… zu den redaktionellen Themen zum 24. Spieltag – dem Spieltag der Trainer. Denn gleich zwei Teams haben ihren bisherigen Headcoach freigestellt und durch einen Assistant Coach ersetzt: In Berlin übernimmt Pedro Calles für Israel Gonzalez, in Frankfurt Weltmeister Klaus Perwas für Denis Wucherer.
Derweil kehrt Ulms Ty Harrelson als Tabellenführer in sein altes Wohnzimmer nach Vechta zurück. Bei Würzburg gegen Chemnitz stehen in Sasa Filipovski und Rodrigo Pastore die beiden besten Trainer der vergangenen Saison, bei Rostock gegen Weißenfels in Przemyslaw Frasunkiewicz und Janis Gailitis zwei Trainer-Neulinge und bei Heidelberg gegen Göttingen in Danny Jansson und Mikko Riipinen zwei skandinavische Trainer an der Seitenlinie.
Vierter gegen Erster: Vechta begrüßt Ulm mit Ty Harrelson zum Spitzenspiel
Ty Harrelson kehrt mit seinem neuen Team ratiopharm ulm zum Spitzenspiel gegen seinen alten Klub erstmals zu RASTA Vechta zurück – das und die Tatsache, dass der Tabellenvierte (14-8) den Ersten (15-6) empfängt, wird im RASTA Dome für Hühnerpellen-Feeling sorgen, um einmal den ehemaligen Basketball-Kommentator Frank Buschmann zu zitieren. Ulms Headcoach Harrelson darf sich auf einen warmen Empfang in seinem ehemaligen Wohnzimmer freuen, denn RASTAs Fans dürften nicht vergessen haben, dass er vergangene Saison den kecken Aufsteiger aus Vechta auf Anhieb in die Playoffs geführt hatte. In Ulm macht er erfolgsmäßig da weiter, wo er bei RASTA aufgehört hatte, und etablierte den Meister von 2023 wieder als Spitzenteam der Liga. Vechta will seine imposante Heimbilanz von neun Siegen in elf Spielen ausbauen – und Harrelson-Nachfolger Martin Schiller sicher beweisen, dass es unter seiner Regie in Vechta genauso gut laufen kann wie unter seinem Vorgänger.
Auf dem Parkett stehen zwei Youngster im Fokus: Vechtas Johann Grünloh gegen Ulms Noa Essengue werden dafür sorgen, dass sicherlich wieder einige NBA-Scouts im RASTA Dome sein werden, um einen Blick auf zwei der talentiertesten jungen Big Men der Liga und potenzielle Erstrunden-Picks bei der NBA Draft 2025 erhaschen zu können. Der 18-jährige Franzose Essengue war beim jüngsten Sieg der Ulmer über Berlin mit 20 Punkten Topscorer, außerdem dank sieben Rebounds, einem Assist und zwei Steals effektivster Akteur der Partie. Apropos effektiv: Das ist der zweite Vorname von Grünloh, der im Montagsspiel in Göttingen in 18 Minuten Spielzeit sieben Punkte, drei Rebounds, einen Assist und vier (!) Blocks auflegte; sein persönlicher Plus-Minus-Index: +29. Übrigens trafen die beiden schon einmal auf großer Bühne aufeinander: Bei der U18-EM 2023 schnappte sich Grünloh mit der DBB-Auswahl gegen Essengues Franzosen die Bronzemedaille.
Nach der Trennung von Israel Gonzalez: Gewinnt Pedro Calles in Braunschweig auch sein Liga-Debüt für Berlin?
Im Januar dieses Jahres hatte sich ALBA BERLIN mit Pedro Calles als weiterem Assistant Coach verstärkt, nachdem dieser im Saisonverlauf bei den EWE Baskets Oldenburg entlassen worden war. Hatten einige gemunkelt, die Albatrosse könnten damit auch ihren zukünftigen Headcoach verpflichtet haben, ist genau das nun bereits eingetroffen: Calles übernimmt für Israel Gonzalez, den die Berliner freigestellt haben. Das ist nach Emir Mutapcic (Januar 2005), Luka Pavicevic (Januar 2011) und Ahmet Caki (April 2017) das vierte Mal in der 34-jährigen Klubgeschichte als ALBA BERLIN, das ein Trainer während der Saison entlassen wurde.„Angesichts der ausbleibenden sportlichen Entwicklung sind wir zu der Überzeugung gekommen, dass wir in dieser Konstellation nicht das Beste aus unseren Möglichkeiten machen und wir neue Impulse setzen müssen“, erklärte Himar Ojeda den Trainerwechsel beim Tabellenzwölften. Dabei war es für die Berliner mit drei Siegen in Serie zuletzt gut gelaufen, ehe sie sich dem aktuellen Tabellenführer Ulm nach Verlängerung geschlagen geben mussten. Doch die Berliner wollen (mindestens) in die Play-Ins, dafür sind mehr Siege nötig – schafft das Calles nach dem Euroleague-Sieg gegen Baskonia bei seinem ALBA-Debüt in der Beletage?
