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VfL VERPASST DIE SENSATION GEGEN REKORDMEISTER KIEL

Archiv-Foto: Ellidi Vidarsson - (c) VfL Gummersbach

GUMMERSBACH. Am 25. Spieltag der laufenden Saison in der LIQUI MOLY HBL hat der VfL Gummersbach in der seit Wochen mit 4.132 Zuschauern restlos ausverkauften SCHWALBE arena eine erneute Überraschung verpasst. Gegen den Rekordmeister THW Kiel mussten sich die Oberbergischen nach 60 Minuten mit 26:30 (10:12) geschlagen geben. In einer verrückten ersten Halbzeit spielte sich die Mannschaft von Cheftrainer Gudjon Valur Sigurdsson in der euphorisierten SCHWALBE arena zu Beginn regelrecht in einen Rausch, ehe der THW eiskalt zurückschlug und die Partie drehte, während der VfL selbst über zehn Minuten ohne eigenen Torerfolg blieb. Auch in Durchgang zwei blieben die Oberbergischen – angeführt von einem bärenstarken Tibor Ivanišević – bis zur Minute 45 auf Kurs Punkteteilung, zogen schlussendlich gegen jedoch nach zwei Hinausstellungen gegen die Routiniers aus Kiel den Kürzeren.

Zu Beginn der Partie standen die Torhüter im Fokus, denn Kiels Keeper Niklas Landin parierte zunächst einen Strafwurf von Julian Köster (1. Minute), ehe Ivanišević zwischen den Gummersbacher Pfosten den ersten Angriff des THW entschärfte (2. Minute). Ein erneuter Abschluss von Köster fand seinen Meister in Landin, ehe Tom Kiesler in Minute drei für den Ballgewinn und das 1:0 der Hausherren sorgte. Insbesondere die Abwehr um den Youngster präsentierte sich hochmotiviert und aufmerksam. Auch Ivanišević tat sein Übriges dazu und entschärfte in der achten und elften Minute zwei Siebenmeter, ehe Ellidi Vidarsson im Gegenangriff für den VfL auf 5:2 erhöhte (13. Minute). Der Bundesligaaufsteiger blieb die aggressivere Mannschaft auf der Platte und verteidigte seine Führung mit vollem Einsatz und Leidenschaft sowie einem überragenden Torwart Ivanišević. Der Serbe leitete mit seiner Parade auch das 7:3 durch Lukas Blohme ein (16. Minute), der zwei Minuten später gar auf 8:3 und somit fünf Treffer Vorsprung erhöhte.

In der Folge rehabilitierten sich die Kieler, während bei den Gastgebern ein wenig Pech im Abschluss dazukam. So schmolz der Vorsprung bis zur 24. Minute auf ein Tor (8:7), als Ivanišević mit seinem dritten gehaltenen Siebenmeter zunächst den Ausgleich verhinderte. Da jedoch in der Offensive plötzlich gar nichts mehr bei der Truppe von Sigurdsson zusammenlief, gelang den Gästen dennoch ein 6:0-Lauf, der in den ersten Rückstand der Gummersbacher resultierte (8:9, 25. Minute). Einzig Ivanišević hielt sein Team nun im Spiel und entschärfte einen weiteren Gegenstoß (27. Minute), ehe der THW seine Treffer sieben und acht in Folge traf (8:11, 30. Minute). In einer wilden letzten Minute trafen schließlich auch noch Ole Pregler nach zwölf torlosen Minuten aufseiten der Oberbergischen sowie der Kieler Sander Sagosen und Gummersbachs Štěpán Zeman zum 10:12-Halbzeitstand.

Die Pause tat den Blau-Weißen sichtlich gut, denn in ersten Minuten nach Wiederbeginn stand die Abwehr erneut stabiler und im Angriff kehrte die Sicherheit im Abschluss zurück. So glich der VfL in der 36. Minute zum 13:13 aus und bemühte sich vor allem in der Offensive die Ruhe zu bewahren. In einer ausgeglichenen Phase taten sich die Gäste spielerisch insgesamt mit leichten Vorteilen hervor, denen sich die Gummersbacher wiederum mit einer hohen Einsatzbereitschaft entgegensetzten, so dass in Minute 45 ein 19:19-Gleichstand zubuche stand. Die in derselben Minute folgende rote Karte von Vidarsson durch seine dritte Zwei-Minuten-Strafe und die damit einhergehende doppelte Unterzahl der Oberbergischen zog jedoch drei Kieler Treffer in Serie nach sich (19:22, 47. Minute). Nur eine Minute später wurde es noch schwerer für den VfL, als auch Miro Schluroff die dritte Zeitstrafe und damit die rote Karte kassierte.

