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DRUCK DER ÖFFENTLICHKEIT ZWINGT ZUR ABSAGE

Stellungnahme: Verpasste Chance auf ein sportliches Ereignis auf Weltniveau im Main-Tauber-Kreis \\ DEUTSCHER FECHTER-BUND

BONN. Aufgrund des erhöhten Aufkommens des Coronavirus in Norditalien, insbesondere in der Provinz Padua, musste der dort geplante Säbel Weltcup von der FIE abgesagt werden. Im Hinblick auf die Olympischen Spiele wollte man es vermeiden, auf das Turnier vollständig zu verzichten. Am Rosenmontag trat man daher von Seiten der FIE u. a. an den Deutschen Fechter-Bund (DFB) heran, der wiederum an den Fecht-Club Tauberbischofsheim herantrat, den Weltcup auszurichten. Aufgrund der 30-jährigen Erfahrung, die der Fecht-Club Tauberbischofsheim mit der Austragung von Weltcups am Standort Tauberbischofsheim hat, entschied man sich, das Turnier kurzfristig nach Tauberbischofsheim zu holen.

Am Montag waren zum Entscheidungszeitpunkt keine Coronavirus-Fälle in Baden-Württemberg bekannt. Nach endgültiger Vergabe der FIE am Dienstagvormittag hat man von Seiten der Verantwortlichen umgehend das Gesundheitsamt informiert, um verantwortungsvoll mit dem Thema umzugehen und entsprechende Vorsichtsmaßnahmen einzuleiten.

Am Donnerstagmorgen übte das Landratsamt auf den Fecht-Club Tauberbischofsheim starken Druck aus, den Weltcup umgehend abzusagen. Hierzu wurde überdies jegliche Zusammenarbeit in Bezug auf präventive Maßnahmen verwehrt. Ernst zu nehmen waren für die Verantwortlichen vor allem auch die Ängste und Sorgen der Bevölkerung.

Der DFB distanziert sich deutlich von den formulierten Vorwürfen vom Landrat des Main-Tauber-Kreises. Von unverantwortlichem und inakzeptablem Handeln kann nicht die Rede sein. Schutzmaßnahmen wurden vorbereitet, jedoch wurde uns weder vom Gesundheitsamt noch vom Landrat die Gelegenheit geboten, hierüber sachlich aufzuklären und dann im Dialog eine Entscheidung zu treffen. Dies bedauern wir wirklich sehr. Wir hatten zu keinem Zeitpunkt ein Interesse, die Bevölkerung einer Gefahr auszusetzen. Es wäre sinnvoller gewesen, Aufklärung zu betreiben und deeskalierend zu wirken“, so der Sportdirektor des Deutschen Fechter-Bundes, Sven Ressel.

Daraufhin blieben dem Fecht-Club und dem DFB nichts anderes übrig, als den Weltcup noch am Donnerstagnachmittag schweren Herzens abzusagen.

Wir empfinden diese Absage als eine verpasste Chance“, so der Vorstand des Fecht-Clubs Tauberbischofsheim. „Wir weisen jegliche Vorwürfe der Unverantwortlichkeit deutlich zurück.“

Nach beiderseitiger Einschätzung des DFB und des Fecht-Clubs, besteht zum jetzigen Zeitpunkt kein erhöhtes Risiko für die Bevölkerung des Main-Tauber-Kreises. Der Weltcup wurde in Padua gerade deshalb abgesagt, um die Sportler durch eine Einreise in das Land vor der Ansteckung zu schützen. Die erwarteten Gäste waren zu keinem Zeitpunkt in einem der gefährdeten Gebiete in Norditalien. Fechter aus den gefährdeten asiatischen Regionen sind schon seit Wochen aufgrund des Coronavirus nicht mehr in die asiatischen Länder zurückgereist und halten sich aus Sicherheitsgründen in nicht gefährdeten europäischen Ländern auf. Bis jetzt ist überdies noch kein Infektionsfall in der Fechtwelt bekannt. Zudem stehen Leistungssportler immer grundsätzlich unter medizinischer Kontrolle. Ein Krankheitsfall würde hier viel schneller aufgedeckt.

Man ist nun gezwungen, eine Veranstaltung, die maximal eine Anzahl von 200 bis 300 Gästen erwartete hätte, abzusagen. In der Konsequenz muss dies wohl bedeuten, dass deutschlandweit Großereignisse wie Konzerte, Messen sowie Sportereignisse mit möglicher erwarteter internationaler Beteiligung abgesagt werden müssen. Jedenfalls hätten die Verantwortlichen zu jedem Zeitpunkt auch noch kurzfristig im Ernstfall reagieren können und haben zu diesem Zweck die Lage stetig beobachtet.

In Hinblick auf die Olympischen Spiele sehe man mit Sorge auf die unzähligen Absagen und Verschiebungen von Sportereignissen. Auch wenn Gesundheitsrisiken in der jetzigen Situation vorrangig sind, sollte eine angemessene Beurteilung der Sachlage unter Abwägung der Fakten nicht außer Acht bleiben. An der Absage solcher Veranstaltungen können unzählige berufliche und sportliche Karrieren hängen, sodass eine Maßnahme in jedem Fall verhältnismäßig sein sollte.

Gez. DFB Gez. Vorstand des FC TBB
Sven Ressel Klaus-Dieter Rupp

Richard Schmidt

Claudia Becker

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