PARIS. Was für ein Krimi: Nils Ehlers und Clemens Wickler haben sich bei den Olympischen Spielen in Paris einen packenden Schlagabtausch mit den Australiern Thomas Hodges und Zachery Schubert geliefert und nach sechs abgewehrten Matchbällen ihren zweiten Sieg im zweiten Spiel gefeiert. Das DVV-Duo setzte sich nach fast einer Stunde knapp mit 2:1 (16:21, 21:18, 19:17) durch und kämpft damit am Samstag im letzten Vorrundenspiel um den Gruppensieg.
Auf dem Papier hätte die Partie eigentlich eine klare Angelegenheit sein müssen. Die Weltranglistendritten aus Deutschland trafen auf die Weltranglisten 19. Doch die Australier zeigten eine überragende Partie und machten es dem favorisierten DVV-Duo im ersten Aufeinandertreffen überhaupt sehr schwer.
Die Partie begann ausgeglichen, beim 3:3 packte Ehlers erstmals im Block zu. Der 2,10-Meter-Mann war es auch, der mit einem starken Aufschlag und anschließendem Angriff für die erste Zwei-Punkte-Führung sorgte (8:6). Die Australier glichen jedoch umgehend wieder aus (8:8). Und so gingen die Deutschen auch nur mit einem knappen Vorsprung in die technische Auszeit (11:10). Das DVV-Duo nutze seine Chancen nicht konsequent genug, während die Australier ein starkes Spiel ablieferten und deutlich über ihrem eigentlichen Leistungsniveau agierten. Mit einem Ass zogen sie auf 14:17 davon und erspielten sich vier Satzbälle. Direkt den ersten nutzten sie mit einem Block gegen Wickler.
Auch in Durchgang zwei lief es zunächst nicht wirklich rund und die Deutschen lagen schnell mit 1:4 zurück. Doch mit zwei Blocks von Ehlers und einem Ass des Blockspielers drehten sie den Spielstand (6:5) und erhöhten angefeuert von zahlreichen deutschen Fans durch gute Abwehrarbeit von Wickler auf 10:6. Die Australier, die sich etwas überraschend über das Olympia Ranking für Paris qualifiziert hatten, zeigten weiter eine starke Leistung und kamen auf einen Punkt heran (15:14). Doch Ehlers, der die Sideoutlast tragen musste, antwortete direkt mit einem Block zum 17:14. Die Weltranglisten 19. gaben jedoch nicht auf und kamen mit einem Ass wieder auf einen Punkt heran (18:17) und hatten sogar die Chance auf den Ausgleich, die sie jedoch nicht nutzten. Mit einem starken Aufschlag legte Wickler für Ehlers auf, sodass die Deutschen drei Satzbälle hatten. Den ersten wehrten die Australier noch ab, dann knallte Wickler seinen Angriff ins gegnerische Feld.
Im Tiebreak ging es hin und her, beide Teams schenkten sich nichts (5:5). Als sich die Australier erstmals mit zwei Punkten absetzen konnten, nahm das DVV-Duo beim 7:9 seine Auszeit. Als Ehlers am australischen Block scheiterte und der anschließende Angriff im Aus landete, wuchs der Rückstand sogar auf vier Punkte (7:11). Aber die Deutschen gaben sich nicht auf und kämpften sich mit einem Block von Nils auf 10:11 heran. Kurz darauf kam es zu einer kurzen Schrecksekunde, als Wickler nach einem Angriff auf einer Kamer am Netzpfosten landete. Der Abwehrspieler blieb kurz liegen, konnte dann aber weiterspielen und gab später auch Entwarnung, dass es nur der Schock gewesen sei. Beim 11:14 schien das Spiel gelaufen, doch Wickler wehrte den ersten Matchball mit einem cleveren Lineshot ab und servierte anschließend ein Netzroller-Ass. Auch beim dritten Matchball schlug Wickler stark auf, sodass Ehlers leichtes Spiel hatte und damit den 14:14-Ausgleich erzielte. Sein Block landete anschließend im Aus, aber auch den vierten Matchball wehrte Ehlers ab. Sein Aufschlagfehler bescherte den Australiern den fünften Matchball, doch auch ihr Aufschlag landete im Netz (16:16). Die Schlussphase des Spiels gehörte Nils Ehlers. Auch bei Matchball Nummer sechs behielt er die Nerven und sorgte mit seinem fünften Block für den ersten Matchball der Deutschen, den er direkt mit einem weiteren Block verwandelte.
Stimmen zum Spiel
Nils Ehlers: „Das war ein unfassbares Match, solche Spiele erlebt man selten in seiner Karriere. Ich bin stolz auf uns, dass wir nicht aufgehört haben, daran zu glauben. Es gab genug schwierige Phasen in dem Spiel. Die Australier haben alles reingehauen, alles getroffen. Dagegenzuhalten war eine Herausforderung, das haben wir gut gemeistert. Es ist geil, dass wir es am Ende drehen konnten. Dieses Comeback werden wir jetzt auch erstmal feiern.“
Clemens Wickler: „Das war ein krankes Spiel, die Australier haben nichts hergeschenkt, keine Fehler gemacht und uns mit ihren Aufschlägen unter Druck gesetzt. Sie haben ein Riesenspiel gemacht. Aber wir wussten, dass wir unsere Chance bekommen und sie knacken können. Am Ende haben wir uns für unseren Kampf belohnt. Es war auch sehr cool, die Unterstützung von den Rängen zu spüren, das hat uns in den entscheidenden Momenten nochmal geholfen.“
Trainer Thomas Kaczmarek: „Es war ein krasses Spiel. Mir hat sehr gut gefallen, dass die Jungs bis zum Ende gespielt, daran geglaubt und gekämpft haben. Aber ich möchte auch die Leistung der Australier hervorheben, die über drei Sätze hervorragend aufgeschlagen haben, gute Lösungen im Angriff gefunden haben und uns immer wieder in Bedrängnis gebracht haben.“