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DIE DANAS VERPASSEN DAS HALBFINALE

TOKIO.  Es wird nichts mit der erhofften Medaille für das deutschen Damenteam. Im Viertelfinale gegen Argentinien bekam die Reckinger-Mannschaft nie so richtig den Zugriff aufs Spiel. Argentinien hingegen rief seine mit Abstand beste Turnierleistung ab, war griffiger, aggressiver und traf zum psychologisch richtigen Zeitpunkt direkt vor der Halbzeitpause per Doppelschlag zum 0:2. Das DHB-Team zwar in der zweiten Hälfte mit mehr eigenen Aktionen, aber letztlich waren die Südamerikanerinnen mit extrem guter Defensivstruktur nie richtig in Probleme zu bringen, sondern erhöhten acht Minuten vor Ende noch auf 0:3.

Bundestrainer Xavier Reckinger: „Wir müssen jetzt erstmal unsere Enttäuschung verdauen. Ich war mit den ersten sieben, acht Minuten ganz zufrieden, dann ist Argentinien stark aufgekommen. Die schießen dann zwei Weltklasse-Tore – das ist deren Verdienst, den man einfach auch anerkennen muss! Wir merken heute, wie knallhart Leistungssport ist. Die Mädels haben so unglaublich viel investiert, mit den ganzen Reisen, der Verschiebung von Olympia durch Corona, den Auswirkungen auf ihre Ausbildungen – ich hätte ihnen einfach viel mehr gewünscht als das! Ich bin trotz allem mega stolz auf diese Truppe!“

Cécile Pieper: „Es ist schwer, Worte zu finden, wir sind so traurig. Aber es war irgendwie heute der Wurm drin. Viele Bälle sind uns versprungen. Es hat vieles einfach nicht geklappt. Ich bin dennoch sehr stolz auf die Mädels, weil alle trotzdem bis zum Ende gekämpft und sich reingeworfen haben. Aber man muss auch anerkennen, dass Argentinien es heute richtig gut gemacht hat, sie bekommen auch viele Pfiffe – insgesamt ist es ein krasser Albtraum für uns. Wir wollten mit viel kühlerem Kopf spielen, waren zum Teil aber auch zu unclever heute.“

DHB-Sportdirektor Dr. Christoph Menke-Salz: „Es ist schwer, das so kurz nach dem Spiel zu analysieren. Aber wir haben das Selbstvertrauen, welches wir normaler Weise aus einer so guten Vorrunde mitnehmen könnten, nicht in diese Partie bekommen. Wir haben nicht unser Spiel aufziehen können, sondern Argentinien hat das Match in der Offensive und der Defensive bestimmt. Das müssen wir an dieser Stelle akzeptieren und mit etwas Abstand aufarbeiten, wie es dazu gekommen ist. Über einen fünften Platz sind wir natürlich nicht glücklich, weil wir hierhergereist sind, um etwas Greifbares mitzunehmen.“

In der Anfangsphase bereits drückten die Argentinierinnen stark, aber fanden noch keine Lücke am Kreis. Die erste Torchance aber hatten die Danas in der 4. Minute, als Charlotte Stapenhorst sich bis zum Tor durchdribbelte und aus kurzer Distanz an Belen Succi scheiterte. Dann auch auf der anderen Seite eine Schlenz-Chance für Maria Granatto aus kurzer Distanz, die Julia Sonntag brillant parierte (7.). Jette Fleschütz hörte dann einen Pfiff von Delforge nicht – es gab die erste Ecke für Weiterspielen, doch Granitzki lief diese stark ab. Im Konter bekam Anne Schröder ihren Ball noch an den Fuß, als sie schon vorbei war an ihrer Gegenspielerin. In der 11. Minute die zweite argentinische Ecke und nach Videobeweis die nächste, die Sonntag aber stark parierte. Im Gegenangriff dann die erste Ecke (13.) fürs DHB-Team, die Nike Lorenz aber abrutschte, so dass die Kugel gar nicht aufs Tor kam.

