NÜRBURGRING. Große Ereignisse werfen ihre Schatten voraus. Die VLN Langstreckenmeisterschaft Nürburgring erfindet sich in der kommenden Saison teilweise neu. Für 2020 sind diverse Neuerungen, Verbesserungen und Verfeinerungen in der Pipeline. Die Verantwortlichen der weltweit größten Breitensportserie haben nach einem gemeinsamen, konstruktiven Gedanken- und Meinungsaustausch mehrere Weiterentwicklungen und Innovationen für die Rennen auf der legendären Nordschleife bereits ausgearbeitet, beziehungsweise sind dabei noch in Überlegungen und Planungen.
Ein wichtiges Thema auf der Agenda war die Erhöhung der Kundenfreundlichkeit bei der Dokumentenabnahme und der Fahrerbesprechung, sowie bei der Technischen Abnahme. Der Workflow in diesen Veranstaltungsteilen soll teilweise neu gestaltet werden. Die Zeit, die diese Abläufe künftig für die Teams und die Fahrer in Anspruch nehmen werden, soll verringert werden. Die VLN will sich serviceorientierter und für die Teilnehmer einfacher aufstellen. Es ist auch geplant, diese Bereiche noch weiter zu digitalisieren.
Das persönliche Erscheinen bei jeder Dokumentenabnahme sowie bei jeder Fahrerbesprechung soll für die Fahrer nur noch bei der ersten jährlichen Teilnahme an einer VLN-Veranstaltung verpflichtend sein. Die Dokumentenabnahme soll zukünftig auch durch einen Offiziellen des Teams möglich sein, wenn der Fahrer bereits einmal bei seiner ersten VLN-Veranstaltung persönlich die Dokumentenabnahme absolviert hat. Zur Fahrerbesprechung werden VLN und Rennleitung sich allerdings vorbehalten müssen, jederzeit bei den VLN-Veranstaltungen eine Fahrerbesprechung mit der Pflicht zur persönlichen Teilnahme für alle Fahrer einberufen zu können.
Auch die Abläufe im Bereich der Technischen Abnahme und bei der Kontrolle der Fahrzeuge am Beginn einer VLN-Veranstaltung wird man anschauen, um darüber nachzudenken, wie man auch diesen Bereich für die Teilnehmer optimieren kann.
Die Dokumentenabnahme wird weiterhin in der Obhut der jeweiligen Veranstalter der einzelnen VLN-Rennen liegen. Wegen der Komplexität der geplanten neuen Abläufe und sich daraus ergebender Auswirkungen und sportrechtlicher Änderungen in der Organisationstruktur der VLN-Veranstaltungen, wird darüber nachgedacht, zukünftig einen permanenten Rennsekretär einzusetzen, der, zur Unterstützung der Veranstalter und der Rennleitung, bei allen Veranstaltungen auch ein immer gleicher Ansprechpartner in den administrativen Bereichen bei allen VLN-Veranstaltungen für die Teams und Teilnehmer sein soll. Hierzu sind die VLN-Verantwortlichen und die Veranstalter noch im Austausch.
Um die Sicherheit und den Schutz der Teammitglieder und der Mechaniker in der Boxengasse zu erhöhen, sollen Mindeststandzeiten bei den Boxenstopps eingeführt werden. Ohne Zeitdruck sollen die Boxenstopps zukünftig sicherer, gewissenhafter und weniger fehlerbehaftet absolviert werden können. Dies hat auch einen willkommenen Nebeneffekt zur Folge: Denn immer wieder stand der mehr oder weniger unausgesprochene Vorwurf im Raum, aufgrund ungleicher Durchflussmengen an den Tanksäulen sei es zu Wettbewerbsverzerrungen gekommen. Diese Diskussion wird mit der Einführung von noch näher zu definierenden Mindeststandzeiten bei den Boxenstopps nun ad acta gelegt. Diese Boxenzeiten sollen sich, nach den aktuellen Planungen, als eine vorgeschriebene Gesamt-Boxenzeit auf die gesamte Renndauer beziehen, und nicht abhängig sein von den gefahrenen Runden oder der Anzahl der Tankvorgänge. Ausgenommen von der Regelung bleiben, wie bisher, die SP-Pro, die SP-X, und die GT3- und die GT4-Klasse, die unverändert ihr eigenes Prozedere für die Länge der Boxenstopps behalten.
