FRANKFURT. Knapp einen Monat vor den Olympischen Spielen in Paris hat Bundestrainer Michal Winiarski seinen Kader benannt. Der Deutsche Volleyball-Verband wird die zwölf Spieler plus einen Ersatzspieler nun dem DOSB zur Nominierung vorschlagen.
Winiarski setzt bei seiner Auswahl auf zwei Zuspieler, einen Diagonalangreifer, fünf Außenangreifer, drei Mittelblocker und einen Libero. Zudem ist Jan Zimmermann als Ersatzspieler dabei, der während der Spiele aus medizinischen Gründen einen der zwölf Spieler ersetzen kann. Die endgültige Nominierung der Mitglieder der deutschen Olympiamannschaft erfolgt durch den Vorstand des DOSB und stützt sich dabei auf den Nominierungsvorschlag des DVV.
Angeführt wird die deutsche Nationalmannschaft in Paris von Kapitän Lukas Kampa. Neben dem 37-jährigen Zuspieler sind mit Georg Grozer (39, Diagonalangriff) und Christian Fromm (33, Außenangriff) zwei weitere sehr erfahrende Spieler im Team. Zusammen kommen die drei auf mehr als 700 Länderspiele. Kampa und Grozer sind auch die einzigen im Kader, die bereits bei Olympischen Spielen aufgeschlagen haben: 2012 in London, beim letzten Auftritt der DVV-Männer bei Olympia, wurde Deutschland Fünfter.
Mit Julian Zenger (26, Libero), Tobias Krick (25, Mittelblock), Moritz Reichert (29, Außenangriff), Ruben Schott (29, Außenangriff) sowie Ersatzspieler Jan Zimmermann (31) sind weitere Spieler dabei, die bereits seit Jahren das DVV-Dress tragen. Und auch Anton Brehme (24, Mittelblock), Johannes Tille (27, Zuspieler), Moritz Karlitzek (27, Außenangriff) und Lukas Maase (25, Mittelblock) kommen jeweils auf mehr als 50 Einsätze für Deutschland. Lediglich Tobias Brand (25, Außenangriff), der als einziger nicht bei der sensationellen Olympia-Qualifikation im Oktober in Brasilien dabei war, hat diese Marke noch nicht geknackt.
Erik Röhrs verpasst die Olympischen Spiele unterdessen aufgrund einer Verletzung. Der 23-Jährige leidet an einem seltenen arteriellen Thoraic Outlet Syndrom (TOS), wobei die Engstelle zwischen Schlüsselbein und der ersten Rippe immer wieder völlig zusammengedrückt wird, und der Blutfluss verhindert wird. Als Folge davon kämpfte Röhrs mit massiven Durchblutungsstörungen und musste sich kürzlich einer Operation unterziehen, die gut verlaufen ist.
Und auch für Lenny Graven, Florian Krage und Filip John, die zuletzt mit dem deutschen Team in der VNL spielten, ist der Olympia-Traum zunächst geplatzt. Die drei sind aber weiterhin im Training mit dabei, um die Mannschaft in der Vorbereitung bestmöglich zu unterstützen. Sollte es zudem zu einer Verletzung kommen, können bis zum 25. Juli noch Spieler von der 21er-Longlist nachnominiert werden.