Es ging weiter mit argentinischem Druck. Wortmann bekam dann einen Ball einer Argentinierin direkt ins Gesicht und sah von Hudson Grün, weil sie sich beschwerte. In Unterzahl große Gefahr, als der Ball vor Tor durchrutschte und Albertarrio nur den Pfosten traf (19.). Es brannte jetzt stärker. Delfina Merino setzte eine Kugel allein vor Sonntag links neben das Tor (20.). Dann musste Gorzelany wegen Weiterspielens nach einem Pfiff auf die Strafbank, doch auch in Unterzahl kam mehr Druck von den Las Leonas. Zimmermann sah auch noch Grün vor der Pause und die Unterzahl wurde sofort bestraft, als eine harte Flanke von links in den Kreis kam, wo Agustina Albertarrio hinter Hanna Granitzki am langen Pfosten einblockte. Und dann sogar Doppelschlag, als Granitzki eine Ecke verursachte und Maria Granatto den Schlenzer von Gorzelany unhaltbar einstach. Die Deutschen kamen vor der Pause noch zu ihrer zweiten Ecke, die aber erneut in der Ausführung misslang. Ärgerlich, dass ein Nachschuss von Kira Horn, den Charlotte Stapenhorst am langen Pfosten einblockte, als gefährlich rausgepfiffen wurde. Sehr unglücklich, dass man nach dem überstandenen langen Dauerdruck durch unnötige individuelle Fehler kurz vor der Pause diesen Doppelschlag kassierte. Die Deutschen gingen nach der Halbzeit sofort in den Angriffsmodus über. Stapenhorst kam gut in den Kreis, aber nicht zum Abschluss. Raposo sah dann früh Grün wegen Ball Wegspielens. Und Trinchinetti sah dann sogar Gelb, weil sie gegen Oruz nach einem Zweikampf nachschlug. Doch dann kassierte auch Granitzki wegen erneuten Ball Wegspielens Gelb und eine Ecke gegen. Die wurde gut abgewehrt, aber die Überzahl dadurch nicht mehr vorhanden.

In den Offensivaktionen in dieser Phase aber noch zu viel Hektik, um mal Kontrolle auf das Spiel zu bekommen. Ein Foul gegen Pia Maertens wurde mit der dritten Ecke fürs DHB-Team bestraft (37.), doch der Schlenzer von Lorenz aufs obere linke Eck wurde von Succi souverän entschärft. Die DHB-Auswahl jetzt besser im Spiel, hatte zwei, drei gute Kreiseintritte, bei denen man etwas Pech in der Ballmitnahme hatte. Bei einem Pass vors Tor konnten sie nicht abschließen.

Es blieb noch eine Viertelstunde, um die zwei Treffer aufzuholen. Ein Fehler von Oruz am eigenen Kreis brachte das argentinische Team wieder in Torschussposition, aber ein deutscher Schläger lenkte den Ball noch ans Außenbord. Merino sah dann Grün, das DHB-Team wieder in Überzahl, aber weiter nicht mit guten Aktionen am und im Kreis. Im Konter verhindert Huse stark den dritten Gegentreffer, aber durch ihren Block geriet die Kugel zu hoch und es gab Ecke. Die versenkt Valentina Raposo per platziertem Schlag ans Torbrett dann doch zum 0:3 (52.). Es gab dann zwei Chancen direkt vor Succi für Cecile Pieper und Stapenhorst, aber Succi war nicht zu überwinden. Pieper verpasste eine Flanke von Stapenhorst mit der Stecherchance. Altenburg auch nochmal mit einem Stecher, der aber hoch und weit vorbeiging (60.). Und dann holte Succi auch noch einen Flachschuss von Schröder aus dem unteren rechten Torwinkel. Die Schlussoffensive kam aber auch deutlich zu spät, um noch etwas auszurichten.

Tore:


0:1 Agustina Albertarrio (27.)
0:2 Maria Granatto (29.)
——


0:3 Valentina Raposo (KE, 52.)

Strafecken:
GER 3 (kein Tor) / ARG 6 (2 Tore)

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