LEVERKUSEN. (KK) In Deutschland, so die landläufige Erzählung, werden gerne Krimis geschaut. Entweder läuft die Serie wöchentlich oder in den heutigen modernen Zeiten auch gerne am Stück – Binge Watching heißt das in neudeutsch.
Bei Fans der Handballbundesliga der Frauen ist der neueste Schrei die „Soko Werkselfen“! Die Mädels des TSV Bayer 04 Leverkusen scheinen sich auf Krimis spezialisiert zu haben, die in einem sogenannten Herzschlagfinale enden.
Am Freitag in Göppingen gewannen die Westdeutschen in der letzten Sekunde, durch einen sogenannten Buzzer Beater von Joanna Rode, mit 29:28 in Göppingen. Zwei Tage später hatte das Team von Renate Wolf eine neue Variante auf Lager.
Hatten die Werkselfen beim Auswärtserfolg in der Hohenstaufenhalle noch zwischenzeitlich mit sechs Toren im Hintertreffen gelegen, so verspielten sie beim 25:24-Heimsieg gegen die HSG Bad Wildungen fast noch einen scheinbar komfortablen Neun-Tore-Vorsprung.
„Wir haben zunächst 0:3 hinten gelegen und haben etwas gebraucht anzukommen. Das hat sich dann gelegt mit dem ersten Tor, dann rollte der Zug. Ich persönlich habe 50 Minuten guten Handball von uns gesehen“, so Bayer-Trainerin Wolf: „Wir haben uns dann gut eingestellt auf den Rückraum und die Anspiele an den Kreis.“
In der Tat musste der Großteil der 1.350 Zuschauern in der Ostermann Arena rund acht Minuten warten, ehe Joanna Rode per Siebenmeter den ersten Treffer der Gastgeberinnen markierte. Die Linksaußen spielte nach ihrem Siegtreffer von Göppingen sichtlich mit Rückenwind und avancierte mit zehn Treffern am Ende zur besten Torschützin an diesem Nachmittag.
Der von Wolf angesprochene Zug rollte tatsächlich bis Mitte der zweiten Hälfte ohne große Störungen. In der 47. Minute war es Kapitänin Anna Seidel, die vom Kreis zum 23:14 traf. Doch plötzlich schienen unplanmäßige Dinge den Fahrplan zu stören. Zeitstrafen, Lattentreffer, Abwehrumstellung der Gäste, technische Fehler – und plötzlich waren die Gäste wieder im Spiel. Tor um Tor verkürzte das Team von Tessa Bremmer.
Bis auf 25:24 kamen die Vipers heran und hatten kurz vor dem Ende in Ballbesitz sogar die Chance auf den Ausgleich. „Wir zeigen zehn bis 15 Minuten am Ende wie gut wir spielen können. Doch für mich unerklärlich, dass wir in den letzten 30 Sekunden nicht in der Lage sind, noch ein Tor zu machen. Da müssen wir einfach schlauer werden in solchen Situationen. Es war heute wieder knallhart zu sehen, ein Handballspiel gewinnt man nur, wenn man 60 Minuten kämpft und 60 Minuten präsent ist – und nicht nur die ersten zehn und die letzten zehn Minuten“, analysierte die enttäuschte Bremmer: „Das ist dann am Ende bitter, wenn man sieht, was man Ende hätte erreichen können.“
„Über die letzten zehn Minuten mag ich eigentlich gar nichts sagen. Ich schaue auf die positiven Dinge, da habe ich eine gute Mannschaftsleistung gesehen von allen Beteiligten. Darauf werden wir aufbauen, wenn wir nächste Woche den Tabellenführer Dortmund zu Gast haben“, beendete Renate Wolf ihre Analyse. Die Rückkehrerin auf die Leverkusener Trainerbank hat wohl erstmal genug Krimis gesehen…