Anpfiff des Schlussviertels kam Paul Smith im Kölner Schusskreis, erneut fast aus dem Nichts, zu einer guten Chance für Polo, verzog aber recht deutlich links. Ab der 53. Spielminute sollte sich das Spiel entscheiden und es sah dabei zunächst überhaupt nicht gut für die Domstädter aus. Zunächst kassierte Johannes Große eine aus Mats Grambusch‚ Sicht sehr harte gelbe Karte (=fünf Minuten Strafe) und anschließend bekam Polo in der 54. Minute auch noch seine dritten Strafecke des Spiels. Diese wurde mit dem Fuß geblockt und es kam zur Wiederholung. Diesmal erahnte Kölns Mittelfeldmotor Timur Oruz, dass eine 90° Drehung gespielt werden sollte und fing in dieser Bewegung von Kane Russell nicht nur den Ball ab, sondern spielte ihn direkt zu Mats Grambusch. Dieser hatte nun zusammen mit Fabio Seitz, Thies Prinz und Florian Adrians in einem vier auf zwei Konter den gesamten Platz vor sich und suchte sich nach seinem 50m Lauf Adrians als Anspielpartner vorm Schusskreis aus. Adrians legte sich den Ball zurecht, ließ Garst mit der argentinischen Rückhand keine Chance ließ und erzielte innumerischer Unterzahl das umjubelte 1:0 für Rot-Weiss Köln.Oruz sah die spielentscheidende Sequenz folgenderweise:,, Ich hatte vorher so ein Gefühl, dass sie das so spielen werden, manchmal sieht man das einfach. Ich hatte extra Tempo herausgenommen und kam gut an den Ball, diesen dann so zu einem Konter zu geben ist natürlich perfekt, gerade zu dem Zeitpunkt. Das war der absolute Gamechanger. Torschütze Adrians nahm die Szene mit Humor:,, Wenn die anderen nicht wollen, muss ich halt herhalten. Das haben wir in der Situation mit Mats Übersicht über die rechte Seite  ideal gespielt.“ Dieser war sich nach der gelben Karte für Große alles andere als siegessicher und gab sich nach dem Spiel erleichtert: ,,Ehrlicherweise war ich da schon kurz nervös und hatte eher geliebäugelt, dass wir die fünf Minuten ohne Gegentor rumbekommen und dann schauen, was in den beiden Schlussminuten noch möglich ist. Dass wir natürlich dann so eine unfassbare 1.Welle haben und Flo Adrians, wie 2017 beim EHL Sieg, das Tor macht, ist wie gemalt. Die Gefühle danach sind einfach unglaublich, zu null spielen ist immer geil.“ Und damit ist auch klar, dass der Torjubel vor dem roten Fanblock und zur Eckfahne gleichbedeutend mit dem Siegesjubel war, denn die zahlreichen KTHC Fans, u.a. große Teile der letzte Woche unglücklich ausgeschiedenen 1. Damen, konnten wenige Minuten später den zehnten Meistertitel für die 1.Herren bejubeln. Auch das Herausnehmen des Torhüters brachte dem HPC nicht mehr, als zwei vermeintliche Strafecken, die aber jeweils nach Videobeweis zurückgenommen wurden.

Und so gewann Köln am Ende knapp, aber hochverdient gegen den stark verteidigenden Hamburger Polo Club und konnte 50 Jahren nach dem ersten Feldtitel ,,La Decima“, Titel Nummer zehn, bejubeln.
,,Das ist geil, zum zweiten Mal beim KTHC, zum ersten Mal als Cheftrainer, aber es geht hier nicht um mich. Die Jungs haben so eine starke Saison und das gilt auch für heute. Wir verteidigen einfach so stark, haben in den kompletten Playoffs nur drei Gegentore bekommen“, beschrieb ein überglücklicher Pasha Gademan seine Gefühle nach seiner DM Titelpremiereals KTHC Cheftrainer. Gleichzeitig vergaß er aber seinen Vorgänger André Henning nicht, der das Team bis nach dem elften Saisonspiel auf dem Feld als Hauptverantwortlicher trainiert hatte: ,, Natürlich gehört ein Teil dieses Titels auch André. Ich habe eineinhalb Jahre mit ihm gearbeitet, er sechseinhalb mit dem ganzen Team. Er hat natürlich einen großen Anteil am Erfolg dieser Mannschaft. Aber nach ihm musste es auch weiter gehen, und es geht weiter!“ Mats Grambusch sah vor allem zwischen den Ohren den Schlüssel zum zweiten Rot-Weiss Meistertitel in Folge:,, Wir haben über die ganze Saison eine Mentalität aufgebaut, die uns dahin führt, was wir heute gezeigt haben: Am Ende stark und die bessere Mannschaft zu sein, die den Sack dann zumacht. Das ist eine Qualität, die wir wieder bewiesen haben. Wir sind an beiden Tagen bei Unentschieden oder sogar in Rückstand nie ungeduldig geworden.“ Für den Schützen des goldenen Tores, Florian Adrians, war die Defensive der entscheidende Faktor an diesem Final Four Wochenende in Bonn:,, Die Defensive ist bereits die ganze Saison unsere große Stärke. Wer in zwei Spielen im Halbfinale und Finale nur ein Gegentor bekommt, der kann sich sicher sein, dass die Defensive steht. Dann reicht auch mal ein Adrians vorne (Anm. d. Autors: lacht dabei).“

Mit dem zehnten Meistertitel auf dem Feld fehlen Rot-Weiss Köln „nur“ noch acht Titel auf Rekordmeister Uhlenhorst Mülheim, aber gerade die Titel in und der erste nach der Pandemie, sind für  Kölns Geschäftsführer Robert Haake etwas ,,ganz besonderes“, vor allem genau 50  Jahre nach dem ersten Meistertitel.

Den dritten Platz, und damit das letzte Ticket für die EHL 2022/2023, sicherte sich im erstmals ausgespielten Spiel um Platz drei der Harvestehuder THC, der den Mannheimer HC mit 4:2 besiegte und mit Tobias Hauke dazu den MVP des Final Four stellte.

Bei den Damen ging der Titel erneut, und zum insgesamt zweiten Mal an den Niederrhein zum Düsseldorfer HC, die das Finale gegen den Mannheimer HC mit 4:2 nach Shoot-Out gewannen und folgerichtig nach dem zweiten Sieg des Wochenendes in der ultimativen Entscheidung mit Torhüterin Nathalie Kubalski den MVP bei den Damen stellten. Dazu hatte Nationaltorhüterin Kubalski im Halbfinale unzählige Strafecken gegen den Club an der Alster pariert.

Insgesamt sahen die an beiden Tagen jeweils über 2000 Zuschauer in Bonn ein sportlich starkes und sehr gut organisiertes Finale Four, bei dem das Wetter leider nicht immer ganz mitspielte.

Tor:
1:0 Florian Adrians (54., 4.Saisontor)

Schiedsrichter: O. Ingwersen, B. Göntgen

Hier noch einmal das Spiel zum Genießen: https://www.sportschau.de/hockey/video-finale-der-maenner-hamburger-polo-club-gegen-rot-weiss-koeln-das-komplette-spiel-sp-100.html

 

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