Die Gummersbacher hielten die Moral weiterhin hoch und trotzten den Rückschlägen, doch die Kieler erwiesen sich nun eiskalt im Abschluss und brachten den Aufsteiger erstmals mit fünf Toren ins Hintertreffen (22:27, 53. Minute). Ein letztes Mal setzte der VfL alle Kräfte frei und verkürzte auf 24:27, bevor sich Ivanišević erneut als Siebenmeterkiller bewies (55. Minute). Schlussendlich konnten sich die Blau-Weißen jedoch nicht für ihr Aufbäumen mit Zählbarem belohnen und verließen beim Endstand von 26:30 unter dem Applaus der Zuschauer das Spielfeld.

Sein nächstes Pflichtspiel bestreitet der VfL Gummersbach am Ostersonntag, den 9. April, bei den Rhein-Neckar Löwen. Die Partie wird zur gewohnten Zeit ab 16:05 Uhr ausgetragen.

Trainerstimmen:

Gudjon Valur Sigurdsson (VfL Gummersbach): Glückwunsch zum Sieg. Es ist schwer jetzt hier zu sitzen. Ich bin unglaublich stolz auf meine Mannschaft, was wir geleistet haben und wie wir gedeckt haben. Das hat unser Niveau noch einmal übertroffen, weil es einfach Kiel war. Am Anfang war Tibor überragend, da hat er alles, was durchgekommen ist, gehalten. Man muss aber auch realistisch sein und sehen, dass Kiel mehr verwirft als sonst. Am Ende der ersten Hälfte war es schwer für uns, wenn die Kräfte nachlassen und wir nicht mehr mit voller Intensität in die Zweikämpfe gehen. Dann ist der THW eine Nummer zu groß. Selbst, wenn wir uns dann mal freigespielt haben, steht auch dort ein überragender Torhüter. Wir haben uns dann schwergetan und in die Pause gerettet. Die Intensität blieb hoch und egal, wer reingekommen ist, hat alles gegeben, auch ein Finn Schroven, der das am Anfang der zweiten Halbzeit super macht und das gegen so eine Mannschaft wie den THW Kiel. Leider hatten wir eine Phase mit unnötigen Zeitstrafen und verlieren Edi und Miro, da hatten wir nur noch wenige Alternativen. Trotzdem bin ich stolz, denn die Jungs machen riesige Schritte. Was sie gegen Leipzig und auch heute geleistet haben, ist nicht selbstverständlich. Ich möchte mich auch herzlich bei den Fans bedanken. Bejubelt zu werden, wenn man einen 0:8-Lauf hat und mit vier Toren verliert, ist schon riesig und das haben sich die Jungs auch verdient. Schlussendlich hat aber auch der THW verdient gewonnen.

Filip Jicha (THW Kiel): Als erstes muss ich meiner Mannschaft ein Lob aussprechen. Als wir den Spielplan gesehen haben, wussten wir, dass dieses Spiel schwierig sein würde. Ich habe sehr detailliert die Leistung des VfL beobachtet, gerade in den letzten Spielen. Es war mir klar, dass der VfL so auflaufen würde mit einer starken Mentalität und einer sehr robusten und aggressiven Abwehr. Wenn man dann nicht bereit ist, bekommt man Probleme wie in den ersten Minuten, als wir beeindruckt waren. Die Würfe, die wir uns dann genommen haben, hat quasi schon traditionell der Torwart des VfL gehalten. Das hat uns nicht gerade Sicherheit gegeben, aber wir haben weitergemacht und dann einen 8:0-Lauf gestartet. Das hat uns letztlich ins Spiel gebracht. Ab dem Zeitpunkt war es ein Spitzenspiel mit der Intensität, den Emotionen und mit allem, was dazu gehört. Der VfL hat nie nachgelassen, egal mit welcher Abwehrformation. Es macht uns stolz, dass wir uns zehn Spieltage vor Schluss an die Tabellenspitze gesetzt haben. Für uns läuft jetzt ein Countdown. Als letztes möchte ich den VfL beglückwünschen. Es war unser erster Besuch nach dem Wiederaufstieg, der VfL und Goggi leisten unfassbare Arbeit und jeden Spitzenkandidaten hatten sie mindestens am Rande einer Niederlage. Gummersbach hat ein tolles Handballpublikum.

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