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HISTORISCHER ERFOLG

. . . für 3x3-Damen + + + Passionierte Auftritte beim 3x3 Europe Cup werden mit Silber belohnt + + + \\ DBB

Am Place du Trocadéro vor dem Pariser Eiffelturm verdienten sich Svenja Brunckhorst, Sonja Greinacher, Katharina Müller und Luana Rodefeld die Silbermedaille - (c) BDD

PARIS. 2019 nahmen die Herren als erste deutsche 3×3-Nationalmannschaft an einem FIBA 3×3 Europe Cup teil. In diesem Jahr qualifizierte sich zum ersten Mal die weibliche DBB-Auswahl – und feierte einen historischen Erfolg. Am Place du Trocadéro vor dem Pariser Eiffelturm verdienten sich Svenja Brunckhorst, Sonja Greinacher, Katharina Müller und Luana Rodefeld mit beeindruckendem Durchhaltevermögen und fokussierten Leistungen sensationell die Silbermedaille.

Am letzten Turniertag setzten sie sich im Viertelfinale gegen Ungarn (11:10) und in der Runde der besten Vier gegen Russland (14:12 n. V.) durch, bevor sie sich Spanien im Spiel um Gold mit 12:16 geschlagen geben mussten. Durch den Erfolg in der französischen Hauptstadt bucht Team Deutschland schon jetzt das Ticket für den FIBA 3×3 World Cup 2022 in Antwerpen.

Dass das Team von 3×3-Disziplinchef Matthias Weber auf dem Weg ins Finale Hochkaräter der europäischen 3×3-Elite hinter sich ließ, betont die steile Entwicklungskurve, auf der sich die DBB-Damen befinden. „Wir sind auf einem sehr guten Weg. Dieser herausragende Erfolg hier in Paris ist für den deutschen 3×3-Basketball zweifelsohne ein Meilenstein und qualifiziert uns direkt für den World Cup im kommenden Jahr. Ich bin unfassbar stolz darauf, was dieses Team geleistet hat. Dass am Ende die Silbermedaille steht ist wirklich großartig“, freute sich Weber über das Edelmetall.

Der Extraschritt, der den Unterschied machte

Früh im Viertelfinale war im deutschen Spiel ein klarer Plan erkennbar: Durch konsequentes Attackieren der Zone sollten gute Würfe entstehen. Vor allem Greinacher und Müller hätten das zu Beginn kaum besser umsetzen können: Mal im Abrollen nach punktgenauen Pässen von Brunckhorst, Mal aus dem Dribbling und eigener Kraft. Den deutschen Drives hatten die Ungarinnen wenig entgegenzusetzen. Als Rodefeld ohne Gegenwehr zur zwischenzeitlichen 7:4-Führung punktete, nahm sich die ungarische Defensive dies zum Anlass, einen Gang hochzuschalten. Auch offensiv fanden sie jetzt besser in die Partie. Der Vorsprung der deutschen Mannschaft schwand dahin, bis das Spiel zur Drei-Minuten-Marke wieder ausgeglichen war.

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Jetzt galt es sich in jeden Ballbesitz zu werfen, alles auf dem Court vor dem Pariser Eiffelturm zu lassen. Dem wurde die Mannschaft dann auch in allen Belangen gerecht. Greinacher verhinderte mit drei Blocks in den Schlussminuten vielversprechende Möglichkeiten der Ungarinnen und damit deren erste Führung der Partie. Stattdessen erarbeitete sich Müller im Nachfassen den entscheidenden Korb zum hauchdünnen Vorsprung. Diese Aktion der deutschen Nummer zwölf wenige Sekunden vor Schluss war sinnbildlich für die Qualitäten, die heute den Unterschied zwischen Ausscheiden und Weiterkommen machten: Es war die Leidenschaft, die Bereitschaft, den Extraschritt füreinander zu gehen, die das DBB-Team ins Halbfinale der siebten Auflage des 3×3 Europe Cups beförderte.

Angekommen in Europas Spitze

Im Halbfinale wartete mit der russischen Auswahl ein noch größerer Brocken. Mit olympischem Silber im Gepäck reisten die Russinnen nach Paris und blieben auf ihrem Weg ins Halbfinale ungeschlagen. Nach dem ersten Checkball der Partie setzten sie sofort ein Ausrufezeichen hinter ihren Favoritenstatus. Ihr 3:0-Lauf blieb unbeantwortet, bis Brunckhorst Greinacher stilgerecht per Wraparound bediente. Die Aggressivität, die die Vier mit dem Adler auf der Brust noch im Viertelfinale auszeichnete, ging in diesen Minuten verloren. Stattdessen schlichen sich Ballverluste ein, die den Rhythmus im Angriff verhinderten.