Stimmen zum Kader
Michal Winiarski, Bundestrainer DVV-Männer: „Wir haben die VNL als Vorbereitung auf die Olympischen Spiele genutzt. Alle haben gespielt und jeder hatte die Möglichkeit, zu zeigen, wie wichtig er für das Team ist. Diejenigen, die jetzt dabei sind, haben genau das bewiesen und sind im Moment die besten Spieler für unsere Nationalmannschaft. Wir gehen mit nur einem Diagonalangreifer, Georg Grozer, ins Turnier, aber dafür mit fünf Außenangreifern, wobei Moritz Karlitzek auch Diagonal spielen kann. Bei der Olympia-Qualifikation war Erik Röhrs noch der zweite Diagonalangreifer, der auch Außen gespielt hat. Leider fällt er durch seine Verletzung und Operation aus, was sehr schade ist, weil er sehr großes Potenzial hat und letztes Jahr gezeigt hat, wie wichtig er für das Team ist. Wir haben mit Georg einen überragenden Diagonalangreifer, aber ich spiele auch gerne mit drei Außenangreifern, denn das Team ist gerade sehr ausgewogen und dann spielen wir einen anderen Stil.“
Christian Dünnes, Chef-Bundestrainer Volleyball: „Wir haben auf allen Positionen einen sehr gut besetzten Kader. Wir haben viele Spieler mit Erfahrung, aber auch einige Neue – es ist ein schöner Mix aus älteren und jüngeren Spielern. Hervorzuheben ist natürlich Georg Grozer, der dieses Jahr 40 Jahre wird, aber immer noch Weltklasse ist. Auch seine Persönlichkeit ist ein wichtiger Faktor – er ist ein Anker, an dem sich alle auf dem Spiel festhalten und orientieren. Wenn er auf dem Feld steht, spielen alle besser. Mit ihm und Lukas haben wir zudem eine Achse, die schon ewig zusammen spielt. Aber auch einige andere haben bei der Quali gezeigt, dass wir mit ihnen gegen Brasilien und Italien gewinnen können. Auf der Mitte waren Krick und Brehme nach der Quali eigentlich gesetzt, aber Lukas Maase hat in der VNL überzeugt. Moritz Karlitzek hat bei der VNL einmal mehr seine universellen Fähigkeiten unter Beweis gestellt und das auf Diagonal sehr gut gemacht. Über Außen haben wir vor allem defensiv starke Spieler. Schott und Reichert waren letztes Jahr fundamental für die Qualifikation. Tobi Brand, der bei der Quali nicht dabei war, ist jetzt eingeschlagen wie eine Bombe. Er hat eine sehr gute Saison in Polen gespielt und sich jetzt in der VNL sehr deutlich in die Mannschaft gespielt.“
Die Statistik
Im Schnitt haben die deutschen Spieler 128,6 Länderspiele, Kapitän Lukas Kampa hat mit 233 die meisten, Tobias Brand mit 38 die wenigsten. Der jüngste im Team ist Anton Brehme (24), Georg Grozer feiert im November seinen 40. Geburtstag. Das Durchschnittsalter der Deutschen beträgt 29 Jahre.
Die Olympia-Vorbereitung
Die Olympia-Einkleidung am 3. Juli ist für die DVV-Männer der Auftakt in die finale Olympia-Vorbereitung. Anschließend bereiten sie sich zunächst in Kienbaum auf das Saisonhighlight vor. Vom 12. Bis 14. Juli spielen sie ein Turnier in Polen. Den letzten Feinschliff holt sich das Team von Michal Winiarski beim Lehrgang in Metz (Frankreich) mit zwei Länderspielen gegen Brasilien am 19. Juli in Metz sowie am 21. Juli in Saarbrücken.
Das Olympische Volleyball-Turnier
Zwölf Teams pro Geschlecht kämpfen vom 27. Juli bis 11. August um den Olympiasieg. Die Gruppenphase wird mit drei Gruppen a vier Teams gespielt (jeder gegen jeden). Die Gruppenersten und -zweiten sowie die zwei besten Gruppendritten ziehen direkt ins Viertelfinale ein. Deutschland trifft in Gruppe C auf Japan, die USA und Argentinien.
12+1er-Kader Olympische Spiele Paris 2024
Nr. | Name | Position | Verein | Länderspiele |
1 | Christian Fromm | Außenangriff | Rapid Bucuresti (ROU) | 229 |
5 | Moritz Reichert | Außenangriff | BR Volleys | 144 |
6 | Johannes Tille | Zuspiel | BR Volleys | 59 |
9 | Georg Grozer | Diagonalangriff | Arkas Spor (TUR) | 200 |
10 | Julian Zenger | Libero | Pallavolo Padova (ITA) | 135 |
11 | Lukas Kampa | Zuspiel | Trefl Gdansk (POL) | 233 |
12 | Anton Brehme | Mittelblock | Jastrzebski Wegiel (POL) | 69 |
13 | Ruben Schott | Außenangriff | BR Volleys | 155 |
14 | Moritz Karlitzek | Außenangriff | Indykpol AZS Olsztyn (POL) | 53 |
21 | Tobias Krick | Mittelblock | BR Volleys | 129 |
22 | Tobias Brand | Außenangriff | Projekt Warszawa (POL) | 38 |
25 | Lukas Maase | Mittelblock | Chaumont Volley-Ball 52 (FRA) | 52 |
17 | Jan Zimmermann | Zuspiel | Gioiella Prisma Taranto (ITA) | 176 |
Staff Olympische Spiele Paris 2024
Bundestrainer | Michal Winiarski |
Co-Trainer | Thomas Ranner |
Co-Trainer | Dominik Posmyk |
Athletiktrainer | Andrzej Zahorski |
Scout | Robert Kazmierczak |
Physiotherapeut | Oliver Klenk |
Arzt | Dr. Kai Dragowsky |
Teammanager | Hannes Willmer |
Mannschaftsleiter | Christian Dünnes |