Sananda Fru (21 Jahre) spielte in der Jugend in Berlin für den DTV Charlottenburg und für die Berlin Tiger (NBBL), entschied sich aber 2020 für einen Wechsel nach Braunschweig. Hier ist er in dieser Saison richtig durchgestartet und inzwischen Leistungsträger im BBL-Team. Tim Schneider ist wie Fru gebürtiger Berliner, doch anders als der sechs Jahre jüngere Wahl-Braunschweiger entschied sich der 2,08 Meter große Power Forward, seine Karriere (bis jetzt) bei ALBA BERLIN zu verbringen. Ohne im Schatten dominanter Big Men zu stehen (Luke Sikma, Johannes Thiemann) und momentan verletzungsfrei zu sein, zeigt Schneider derzeit sein großes Potenzial: 8,6 Punkte und 4,4 Rebounds sammelt er in rund 21 Minuten Einsatzzeit pro Spiel. Im Vergleich dazu kommt der etwas athletischere Fru auf 11,7 Punkte und 5,2 Rebounds. Am Sonntag dürfte es auf der Vier öfter zum direkten Duell der beiden kommen.
Neustart unter Weltmeister Klaus Perwas: Frankfurt hat wenig zu verlieren, Ludwigsburg viel zu gewinnen
Während die MHP RIESEN Ludwigsburg am Mittwoch vergeblich um den Einzug ins Halbfinale des FIBA Europe Cup kämpften, absolvierten die SKYLINERS in dieser Woche ein kurzes und sicher weniger stressiges Trainingslager auf Mallorca. Nicht mehr dabei war Trainer Denis Wucherer, dessen Freistellung am vergangenen Sonntag nur auf den ersten Blick überraschte. Der Kicker beschreibt in seinem Artikel zur Trainerentlassung, wie Wucherer schon seit Längerem der Vereinsführung kritisch gegenüberstand. Anstelle des 51-Jährigen wird bis zum Saisonende Assistenztrainer Klaus Perwas das Training bei den Hessen leiten. Für den am Wochenende 54 Jahre alt gewordenen Perwas ist das keine neue Situation. Seit 2008 war er unter Gordon Herbert und den späteren Frankfurter Trainern Assistant Coach und musste schon mehrfach als Headcoach einspringen. Zwischen August und November 2016 führte er das Frankfurter Team an, als Herbert sich einer Rücken-OP unterziehen musste. Auch nach den Entlassungen von Diego Ocampo (März 2022) und Geert Hammink (März 2023) rückte Perwas jeweils nach vorne.
Trotz Trainerwechsel: Die SKYLINERS haben in den kommenden Wochen nur noch wenig zu verlieren bzw. zu gewinnen. Mit 5-15 Siegen haben sie auf dem 16. Platz bereits vier Siege Vorsprung (plus den gewonnenen Direktvergleich) vor dem designierten Absteiger Göttingen. Nach oben sind die Play-Ins genauso weit entfernt. Die MHP RIESEN haben hingegen noch sehr viel zu gewinnen bzw. verlieren. Bei 11-10 Siegen kann jeder Sieg über den Sprung in die Playoffs und jede Niederlage über das Verpassen der Play-Ins entscheiden.
Mit Liebling Kevin Yebo zum Duell der Playoff-Anwärter: Kann Chemnitz in Würzburg eine Serie starten?