Nach fünf gespielten Minuten punktete Greinacher im zweiten Versuch zum 6:7. Deutschland kam über den Kampf wieder zurück ins Spiel und durch Rodefeld zum Ausgleich. Die Ballverluste ließen sich jedoch nicht endgültig abstellen und verhalfen dem russischen Team zu einem 11:8-Vorsprung. Wer dachte, Müller, Rodefeld und Co würden einknicken, der wurde an diesem lauen Pariser Sommerabend vom Gegenteil überzeugt. Nach russischem Ballverlust netzte Rodefeld den ersten Distanzwurf des Spiels und brachte damit die Aufholjagd der letzten 60 Sekunden auf den Weg.

Über bewährte Spielzüge sollte Greinacher am Zonenrand in Szene gesetzt werden, doch die russische Defensive wusste das zu verhindern. Mit elf Sekunden auf der Uhr bekam Brunckhorst die Gelegenheit, mit einem offenen Distanzwurf aus der Ecke die erste deutsche Führung der Partie zu besorgen, doch ihr Wurf wurde geblockt. Was darauf folgte, war nicht weniger als der wertvollste Rebound, den Sonja Greinacher in diesem Turnier holen sollte. Die deutsche Topscorerin verwandelte den Abpraller konzentriert in ihren neunten Punkt. Ausgleich. Verlängerung!

Dort war es wieder Greinacher, diesmal nach eigenem Fehlversuch, die Deutschland mit ihrem Treffer erneut die Führung bescherte. Den letzten Zähler der Partie, den Korb für den Finaleinzug, erzielte die DBB-Auswahl genauso wie den ersten: Brunckhorst fand Greinacher per Bodenpass vorbei an der Verteidigung. Ausgelassener Jubel, Sprachlosigkeit im Interview und pure Emotionen: Bei ihrer ersten Teilnahme am FIBA 3×3 Europe Cup schafften die 3×3-Damen den Schritt ins Finale!

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Silber!

Ähnlich wie im Halbfinale geriet das DBB-Team zu Beginn in Rückstand. Die Spanierinnen brachten ihre Offensive mit hochprozentigen Würfen direkt am Korb auf Temperatur und zeigten, dass sie nach der Finalniederlage 2019 gegen Frankreich dieses Mal nicht damit planten, die Heimreise ohne Gold anzutreten. Rodefeld sorgte mit ihrem Stepback von außen dann für die ersten deutschen Punkte (2:3). Darüber hinaus erspielte sich die DBB-Auswahl aber nur selten gute Würfe. Abhilfe schafften Müller, die sich über links ihren Weg zum Korb bahnte, und Brunckhorst, die aus der Mitteldistanz traf.

Defensiv warfen die 3×3-Damen alles in die Waagschale, konnten gegen die körperliche Überlegenheit der Spanierinnen am Zonenrand aber nur wenig ausrichten. Greinacher hielt mit einem Block dagegen, während Rodefeld ihren Touch fand und erneut per Stepback für Punkte sorgte. Mit 8:11 ging es in die letzten zwei Finalminuten. Erneut würde Deutschland ein Comeback starten müssen, um die Chance auf den Sieg zu wahren. Die beiden Treffer aus der Distanz durch Rodefeld und Brunckhorst schürten Hoffnung, doch Spanien ließ sich die Goldmedaille nicht mehr streitig machen und durfte sich nach dem 16:12-Sieg die Krone des europäischen 3×3-Basketballs aufsetzen.

Dass diese Niederlage gegen eine starke spanische Mannschaft den historischen Gewinn der Silbermedaille keineswegs schmälert, betonte 3×3-Chef Weber nach Spielende: „Es ist wirklich beeindruckend, wie die Damen hier aufgespielt haben. Sie waren eine echte Einheit. Auch im Finale haben wir uns wieder sehr gut präsentiert und kreative Lösungen gefunden, wenn es offensiv nicht mehr so lief. Allerdings haben wir noch zu viele offene Würfe verweigert. Nach unseren Skill-Workouts im Winter wird uns das in Zukunft nicht mehr passieren.“

Armin Andres, DBB-Vizepräsident Leistungssport, freute sich ebenfalls über den Gewinn der Silbermedaille: „Das ist ein großartiger Erfolg, ich gratuliere dem gesamten Team sehr herzlich. Die Silbermedaille unterstreicht die tolle Entwicklung im deutschen 3×3. Es ist bemerkenswert, wie schnell sich die Einrichtung des Bundesstützpunktes in Hannover ausgewirkt hat. Das stimmt uns auch weiterhin sehr zuversichtlich. Aber jetzt sollen unsere Damen erst einmal ordentlich feiern. Sie haben es sich verdient!“

Für Deutschland spielten:

Svenja Brunckhorst (0, 0, 4), Katharina Müller (3, 1, 2), Luana Rodefeld (1, 3, 6) und Sonja Greinacher (7, 10, 0) (alle Team Bundeswehr).

Alle Ergebnisse, Statistiken und Information zum FIBA 3×3 Europe Cup 2021 finden Sie hier.

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