Der Wandel und Fortschritt für 2020 macht aber auch vor den jeweiligen Klassen nicht Halt. Änderungen wird es in der GT3 und GT4 geben, die TCR-Klasse soll mehr Zulauf und eine verbesserte Struktur bekommen, obendrein wird eine neue Klasse OPC eingeführt und man prüft für die Zukunft weitere aufstrebende Klassen in der VLN.
In der GT3 wird in der Am-Klasse nun pro Fahrzeug ein Silber-Fahrer zugelassen, damit sollen zukünftig auch jüngere Fahrer unter 30 Jahren, die von der FIA aufgrund des Alters automatisch mit Silber eingestuft werden, erste Erfahrungen in der Amateurkategorie mit GT3-Fahrzeugen auf der Nordschleife sammeln können.
In der Pro-Am wird demzufolge ein Gold- oder Platin-Fahrer zugelassen werden, die damit den Pro-Anteil in dieser Kategorie abdecken. In der GT4-Klasse werden nur noch Piloten am Start sein, die mit Silber oder Bronze eingestuft wurden. In der VLN soll die GT4-Klasse den Amateurpiloten vorbehalten bleiben.
Zur TCR-Klasse hat die VLN noch einige Entscheidungen zu treffen. Nachdem der Vertrag der VLN für die TCR-Klasse auf der Nordschleife zum Jahresende ausläuft, steht die VLN zur Zeit mit dem neuen Rechteinhaber der TCR-Serie für Deutschland, dem ADAC in München, in Verhandlungen, um die TCR-Klasse auch in den nächsten Jahren in der VLN Langstreckenmeisterschaft auf der Nordschleife ausschreiben zu dürfen.
Um die TCR-Klasse für Amateure attraktiver zu machen, plant die VLN die Wertungskategorien Am und Pro einzuführen. In der Wertungsgruppe TCR-Am dürften nur nicht kategorisierte oder Bronze-Fahrer und ein Silber-Fahrer pro Fahrzeug starten. Die übrigen Teilnehmer werden der Wertungsgruppe TCR-Pro zugeordnet. Das setzt aber voraus, das die VLN die Rechte für die TCR in der VLN Langstreckenmeisterschaft auf der Nordschleife wieder erhält.
Ab dem Jahr 2020 wird im Rahmen der VLN erneut eine eigene Klasse für Opel Astra OPC-Fahrzeuge ausgeschrieben. Anfragen an die VLN haben gezeigt, das es auf dem Markt immer noch eine ganze Reihe dieser Autos gibt, die eingesetzt werden wollen. Das technische Reglement wird an das ehemalige Cup-Reglement angeglichen. Die Fahrzeuge der OPC-Klasse werden auf ein Leistungsgewicht eingestuft, was Fahrern mit der DMSB Permit Nordschleife der Stufe B die Teilnahme ermöglicht.
Zu guter Letzt spricht die VLN eine Empfehlung aus. Der ADAC Nordrhein beabsichtigt, für das 24h-Rennen ein in die Fahrzeuge zu integrierendes Fahrer-Frühwarnsystem verpflichtend vorzuschreiben. Hier wird mit einem allgemeinen Warnhinweis ohne Flaggensignal vor einer Gefahrenstelle in einem Streckenabschnitt gewarnt, noch bevor das Fahrzeug den Streckenabschnitt passiert. Weil lediglich 50 bis 60 Fahrzeuge gleichzeitig am 24h-Rennen und dauerhaft an der VLN teilnehmen, wird die VLN daher den Einbau dieses Systems nicht vorschreiben. Die Teilnehmer können/sollen dies freiwillig machen.