Seit sieben Spielen wechseln sich bei den NINERS Chemnitz konstant Siege und Niederlagen ab, am 4. und 17. Januar hat der letztjährige Playoff-Halbfinalist zuletzt zwei aufeinanderfolgende Partien gewonnen. Kann Rückkehrer Kevin Yebo diese Inkonstanz beenden und dabei helfen, im Auswärtsspiel gegen die FIT/One Baskets Würzburg eine Erfolgsserie zu starten? Das wäre auch insofern wichtig, weil sich in den fünftplatzierten Chemnitzern (12-9) und siebtplatzierten Würzburgern (11-10) zwei Playoff-Anwärter im engen Postseason-Rennen duellieren. Dass Yebo dazu imstande sein könnte, bewies der Big Man bei seiner fulminanten Rückkehr zu den NINERS: Mit 20 Punkten – 13 davon im vierten Viertel – und acht Rebounds war Yebo ein Erfolgsgarant für den 94:90-Auswärtserfolg in Göttingen. In Würzburg blüht aktuell Zac Seljaas seit seiner Rückkehr von einer Verletzungspause auf, 23 und 26 Punkte markierte der Forward zuletzt. Nach einem 77:60-Sieg gegen Ludwigsburg, wo die Verteidigung griff, fingen sich die Würzburger beim Pokalsieger aus Weißenfels 110 Zähler ein und verloren mit 101:110.
In Chemnitz‘ Rodrigo Pastore und Würzburgs Sasa Filipovski treffen die beiden Headcoaches aufeinander, die bei der vergangenen Wahl zum Trainer des Jahres die ersten beiden Plätze belegten. Derzeit würden sowohl Titelträger Pastore als auch Filipovski mit ihrem Team die Hauptrundenplatzierung aus der vergangenen Saison aber nicht bestätigen können. Wer hat dennoch das Potential, sich zum Award-Anwärter zu coachen?
Duell zweier skandinavischer Trainer: Heidelbergs Jansson braucht gegen Göttingens Riipinen den Sieg für die Playoffs
Mit jeder weiteren Niederlage wird die Situation für die BG Göttingen brisanter, sprich: rückt der Abstieg näher. Seit 13 Spielen wartet der Tabellenletzte auf seinen zweiten Saisonerfolg. Und dennoch dürfte Headcoach Mikko Riipinen an der Seitenlinie nicht ganz unruhig werden. Denn der schwedische Trainer hat einen Vertrag bis zur Saison 2025/26 in Göttingen unterzeichnet und dürfte auch im Falle eines Abstiegs die Veilchen weiter betreuen. Wie gut es für einen Absteiger-Coach danach laufen kann, könnte Riipinen bei seinem Gegenüber Danny Jansson beobachten: Der finnische Trainer stieg in der vergangenen Saison mit den Tigers Tübingen ab, wurde im vergangenen Sommer dennoch von den MLP Academics Heidelberg verpflichtet und formte sein Team zum Saisonstart zur Überraschungsmannschaft (oder auch bei Janssons Landsmann Tuomas Iisalo, dessen Karriere nach dem Abstieg mit den Merlins so richtig Fahrt aufnahm und Iisalo den Titel in der Champions League, im EuroCup und ein Engagement als NBA-Assistenztrainer eingebracht hat).
Davon ist in der Gegenwart aber nicht mehr ganz so viel zu sehen. Zwar befinden sich die Academics mit dem sechsten Platz in einer Tabellenregion, die viele Experten der Mannschaft vor dem Saisonstart nicht zugetraut hätten, doch fünf Niederlagen aus den vergangenen sieben Partien mögen ein Realitäts-Check sein. Relativierend sei anzumerken, dass es dabei unter anderem zweimal gegen den Tabellenführer aus München ging, zuletzt setzte es bei den Bayern eine 78:87-Niederlage. Ein Sieg gegen den Tabellenletzten ist da schon Pflicht, um die gute Position im Playoff-Rennen zu halten. Die Göttinger durften innerhalb von drei Tagen zweimal im eigenen Wohnzimmer ran. Nachdem man sich gegen die NINERS Chemnitz noch auf Augenhöhe präsentiert hatte (90:94), setzte es danach gegen RASTA Vechta eine 66:86-Pleite samt Rückstand von zeitweise 38 Zählern Differenz.
Duell um die Play-Ins zwischen den Trainer-Neulingen: Setzt Pokalsieger Weißenfels den Höhenflug auch in Rostock fort?
Ab dem dritten Platz herrscht in der easyCredit BBL ein ausgesprochen enges Gedränge um die Play-Ins und die Playoff-Plätze, gerade einmal vier Siege trennen Rang drei (Braunschweig, 14-8) und 14 (Bamberg, 10-12). Mittendrin stecken die ROSTOCK SEAWOLVES (10-11 Siege, 10.) und der Pokalsieger SYNTAINICS MBC (11-10, 8.). Mittendrin in unserer Liga sind auch die einzigen beiden Trainer-Neulinge der Beletage: Weißenfels‘ Janis Gailitis feierte mit den Wölfen jüngst den Pokalsieg, Rostocks Przemyslaw Frasunkiewicz, der zuvor in seinem Heimatland Polen erfolgreich war (wie auch Gailitis in Lettland), kann sich abgesehen vom Verletzungspech der vergangenen Wochen über seine erste BBL-Saison durchaus freuen.
Wenn sich Rostock und Weißenfels begegnen, kommt es beiderseits auf prägende Figuren bei den Shooting Guards an. Rostocks Bryce Hamilton führt die teaminterne Statistik mit durchschnittlich 17,5 Punkten an und geht durchgehend als Starter in die Spiele. Das macht sein Gegenüber Michael Devoe zwar nicht (er stand bei 20 Einsätzen nur einmal in der Starting Five), doch mit 15,4 Punkten war er im bisherigen Saisonverlauf Topscorer der Wölfe. Unterstützung in der Offensive könnte von Eddy Edigin kommen. Der aus Chemnitz nachverpflichtete Center glänzte bei seinem Debüt für die Wölfe mit 18 Zählern in 15 Minuten. Auch Rostock hat einen Center nachverpflichtet, der bereits für die NINERS aufgelaufen ist und eingeschlagen hat: Malik Osborne (13,3 PPG, 7,2 RPG) ist nach sechs Einsätzen effektivster Rostocker. Es stehen also zwei interessante direkte Duelle an.
Die Play-Ins in Reichweite behalten: Bonn empfängt Bamberg zum Klassiker
Das Duell zwischen den Telekom Baskets Bonn und den Bamberg Baskets ist ein Klassiker der Liga, der erstmals 1990 stattfand (damals gewann TTL Bamberg beim Godesberger TV mit 121:98), und beide Klubs sind zumeist auch in den Playoffs vertreten. Diese Saison aber könnte es selbst mit den Play-Ins eng werden: Beide Teams haben vor dem 24. Spieltag zwölf Niederlagen, eine mehr als der Tabellenzehnte Rostock. Wenn die beiden Traditionsklubs im letzten Saisondrittel nicht im Niemandsland der Liga versanden wollen, müssen jetzt Erfolge her, um den Anschluss an die Postseason zu halten. Für Bonn wäre das wichtiger als für die Bamberger, die bereits im Pokalendspiel waren.
Auf der Eins treffen die Teamtopscorer Darius McGhee (17,1 Punkte von der Bank kommend) und Ronaldo Segu (14,4 als Starter) aufeinander, interessanter aber könnte das Duell auf der Drei werden. Dort spielt bei Bamberg Ibo Watson-Boye, der beim Bamberger 92:73-Hinspiel mit 22 Punkten (6/10 Dreier) glänzte, auf den in Bodie Hume, Sam Griesel oder Rivaldo Soares drei verschiedene Spielertypen warten könnten oder in Phlandrous Fleming Jr. zeitweilig sogar der beste Verteidiger Bonns. Denn Watson-Boye war nicht nur im Hinspiel stark, sondern auch zuletzt gegen die Bayern: Topscorer Bambergs mit 16 Zählern und dazu 26 Sekunden vor dem Ende den Siegdreier zum 69:68-Endstand genetzt.
Vorhang auf für das Nordduell: Baut Oldenburg gegen Hamburg die starke Heimbilanz aus?
In der vergangenen Saison begegneten sich die EWE Baskets Oldenburg und die Veolia Towers Hamburg in der ersten Runde der Play-Ins (die Hamburger setzten sich mit 93:81 durch). Beim Blick auf den aktuellen Stand der Dinge in der easyCredit BBL könnte es durchaus zu einer Wiederholung der jüngeren Geschichte kommen, denn sowohl Oldenburg (10-11 Siege, Tabellen-13.) als auch Hamburg (10-11, 11.) liegen in Lauerstellung, was die Plätze angeht, die zur Saisonverlängerung berechtigen. Die Ausgangslage zeigt aber auch: Patzer können teuer werden!
Die EWE Baskets setzten sich am vergangenen Wochenende gegen die Basketball Löwen Braunschweig mit 102:90 durch und schafften es dabei, den Ausfall ihrer beiden Point Guards Geno Crandall und Eli Brooks zu kompensieren. Damit gelang ihnen im zehnten Heimspiel der neunte Sieg. Die Veolia Towers Hamburg wiederum benötigten einen spektakulären Gamewinner von Brae Ivey, um sich gegen die ROSTOCK SEAWOLVES mit 78:77 einen wichtigen Erfolg zu schnappen. Damit verdiente sich Ivey den Titel des Spieltag-MVPs. Frisches Selbstbewusstsein dürfte beiderseits eine gute Grundlage für einen packenden Schlagabtausch sein.